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Bischof Algermissen feierte Pontifikalamt zur Eröffnung des Kongresses „Freude am Glauben“

Fulda. „Die Gemeinschaft mit dem Nachfolger des hl. Petrus ist die eigentliche Stärke, garantiert die Einheit, bewahrt vor verderblichem Subjektivismus, profilloser Gleichgültigkeit und der Gefahr einer ‚Zeitgeist-Kirche’.“ Dies betonte der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen am Freitag bei der Eröffnung des zehnten Kongresses „Freude am Glauben“, der mit einem Pontifikalamt im vollbesetzten Hohen Dom zu Fulda begann. Unter Bezugnahme auf die enge Rombindung des hl. Bonifatius im 8. Jahrhundert und die Ermutigung der deutschen Katholiken durch den Besuch Papst Johannes Pauls II. in Fulda 1980 stellte der Oberhirte heraus, dass es wichtig sei, über den eigenen Kirchturm hinauszuschauen und sich nicht auf die „hausgemachten Probleme“ zu fixieren, wie dies in Deutschland immer wieder geschehe. Den Teilnehmern des diesjährigen Kongresses „Freude am Glauben“ dankte er für ihre Treue. Noch nie in den letzten Jahrzehnten seien überzeugte und fundierte katholische Christen so wichtig gewesen wie in den letzten Monaten. „Nur wirklich tief Überzeugte können andere überzeugen, können verlorenes Terrain und Vertrauen zurückgewinnen.“

Als das Programm für den diesjährigen Kongress „Freude am Glauben“ vorbereitet worden sei, habe niemand ahnen können, wie aktuell das Motto „Die Kirche – Dienerin der Wahrheit und Zeichen des Widerspruchs“ durch die Entwicklung der letzten sechs Monaten werden würde. „Die Kirche, geschwächt durch sexuelle Missbrauchsfälle und nicht selten von den Medien vorgeführt und diskreditiert, ist in Gefahr, sich in eine Nische zurückdrängen zu lassen, wie es ja manche Politiker seit längerem fordern, weil sie ihre warnende und mahnende Stimme als lästig erfahren“, hob der Bischof hervor. Die Kirche sei vom Schriftsteller Martin Mosebach selbst als ein „Missbrauchsopfer“ bezeichnet worden, weil einzelne Priester ihr Gelübde gebrochen und die Kirche verraten hätten. Dieser Verrat sei sehr bedrückend und führe bei vielen Priestern, die ihren Dienst authentisch und überzeugend tun, ebenso wie in den Gemeinden zu „lähmender Resignation“. Verstärkt werde dies noch durch einen „rapide wachsenden Verlust an Glauben und Transzendenz sowie durch die Not der Glaubensweitergabe an die jüngere Generation“, zeigte sich Algermissen überzeugt.

Die hl. Monika, die Mutter des hl. Augustinus, sei Zeugin dafür, dass solche Not auch Menschen in der frühen Kirche bewegte. Denn sie hatte es mit ihrer Glaubensüberzeugung nicht leicht, da ihr Mann ungetauft war und ihr Sohn sie zunächst wegen ihrer Frömmigkeit verspottete und ein ausschweifendes Leben führte. Erst spät fand er die Kraft zu einer grundsätzlichen Entscheidung und nach langem innerem Kampf seinen Frieden. Diese Heilige stehe für die tröstliche Lebenserfahrung: „Wenn du mit deinen Kindern nicht mehr über Gott sprechen kannst, kannst du immer noch mit Gott über deine Kinder sprechen“.

Angesichts einer verschärften Diasporasituation im eigenen Land rief der Fuldaer Bischof die Ermutigung in Erinnerung, die Papst Johannes Paul II. seines ersten Besuchs am 18. November 1980 bei der Eucharistiefeier auf dem Domplatz in Fulda geschenkt habe: „Viele sagen, die Geschichte der Kirche in Eurem Land neige sich jetzt ihrem Ende zu. Ich sage Euch: Diese Geschichte des Christentums in Eurem Land soll jetzt neu beginnen, und zwar durch Euch! Ihr seid mitverantwortlich für die Zukunft unserer Kirche! Seid selber ganz und gar Kirche. Stellt die Wesensmerkmale der Kirche, der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche dar!“ Die Gläubigen müssten „ein Herz und eine Seele“ sein, hatte der unvergessene Papst damals gefordert. Bischof Algermissen gab seinem Wunsch Ausdruck, dass „die legitime Vielfalt an Strömungen nicht zum Indifferentismus und zur Beliebigkeit verkommt“ und damit die Einheit der Kirche gefährde.

„Heiligt Euer eigenes Leben und haltet in Eurer Mitte den gegenwärtig, der allein heilig ist“, hatte der Papst 1980 in Fulda gefordert. Geheiligt seien die Christen laut Paulus grundsätzlich durch die Taufe, die alle zu einem heiligen Volk mache und eine gemeinsame Würde und grundlegende Gleichheit schenke. Die Kirche lebe, so Bischof Algermissen weiter, von einer „permanenten Spannung zwischen ihrer geistlichen und göttlichen Dimension sowie ihrer irdischen, menschlichen Verfasstheit“. Insofern sei sie grundsätzlich heilig und doch auch sündig zugleich. „Auch jetzt, wo manch schwere Schuld zutage getreten ist, gibt es unglaublich viel gelebte Heiligkeit in der Kirche. Ich bin mir sicher: Die Heiligen haben im Geiste Jesu Christi die Kirche immer wieder gerettet und werden es auch zukünftig tun.“

Die Treue zur Kirche lasse sich immer wieder bei der Feier der Hl. Eucharistie stärken, um deren Bedeutung die ersten Christen gewusst hätten, denn „sie gingen sogar in den Tod, um ihre Treue zum sonntäglichen Herrengedächtnis nicht zu brechen“. Aus der Feier der Eucharistie bekamen sie die Kraft, in ihren Familien als „Hauskirche“ zusammenzuleben. Das sei laut Algermissen auch unter den Bedingungen der heutigen Zeit ein „missionarisches Konzept“. In Zukunft werde die Heiligkeit der Kirche nicht mehr flächendeckend, sondern nur noch im Einzelnen zum Vorschein kommen. Jeder müsse als „Apostel“ fest verwurzelt sein im apostolischen Ursprung der Kirche, eingebunden in die Gemeinschaft mit Papst und Bischöfen, gleichzeitig aber jene Dynamik entwickeln, die die Kirche und jede ihrer Gemeinden jung erhalte.

Am Anfang des Gottesdienstes hatte der Bischof die Gäste der Tagung willkommen geheißen und hervorgehoben, daß diese nach dem vergangenen Jahr wie „das Brot auf dem Tisch“ gebraucht werde. „Am Ende dieses Kongresses am Sonntag werden wir alle gestärkt wieder nach Hause gehen“, so Bischof Algermissen. (bpf)

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