Fulda. Einen “Tanz auf dem Tisch” hatte die Entertainerin Marianne Blum für die erste Veranstaltung 2011 ihrer Reihe “Gernsehen und Abendessen” angekündigt. Diese Ankündigung wurde von den Tänzern Jan-Andreas Hönscher und Jackson Ortega wörtlich genommen. Der gebürtige Fuldaer Hönscher, Inhaber der Tanzschule “La Danse”, und der aus Caracas stammende Venezuelaner Ortega tanzten nicht nur auf, an und sogar unter Tischen, sondern auch mit ihnen, wobei selbst die Diskussion, wo welcher Tisch hingestellt werden soll, tänzerisch ausgetragen wurde und so ganz nebenbei bewiesen wurde, dass die Tänzer auch Selbstironie zeigen können.
Fotos (49): Max Colin Heydenreich
Humoresk auch ihre performance zu dem französischen Chanson “Le petit bal perdu”. Sie erinnerte tatsächlich – wie von Marianne Blum anmoderiert – an Gehörlosensprache und fand fast ausschließlich im Sitzen statt. Doch natürlich kamen auch die Fans des klassischen Balletts an diesem Mittwochabend nicht zu kurz.
Denn Hönscher und Ortega zeigten auf der kleinen Bühne des Museumskellers vor ausverkauftem Haus, wie man die große Geste selbst auf kleinstem Raum zelebrieren und welchen Reiz ein solches Kammerspiel entfachen kann. Dabei bedienten sich die Tänzer aus der ganzen Welt der Bewegungskunst. Nicht nur klassische Posen konnte man sehen. Auch zeitgenössisches Tanztheater à la Pina Bausch oder John Neumeier war zu entdecken (wie z.B. zu der Musik von Philip Glas). Sogar Elemente der Pantomime und des japanischen Butoh verwendete Hönscher, der in Mannheim studiert hat, in seiner Choreographie. Eindrucksvoll wie sich die Tänzer zu dem experimentellen Stück Emerê von dem brasilianischen Musiker Tom Zé in tierartige Wesen verwandelten, die sich vorsichtig aber auch bedrohlich, langsam aber auch ruckartig über den Bühnenboden bewegten.
Dass die Sprache des Körpers den Tänzern eher liegt als der Umgang mit Worten, das stellte die Gastgeberin bei ihrer kleinen Talkrunde im letzten Showteil fest. Die Interviewsituation war den Männern sichtlich unangenehm. Sie waren froh, als sie alle Frgen beantwortet hatten, die Stühle wegräumen und zum Abschluss des Abends noch eine feurige südamerikanische Choreographie zu einem “Danzón” von dem kubanischen “Mambo-König” Perez Prado darbieten konnten. Dazu holten Jan-Andreas Hönscher und Jackson Ortega auch Damen aus dem Publikum auf die Bühne. Wenn es nicht Mittwoch Abend gewesen wäre, dann hätten einige von ihnen sicher gern noch länger dort weitergetanzt.