Hessen. Der Zustand der Autos in Deutschland und Hessen hat sich weiter verschlechtert: Nahezu jedes fünfte Auto ist in diesem Jahr bei der Hauptuntersuchung (HU) durchgefallen. Die Quote der untersuchten Autos mit erheblichen Mängeln ist gegenüber dem Vorjahr um 1,9 Punkte auf 19,5 Prozent angestiegen. Schon zum dritten Mal in Folge ist damit die Zahl derjenigen Autos gewachsen, die zunächst in die Werkstatt mussten, bevor sie die Plakette von einer Überwachungsorganisation erhielten: Von 15,7 Prozent im Jahr 2007 auf jetzt fast 20 Prozent.
Dies geht aus dem AUTO BILD TÜV-Report 2011 hervor, der am 16. Dezember in Berlin vorgestellt wurde. Nahezu siebeneinhalb Millionen Hauptuntersuchungen im Zeitraum zwischen Juli 2009 und Juni 2010 wurden dafür ausgewertet, mehr als 200 Modelle sind mit ihren Stärken und Schwächen beschrieben. Im TÜV-Report berichten die TÜV-Gesellschaften gemeinsam mit der „Auto-Bild“ jedes Jahr umfassend zum Stand der Verkehrssicherheit in Deutschland. Seit 40 Jahren ist der Bericht der wichtigste Gebrauchtwagenratgeber auf dem deutschen Markt.
Auch in Hessen ist der gleiche starke Anstieg von Autos mit sicherheitsrelevanten Mängeln zu verzeichnen: von 17 Prozent im Vorjahr um zwei Punkte auf jetzt 19 Prozent. Das bedeutet: Bei nahezu jedem fünften vom TÜV Hessen untersuchten Auto stellten die Prüfer erhebliche Mängel bis hin zur Verkehrsunsicherheit fest. Insbesondere ältere Fahrzeuge in Hessen sind in zunehmend schlechtem Zustand.
In Hessen erhält fast jedes fünfte Auto zunächst keine Plakette
In Hessen gab es ebenso wie im Bundesschnitt eine spürbar negative Verschiebung. Insgesamt liegt die Mängelquote laut TÜV Hessen in etwa im Bundestrend: Hier erhielten 19 Prozent der zur HU vorgeführten Wagen im ersten Anlauf keine Plakette und mussten den Umweg über eine Werkstatt in Kauf nehmen. Im Jahr 2007 hatte die Mängelquote in Hessen noch bei 15 Prozent gelegen. In Hessen werden rund 1,7 Millionen Hauptuntersuchungen pro Jahr vorgenommen, rund 650.000 davon führt der Marktführer TÜV Hessen durch. Im Schnitt hat jedes geprüfte Fahrzeug 1,3 Mängel in Hessen. Die meisten erheblichen Mängel treten an der Beleuchtung auf. Daneben beanstandete der TÜV besonders häufig Vorder-und Hinterachsen, Bremsleitungen und Schläuche.
Hessen: Ältere Fahrzeuge in schlechtem Zustand
Die Zahl der geringen Mängel nahm dagegen zum dritten Mal in Folge ab, wenn auch nur marginal: die Prüfer des TÜV Hessen stellten nur noch bei jedem vierten Fahrzeug (2009: 26 Prozent; 2007: 32 Prozent) leichte Mängel fest. Gut jedes zweite Fahrzeug (56 Prozent; Vorjahr: 57 Prozent) geht ohne Beanstandung durch die HU. Gegenüber dem Vorjahr unverändert bei 8 Prozent aller Fahrzeuge, die bis zu fünf Jahre alt sind, stellte der TÜV Hessen sicherheitsrelevante Mängel fest. Bei den Sechs- bis Neunjährigen wiesen 18 Prozent (2009: 17 Prozent) erhebliche Mängel auf. Insbesondere bei den älteren Fahrzeugen hat der TÜV Hessen im letzten Jahr deutlich mehr erhebliche Mängel registriert.
Mit 26 Prozent (Vorjahr: 24 Prozent) bekam mehr als ein Viertel aller mindestens zehn Jahre alten Autos in Hessen die Plakette erst nach einem Besuch in der Werkstatt. Der deutliche Anstieg der Mängelquote lässt sich aus Sicht des TÜV Hessen allerdings nicht damit erklären, dass es mehr ältere Fahrzeuge gibt: Die Anzahl der in Hessen geprüften Autos, die älter als neun Jahre sind, lag 2010 bei 43 Prozent (Vorjahr: 42 Prozent). Nur deren „Qualität“ (Pflege- und Erhaltungszustand) hat sich gegenüber dem Vorjahr deutlich verschlechtert.
TÜV Hessen: typisch in Krisenzeiten – weniger Geld für Wartung oder neues Auto
Vielmehr vermuten die TÜV-Experten, dass die hohen Unterhaltskosten für Autos eine mögliche Ursache für die deutlich gestiegene Mängelquote sind. Im Auswertungszeitraum von Juli 2009 bis Juni 2010 blieben die Spritpreise meist auf hohem Niveau. Ein Zusammenhang zwischen dem Geld, das die Bürger in der Tasche haben, und dem Zustand der Fahrzeuge ist erkennbar: gerade bei älteren Fahrzeugen werden notwendige Reparaturen und Wartungsarbeiten offenbar häufig aufgeschoben. Ebenso werden Autos deutlich länger gefahren und nicht so schnell ersetzt. Sprich: die mittlere Lebenserwartung eines Fahrzeugs hat sich erhöht.
Während der Wirtschaftskrise registrierte der TÜV Hessen insbesondere in den hessischen Ballungszentren viele Fahrzeuge, die in schlechtem Zustand waren. Dieser Trend hat sich mit der Erholung von dem Wirtschaftseinbruch in diesem Jahr etwas umgekehrt: Im Gebiet Frankfurt/Offenbach sank die Zahl der Fahrzeuge mit erheblichen Mängeln um drei Punkte auf 23 Prozent, im Gebiet Kassel um einen Punkt auf 20 Prozent. Um zwei Punkte verringerte sich auch im Gebiet in und um Darmstadt die Zahl der reparaturbedürftigen Autos: Hier wird noch 18 Prozent die Plakette vorerst versagt.
Dass der Landesdurchschnitt dennoch von 17 auf 19 Prozent geklettert ist, liegt auch daran, dass sich in ländlichen Regionen die Werte verschlechterten: So gab es 2009 noch etwa im Odenwald, in Hersfeld, Hanau oder in der Wetterau Mängel-Quoten von teilweise unter 16 Prozent. Ein Jahr später weisen etwa die in den Regionen Gießen und Hanau geprüften Fahrzeuge einen Mängelschnitt von 18 Prozent auf, und im Bereich der TÜV Hessen-Niederlassung Fulda/Hersfeld waren es 16 Prozent. Positiv ragt aus der Mängelstatistik des TÜV Hessen die Region Wiesbaden mit 15 Prozent heraus. Die Behördenstadt zählt etwa den Rhein-Taunus-Kreis zu ihrem Einzugsgebiet – der Pflege- und Erhaltungszustand ist dort offensichtlich viel besser als im Rest des Landes. Der AUTO BILD TÜV Report ist am Freitag, 17. Dezember 2010, erschienen und ist an jeder TÜV-Station sowie im Zeitschriftenhandel erhältlich.
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.tuev-hessen.de.