Fulda. Es herrschte große Einigkeit darüber, dass die Sperrstunde nicht die Lösung im Interessenkonflikt zwischen Anwohnern und Feiernden gebracht hat. “Hier wird versucht, eine unsinnige Regelung mit bunten Farben und einem lächelnden Smiley als Patentrezept gegen alle Probleme mit dem Nachtleben in Fulda zu verkaufen”, sagte der Unterbezirksvorsitzende Thomas Weber und griff damit die Kritik der JuLis am Konzept der Stadtverwaltung auf. Ergänzend zu der Aussage des JuLi-Kreisvorsitzenden, Menschen ließen sich nicht vorschreiben, wann die Party beendet sei, fügte er hinzu: “Wer auf seine Plakate ’20:00 Uhr – Partytime’ schreibt, zeigt allein schon damit, dass seine Politik an der Realität vorbei geht. Ich kenne niemanden, der schon um 20.00 Uhr feiern geht, und ich glaube auch nicht, dass sich das Fuldaer Partyvolk durch die Wünsche des Oberbürgermeisters diesbezüglich beeinflussen lässt.”
Der SPD-Nachwuchs äußerte großes Verständnis für die Beschwerden vieler Anwohner, die über Lärmbelästigung und Vandalismus klagen. Diese Probleme könnten aber weder durch begrenzte Öffnungszeiten von Kneipen noch durch die vor einigen Monaten ebenfalls vorgeschlagene Videoüberwachung behoben werden. Stattdessen fordern die Jusos, dass die Präsenz von Ordnungsamt und Polizei in den ‘Problembereichen’ gezielt verstärkt werden müsse. “Leute, die – wie der Oberbürgermeister es will – friedlich feiern, werden sich durch die Anwesenheit von Ordnungskräften kaum stören lassen. Diejenigen allerdings, die bewusst Lärm verursachen und randalieren wollen, werden sich das beim Anblick von Polizisten wahrscheinlich zweimal überlegen”, erläuterte der Vorsitzende den Vorschlag. “Sollten trotzdem einige Personen für Ärger sorgen, könnte schnell eingegriffen werden.”
Eine Sperrstunde, deren gesetzliche Grundlage sowieso fraglich sei, führe hingegen nur dazu, dass um 3.00 Uhr auf einen Schlag alle Kneipenbesucher im Bermudadreieck vor die Tür gesetzt würden. So entstehe mitten in der Nacht zwangsläufig eine deutlich größere Geräuschkulisse als diejenige, die die kleinen Grüppchen von Partygängern sonst verursachten. Somit sei die Sperrstunde weder im Sinne der Anwohner noch der Feiernden. “Uns ist bewusst, dass der Einsatz von mehr Ordnungskräften natürlich höhere Kosten verursacht. Wenn der Stadt aber an einer echten und dauerhaften Lösung des Problems gelegen ist, muss sie bereit sein, diesen größeren finanziellen Aufwand zu schultern”, forderte Weber. An andere Jugendorganisationen in der Stadt gerichtet, machte der Vorsitzende ein Angebot zur Zusammenarbeit: “Es ist schade, dass wir es nicht schon vor der Einführung der Sperrstunde geschafft haben, eine gemeinsame Linie zu finden. Ich denke, bei diesem Thema fällt uns das eigentlich nicht besonders schwer. Wir sollten gemeinsam gegen diese unsinnige Regelung vorgehen.”