Fulda. Die Palliativversorgung von schwerstkranken und sterbenden Menschen im Landkreis Fulda ist in den vergangenen Jahren stetig verbessert worden – vor allem dank Initiativen wie dem Hospiz- und PalliativBeratungsDienst DA-SEIN e.V. der Malteser , PalliativNetz Osthessen, Gesundheitsnetz Osthessen sowie dem Hospiz St. Elisabeth Fulda. Allein im vergangenen Jahr wurden rund 500 Patienten von den Mitarbeitern dieser vier Einrichtungen betreut und bis zu ihrem Tod begleitet. Eine flächendeckende, geregelte und finanzierte Versorgung ist jedoch noch lange nicht in Sicht. Dies betonten Vertreter der Hospiz- und Palliativinitiativen bei einem Treffen mit SPD-Politikern aus dem Hessischen Landtag und dem Stadtverband Fulda.
So kritisierte Oscar Krämer-Kilper vom PalliativNetz Osthessen unter anderem das Fehlen einer Krankenhaus-Palliativstation. „Dieses Thema ist in Fulda noch ein leeres Feld. Die nächste derartige Einrichtung befindet sich erst in Bad Hersfeld.“ Solche Stationen sind auf die Behandlung von Sterbenden spezialisiert, denen in der letzten Phase ihres Lebens zusätzliche Erkrankungen zu schaffen machen. Thomas Sitte von der Deutschen PalliativStiftung erläuterte: „Großflächige Wunden beispielsweise oder Darmverschlüsse müssen in einem Krankenhaus behandelt oder operiert werden. In einem Hospiz haben solche Eingriffe nichts zu suchen.“ Schließlich sei ein Hospiz ein „Ort des Wohnens und keine Intensivstation“, so der Stiftungsvorsitzende.
Kritik am sogenannten Entlassmanagement der Krankenhäuser äußerten Ralf Atzert und Dagmar Pfeffermann von der Pflegedienstleitung des Hospiz St. Elisabeth: „Wir wollen als Hospiz nicht das Sterbezimmer der Kliniken ersetzen.“ Die Krankenhäuser entließen schwerstkranke Patienten oft viel zu spät, „so dass wir dann keine vertrauensvolle Beziehung mehr zu unseren Gästen aufbauen können“, beklagte Atzert: „Dabei ist das doch die ursprüngliche Intention des Hospizgedankens.“ 2010 waren 95 Gäste im Hospiz St- Elisabeth, im Schnitt blieben ihnen nur noch 16 Tage zu leben. Pfeffermann fügte hinzu: „Es wäre auch schön, wenn die Beratung von Betroffenen und ihrer Angehörigen im Krankenhaus offener gehalten würde und die verschiedenen Angebote gleichrangig Erwähnung fänden.
Besonderer Gast bei dem Informationsgespräch in den Räumen der Deutschen PalliativStiftung in Fulda war der SPD-Gesundheitsexperte Dr. Thomas Spies. Er zeigte sich gut vorinformiert und von der Arbeit der Initiativen vor Ort beeindruckt: „Die ambulanten Strukturen und Kooperationen funktionieren in der Region Fulda vergleichsweise gut. Trotzdem gibt es noch vieles zu optimieren, und die Politik muss in einigen Punkten handeln, das ist unabdingbar“, erklärte der Landtagsabgeordnete. Er schloss sich insbesondere der Forderung nach einer Änderung des Betäubungsmittelgesetzes an, die den Palliativmedizinern mehr Rechtssicherheit bei ihrer ambulanten Arbeit bieten würde. „Die geltende Regelung ist grober Unfug“, sagte Spies. Nach derzeitiger Gesetzeslage dürfen Palliativmediziner einem sterbenden Patienten nur unmittelbar eine Dosis Schmerzmittel geben, jedoch keinen Vorrat bei ihm zu Hause lassen – auch nicht außerhalb der Apothekenöffnungszeiten. Dagegen wendet sich aktuell die Deutsche PalliativStiftung auch mit einer Petition an den Deutschen Bundestag.