Ebersburg. Er hört es zwar nicht so gerne, aber Rudolf H. Herget ist Kult. Seit 15 Jahren tourt der Hamburger Schauspieler mit seinen „Nächten der Poesie“ durch die Rhön und mittlerweile auch den Vogelsberg. Dabei rezitiert er aus den Schätzen der Weltliteratur Texte, die zum Nachdenken anregen. Mit seinem poetischen Erzähltheater hat er schon richtige Fans gewonnen. „Ich bin Stammgast“, bekennt zum Beispiel Holger Gerhard aus Neuhof, „die Atmosphäre und das Drumherum sind sehr schön. Man ist gezwungen, sich zu entspannen und abzuschalten.“ An diesem Abend ist Gerhard Herget auf die Ebersburg gefolgt. „Die Ebersburg ist meine Lieblingsburg“, gesteht dann Herget auch seinen etwa 50 Zuhörern. Er rezitiert unter anderem Goethe und Hesse, den Pharao Echnaton und den Indianerhäuptling Seattle und selbstverständlich Antoine de Saint Exupery, dessen „Der kleine Prinz“ zu den absoluten Lieblingstexten Hergets zählt. Am liebsten aber, so gesteht er, hat er Friedrich Schillers „Ode an die Freude“.
35 Berge und Burgen besucht Herget in diesem Sommer. Ihm gefällt die Rhön sehr, und vor allem schätzt er sehr die Unterstützung des Biosphärenreservats, das nach seinen Worten seine Veranstaltungsreihe erst ermöglicht hat. Dankbar ist er auch, dass ihm bei seinen Veranstaltungen auf den oft etwas unwegsamen Bergen und Burgen auch stets Rhön-Ranger zur Seite stehen, die zum Beispiel seine Ausrüstung – so seine Lichtanlage – transportieren. Das Spiel von Licht und Dunkelheit ist bei den Nächten der Poesie wichtig, wobei Herget manchmal aber auch ganz ohne Lichtprojektionen auskommt. „Wir wollen die Dunkelheit haben, weil man dann sehr in sich selbst zurückfindet“, begründet der Rezitator dies. Sternschnuppenreiche klare Nächte, aber auch regnerische trübe Abende – Herget kennt und schätzt das Wetter in der Rhön. Bisher hat er wegen der Witterung noch keine Lesung ausfallen lassen. Man merkt die Freude und Anteilnahme, mit der er seine Texte vorträgt. Begonnen hat er mit seinen Rezitationsabenden in Planetarien und auf Kreuzfahrtschiffen, aber die Vorträge in freier Natur sind für ihn schon etwas Besonderes. „Ich will das solange machen, wie es geht und wie es mir Spaß macht“, erklärt der 69-Jährige.
Foto: Bernd Götte