Petersberg. Unterrichtsfrei gab es – anders als in der vergangenen Woche berichtet – für die Jungen und Mädchen der neugebauten Rauschenbergschule in Petersberg wegen des Umzugs in das neue Schulgebäude nicht. Traurig war darüber wohl dennoch keiner der 90 Grundschülerinnen und Grundschüler, denn im Sinne des Spruchs, dass jedem Neuanfang ein Zauber innewohne, machte das Lernen in den neuen Räumen gleich mehr Spaß. Eine historische Besonderheit stellte der Umzug auch für Landrat Bernd Woide dar: Die Rauschenbergschule ist die erste Grundschule, die vom Landkreis gebaut wurde. Alle anderen Schulgebäude hatte der Kreis im Zuge der Gebietsreform von den Kommunen übernommen. Deshalb sollte diese Schule ein kindgerechtes Kleinod werden. Den extra ausgeschriebenen Architektenwettbewerb hatte das Architekturbüro Sturm und Wartzeck aus Dipperz im Juni 2009 gewonnen.
Nach dem Umzug wird das Gebäude der ehemaligen Grundschule umgebaut und erweitert, so dass dort das neue Kompetenzzentrum für Sprache und Erziehung einziehen kann. Während sich die Zahlen der Grundschüler für die nächsten Jahre relativ genau prognostizieren lassen, ist die Bedarfsentwicklung für das Kompetenzzentrum noch offen. Das Gelände der ehemaligen Rauschenbergschule bietet nach Auskunft des Ersten Kreisbeigeordneten Dr. Heiko Wingenfeld aber ausreichend Platz für etwaige weitere Anbauten. 2,2 Millionen Euro hat der Neubau der Rauschenbergschule gekostet; weitere Investitionen sind für den Umbau des bestehenden Schulgebäudes zum Kompetenzzentrum für Sprache und Erziehung vorgesehen, wobei die Mittel zu wesentlichen Teilen aus dem Konjunkturprogramm finanziert werden.
Lichtdurchflutet und farbenfroh präsentierte sich die neue Schule ihren künftigen Nutzern, als diese vergangene Woche – bepackt mit Mal- und Bastelkartons, Grünpflanzen, langen Tafellinealen und Zahlenstrahlen – einzogen. Die Jungs aus der dritten Klasse jubelten: Als Bayern-Fußballfans gefiel es ihnen, dass ihnen die „rote Klasse“ zugewiesen wurde. Ihrer Klassenkameradin Mona hätte auch die „grüne Klasse“ gefallen, aber in dieser werden die Zweitklässler unterrichtet. Pink sind Garderobe und Einbauschränke für die Erstklässler und gelb die für die Viertklässler. Zwischen Mädchen- und Jungentoiletten befindet sich ein Behinderten-WC. „Momentan wird es nicht benötigt, aber vielleicht in Zukunft“, erklärt Schulleiterin Gabriele Schmitt-Lauer.
Auch schöne Erinnerungen an ihre „alte“ Schule nehmen die Kinder mit: „Im Winter haben wir einen Riesenschneemann gebaut“, erzählt Marlene. Jonas bedauert, dass auf dem Gelände der neuen Schule nicht so viel Platz zum Fußballspielen sei. Doch Frau Schmitt-Lauer tröstet ihn. Noch ist der Platz rund um die Schule eine Baustelle, aber geplant sind auch zwei Fußballtore und Spielgeräte.
Auch wurden Möbel neu angeschafft. Trotzdem gab es schwere Gegenstände, die eine Umzugsfirma von der einen in die andere Schule transportierte. „Wie geht es Ihrem verletzten Finger?“ erkundigte sich die Schulleiterin bei einem der Möbelpacker am zweiten Umzugstag. „Ist schon fast wieder geheilt“, beruhigte dieser. Sein Kollege sprach Gabriele Schmitt-Lauer an: „Es ist toll, wie Sie hier alles organisieren. Ich hoffe, Sie haben mir nicht übel genommen, dass ich gestern scherzhaft sagte, Sie sähen gestresst aus?“ Die Schulleiterin entgegnete lachend: „War ich in dem Moment ja wirklich.“ Dann gibt sie Anweisungen, welches Mobiliar in das neue Gebäude transportiert werden soll, welches für die Johannes-Hack-Schule bestimmt ist und was in das Schulmöbellager des Landkreises in Eichenzell geschafft werden kann.
Während für Lehrerinnen und Kinder der Alltag einkehrt, ist für Gabriele Schmitt-Lauer der Ausnahmezustand noch nicht beendet: In den nächsten Wochen wird mit dem Umbau der alten Rauschenbergschule zum Kompetenzzentrum für Sprache und Erziehung begonnen. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, würden die Fußballfans aus der dritten Klasse vielleicht sagen. Doch zwischendurch gibt es eine „Siegesfeier“: Am 1. Dezember wird die neue Grundschule eingeweiht. Klar, dass dann auch „Bauherr“ Bernd Woide und sein Stellvertreter Dr. Wingenfeld mitfeiern.