Fulda. Der Verein „Eine Schule für Alle! In Fulda e.V.“ – Verein zur Förderung inklusiver Schulbildung im Landkreis Fulda – lud am 29. Oktober zu seiner Auftaktveranstaltung ein. Der Vereinsvorsitzende Christian Brandt begrüßte die rund 80 Gäste in der Aula der Caritas Behindertenhilfe und machte in seiner Einleitung deutlich, dass Inklusion mehr ist, als ein neues Wort für Integration in der Schule. Hinter dem Begriff stehe für den Verein eine besondere Haltung, die jeden Menschen in der Gesellschaft als gleichberechtigtes Mitglied betrachtet, unabhängig von Herkunft, Fähigkeiten, Einschränkungen oder sonstigen Merkmalen, die uns als Menschen unterscheiden.
Referentin Sibylle Hausmanns, Mitglied im Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft „gemeinsam leben – gemeinsam lernen“, erläuterte die Bedeutung der UN-Behindertenrechtskonvention, die 2006 von den Vereinten Nationen abgestimmt wurde. Hausmanns hob hervor, dass durch den neuen Behindertenbegriff, der umwelt- und einstellungsbedingte Barrieren als Behinderung benennt, Herausforderungen entstehen, die uns alle angehen. Durch die UN-Konvention wurde eine grundsätzliche Werteentscheidung zugunsten inklusiver Bildung getroffen. Im Unterschied zur bisherigen Regelung muss nicht mehr begründet werden, dass ein Kind mit sonderpädagogischem Förderbedarf die allgemeine Schule besuchen kann. Zukünftig ist zu erläutern, wenn dieses Kind nicht in die Regelschule gehen soll.
Kristin Schmitt, Vorstandmitglied des Fuldaer Vereins, beschrieb anschließend eindrücklich die Vision einer inklusiven Schule, die allen Kindern einen gemeinsamen Lern- und Lebensraum ermöglicht. Die Vielfalt der Kinder, die aufgrund der unterschiedlichen persönlichen und familiären Voraussetzungen besteht, wird als Chance begriffen, um Kinder auf ihrem schulischen Weg optimal zu begleiten. Diesen Grundsatz griff Lutz Kunze auf. Der pädagogische Leiter der Integrativen Schule Frankfurt forderte: „Schule soll helfen, über Hindernisse hinweg zu kommen und zwar für alle Kinder“. Im Folgenden gab der Schulleiter einen kurzen Einblick in den Unterrichtsalltag seiner Schule: Während des Unterrichts arbeiten zwar alle Kinder am selben Thema, jedes aber in seinem eigenen Lerntempo. Es gibt Phasen, in denen einzelne Kinder oder Gruppen auf ihrem Entwicklungsniveau lernen, und Phasen, in denen dann alles zusammengeführt wird. Zudem gibt es auch eine angemessene Rückmeldekultur durch Lernentwicklungsberichte statt Ziffernoten. „Wichtig ist der Blick auf den Einzelnen“, betont Kunze.
Zum Abschluss der Veranstaltung warb Vorstandsmitglied Carolin Hohmann darum, die Arbeit des Vereins aktiv zu unterstützen und den noch kleinen Kreis der Mitglieder zu erweitern. Der Verein „Eine Schule für Alle! in Fulda e.V.“ hat sich zum Ziel gesetzt, Öffentlichkeitsarbeit zum Thema inklusive Bildung zu betreiben, Schulen zur Veränderung anzuregen und dabei zu unterstützen sowie Schulträger für eine inklusive Schule zu suchen. Der Abend endete mit einem regen Austausch, der vom Duo „Chris and Me“ begleitet wurde, das die Veranstaltung musikalisch umrahmte.