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Umfassendes Hilfsangebot für trauernde Eltern – Neuer Verein im Main-Kinzig-Kreis – Interview mit Dieter Kuske

Main-Kinzig-Kreis. Ein Kind ist gestorben, eine Welt bricht zusammen, nichts ist mehr wie es einmal war. Egal, ob das Kind noch vor der Geburt oder erst als Erwachsener starb, ob durch Krankheit, Unfall, Suizid oder Gewaltverbrechen — in jedem Fall ist der Schmerz unermesslich. Die Beziehungen zu anderen Menschen, zu alten Freunden werden oft schwierig, da sich diese aus Hilflosigkeit im Umgang mit der Trauer zurückziehen, das Thema verdrängen.

In den ersten Tagen und Wochen ist eine Begleitung durch Menschen, die Ähnliches erlebt haben, besonders wertvoll, die bei unwiederbringlichen Situationen wie Abschied, Vorbereitung der Trauerfeier und Bestattung zur Seite stehen und die Trauernden in ihrer Verlassenheit und Verzweiflung auffangen.

Trauernde fragen sich in dieser Situation: Wie kann ich weiterleben? Wo finde ich jemanden, der vergleichbares erlebt hat? Wer sagt mir, dass meine Gedanken und Gefühle noch normal sind? Und wie komme ich mit den entstehenden Problemen in der Partnerschaft zu Recht, wie finde ich wieder Zugang zu den trauernden Geschwistern? Wie kann ich diesen Verlust als Teil meiner Lebensgeschichte annehmen?

In dieser schwierigen Situation gibt es im Main-Kinzig-Kreis ein breites Hilfsangebot.  So kooperiert der Verein Trauernde Eltern e.V. Main – Kinzig – Kreis- Hessen in Kooperation mit der Trauerarbeit im Bistum Fulda. Das Angebot wird ergänzt durch Beratung auf verschiedenen Ebenen, weitere spezifische Gruppen, die sich mit der Trauer von Eltern befassen sowie unterstützende Maßnahmen, etwa Qigong als „seelisches“ Ausgleichstraining.

Informationen gibt es persönlich und telefonisch im Büro (Im Bangert 4, 63450 Hanau) montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 14 bis 17 Uhr. Außerhalb der Bürozeiten (länger klingeln lassen) wird der Anschluss auf Werner Gutheil umgeleitet, der als Trauerseelsorger fungiert. Der Anruf läuft also niemals „ins Leere“.

Telefon Trauernde Eltern e.V. 06181 – 42 888 05
Auch per Fax 06181 – 42 898 55
E-Mail: trauerwarumallein@gmx.de

Herr Kuske, wie kam es zu der Gründung des Vereins?
Nach dem Tod unserer Tochter Genevieve suchten wir professionelle Hilfe, da wir schnell merkten, dass wir alleine bei der Trauerbewältigung vor einem Abgrund standen. Die Kraft, die kurz nach der Todesnachricht vorhanden war, um die Überführung, die Beerdigung und erste Hilfe bei den Mitschülern zu bewältigen, war schnell aufgebraucht.

Die Suche nach Hilfe verlief oft im Sande, da die kirchlichen Institutionen sich diesem Thema nicht stellten und keine Hilfe für uns waren. Ausdrücklich ging es uns nicht um eine Hilfe durch Fachärzte, um eine gewisse Zeit mit Medikamenten zu überbrücken. Das wollten wir persönlich nicht – womit ich diese Form der Unterstützung nicht generell werten will. Ich arbeitete damals in München und fand bei einem dortigen Verein verwaister Eltern Hilfe, die darin bestand in Einzel- und Gruppengesprächen sich mit dem Tod von Genevieve auseinander zu setzen.

Meine Frau fand erst spät in Einzelgesprächen Hilfe, die umso intensiver waren und oft auch die Frage auftauchte „was bringt es mir.“ Der Kontakt zu Pfarrer Werner Gutheil, mit dem wir die Idee einen Verein nach dem Vorbild der „verwaisten Eltern München e.V.“ aufzubauen und den daraus resultierenden intensiven Gesprächen, war für meine Frau und mich dann ein wahrer Segen..

Nicht zu vergessen, waren gute Freunde von uns, die es nicht scheuten weiter den Kontakt mit uns zu halten und uns unterstützen, mit den kleinen Dingen, die für das täglich Leben wichtig sind (z. B. „ich habe einen Kuchen gebacken, „koche uns doch einen Kaffee, „kann ich dir im Haushalt was helfen“ oder „kommt heute Abend zum Essen zu uns in der großen Runde schmeckt es besser“ – es waren viele solche Angebote, „Kleinigkeiten“, die in unserer Situation aber eine enorme Bedeutung haben, weil unsere Situation eben nicht mehr der ganz normale Alltag war. Die eigenen Erfahrungen rund um den Tod eines Kindes, zeigen wie wichtig es ist schnelle und professionelle Hilfe zu bekommen. So ist unserer Verein nicht zuletzt ein Dank an all diese Freunde, die uns so sehr geholfen haben.

Wie werden Sie das Vereinsangebot konkret ausgestalten?

Die Begleitung umfasst Einzelgespräche, Gruppengespräche und diverse Seminare zur Trauerbewältigung. Darüber hinaus soll es Angebote für Kindergärten und Schulen geben, um zum einen sich über das Thema „Tod eines Kindes“  zu informieren und wie gehe ich damit um, wenn es in meinem Umfeld eintritt. Nicht zu vergessen sind die Geschwisterkinder und Großeltern, für die Zukunft wollen wir auch hier entsprechende Angebote machen, im Moment können wir für Geschwisterkinder entsprechend der Altersgruppe an verschiedene Adressen verweisen.

Was werden Ihre nächsten Schritte sein?

Die Angebote sind im Januar angelaufen und werden in einem regelmäßigen Rhythmus angeboten. Außerdem bereiten wir derzeit Informationsmaterial vor und einen Internetauftritt, damit man uns auf möglichst vielen Wegen finden kann. Denn wer in einer solchen Situation ist, braucht die Hilfe schnell, man hat auch gar nicht die Kraft, lange zu suchen. Deswegen wollen wir weithin sichtbar und schnell und problemlos von denen erreichbar sein, die sich Hilfe von uns versprechen. Außerdem möchten wir Kontakt zu professionellen Helfern herstellen, die uns unterstützen können und unterstützen wollen. Nicht zuletzt intensivieren wir derzeit die Suche nach Sponsoren, denn wir benötigen – neben der inhaltlichen Unterstützung – eben auch Geld.

Telefon Trauernde Eltern e.V. 06181 – 42 888 05
Auch per Fax 06181 – 42 898 55
Auch per e-Mail sind wir gerne für Sie erreichbar: trauerwarumallein@gmx.de
Spendenkonto: Bistum Fulda- Trauerarbeit
Kontonummer: 44 0 73
Sparkasse Hanau: 506 500 23
Verwendungszweck: Trauernde Eltern
Bitte vollständige Adresse angeben, wenn über 200 € Spende

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