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Tiere auf der Weide – ist das im Winter ein Tierschutzproblem?

Vogelsbergkreis. Wie jedes Jahr im Spätherbst, erreichen das Veterinäramt zahlreiche Anrufe besorgter Bürger, die um das Wohlergehen von Weidetieren fürchten. Unbegründet sind die Bedenken oftmals nicht, denn auch Weidetiere wie Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde empfinden bei „schlechtem Wetter“ Unbehagen und können sogar erheblich darunter leiden. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass das „Behaglichkeitsempfinden“ bei Tieren nicht unmittelbar mit dem des Menschen zu vergleichen ist und selbst innerhalb verschiedener Tierarten und Rassen deutlich variiert. Darauf macht Veterinärdirektorin Dr. Maria Litmeyer in einer Pressemitteilung aufmerksam.

Auf die richtige Freilandhaltung kommt es an

Für Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen ist es aus Tierschutzgründen sogar zu befürworten, dass sie im Freien gehalten werden, entscheidend sind jedoch die Möglichkeiten die sich den Tieren auf den Weiden bieten. Im Gegensatz zur reinen Stallhaltung hat die richtig durchgeführte Freilandhaltung positive Auswirkungen auf den Bewegungs- und Atmungsapparat der Tiere. Unsere einheimischen Nutztierrassen sind in der Regel sehr kälteresistent und empfinden trockene Kälte bis in den negativen Temperaturbereich nicht als Beeinträchtigung ihres Wohlbefindens.

Problem: Kälte plus Nässe plus Wind

Was Rinder, Pferde und Schafe beeinträchtigt, sind niedrige Temperaturen in Verbindung mit Nässe und Wind. Eine solche Witterungslage kann dazu führen, dass die Tiere stark auskühlen, erkranken und erheblich leiden. Der Tierhalter muss dem entgegenwirken in dem er die Tiere auf Flächen unterbringt die einen effektiven Witterungsschutz bieten.

Windschutz

Ein ausreichender Witterungsschutz ist gekennzeichnet durch einen Windschutz und eine trockene Liegefläche die groß genug ist um allen Tieren gleichzeitig Platz zu bieten. Die Schaffung einer trockenen Liegefläche kann bei einem nicht überdachten Witterungsschutz und Regenperioden dabei außerordentlich aufwändig sein und zu einem großen Bedarf an Stroh als Einstreu führen.

Die im Freien gehaltenen Tiere müssen einen guten bis sehr guten Ernährungszustand aufweisen. Zu beachten ist, dass der Energiebedarf der Weidetiere im Winter durch widrige Witterungsverhältnisse deutlich ansteigt. In den Wintermonaten reicht der natürliche Bewuchs der Weideflächen nicht mehr als Nahrungsgrundlage für die Tiere aus, weshalb in jedem Fall eine art- und bedarfsgerechte Zufütterung von Kraftfutter, Silage oder Heu erfolgen muss.

Zufüttern

Die Zufütterung hat so zu erfolgen, dass eine Verunreinigung des Futters sowie Auseinandersetzungen zwischen den Tieren auf ein Mindestmaß begrenzt werden. Das Futter sollte nicht unmittelbar auf dem Boden angeboten werden, da sonst die Tiere im Futter stehen und es vollkoten. Die Weidefläche sollte so groß sein, dass eine Zerstörung der Grasnarbe auch bei anhaltend nasser Witterung nicht gegeben ist. Um dem entgegen zu wirken, ist es deshalb notwenig, die Futterstelle regelmäßig zu wechseln. Den Weidetieren muss jederzeit Wasser in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung stehen.

Das bedeutet, dass auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt die Versorgung der Tiere mit Trinkwasser aus funktionsfähigen Tränkeeinrichtungen sicher zu stellen ist. Schnee als Wasserquelle ist ungeeignet, da zu große Mengen aufgenommen werden müssten um den Flüssigkeitsbedarf zu decken und die Weidetiere zusätzlich auskühlen. Zu keiner Zeit kann der Wasserbedarf der Tiere über das in der Nahrung gebundene Wasser gedeckt werden.

Tägliche Kontrolle

Entscheidend für eine artgerechte Haltung im Freiland ist die tägliche Kontrolle aller Tiere durch den Tierhalter und die Möglichkeit schwache oder kranke Tiere von der Herde zu trennen und aufzustallen. Nur gesunde Tiere sind für eine Freilandhaltung geeignet, da nur diese über ein ungestörtes Thermoregulationsvermögen und eine hohe Kältetoleranz verfügen. Werden die Grundsätze der fachgerechten Weidehaltung berücksichtigt, steht auch die Freilandhaltung im Winter nicht im Widerspruch zum Tierschutz.

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