Wiesbaden. Hessen wird nicht nachlassen im Kampf gegen häusliche Gewalt. „Die Opfer erleben wohl das Schlimmste, was jemand erleben kann: Gewalt im unmittelbaren privaten Umfeld, wo eigentlich Nähe, Intimität und Vertrauen herrschen sollte“, so Jürgen Banzer, Hessischer Minister für Arbeit, Familie und Gesundheit. Minister Jürgen Banzer stellte am Freitag im Wiesbadener Landtag Materialien vor, die es Zahnärzten erleichtern sollen, Verletzungen als Folge von Gewalt zu erkennen und möglichst gerichtsfest zu dokumentieren. „Zahnärzte sind oft die ersten und auch leider oft die einzigen, die Gewaltopfer aufsuchen“, betonte Jürgen Banzer.
Staatsminister Jürgen Banzer stellt Informationsmaterialien vor
Die Hessische Landesregierung hat daher das Projekt „ZuGang“ finanziert, in dessen Rahmen durch die Hochschule Fulda Materialien entwickelt und erprobt wurden. Dazu gehören:
- Der hessische zahnärztliche Dokumentationsbogen zur Erfassung interpersoneller, insbesondere häuslicher Gewalt.
- Die DENT-DOC-CARD, die auf einem handlichen Format den Zahnärztinnen und Zahnärzten einen kurzen Überblick über das Vorgehen beim Erkennen, Ansprechen und Dokumentieren von häuslicher Gewalt gibt.
- Die Handlungsempfehlungen für Zahnärztinnen und Zahnärzte zum Erkennen, Ansprechen und Dokumentieren interpersoneller Gewalt.
- Das Ablaufschema zur Vorgehensweise beim Erkennen und Dokumentieren häuslicher Gewalt.
Mit der flächendeckenden Implementierung des Dokumentationsbogens und der Dent-Doc-Card in allen hessischen zahnmedizinischen Kliniken sowie verschiedenen Zahnarztpraxen wurde bereits begonnen. Einführungsveranstaltungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden demnächst statt. „Seelische und körperliche Gewalt in der Partnerschaft sind kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Es handelt sich um Misshandlungen, die geächtet und bekämpft werden muss“, bekräftigte der Minister. Das Thema müsse aus der Tabuzone herausgeholt werden, wodurch auch die Sensibilität für diese Straftaten steigen könne.
Der hessische zahnärztliche Dokumentationsbogen samt Begleitmaterial wie auch die weiteren Instrumente stehen ab sofort online auf den Seiten der Bundeszahnärztekammer, der Landeszahnärztekammer Hessen, der Hochschule Fulda und des Hessischen Ministeriums für Arbeit, Familie und Gesundheit zur Verfügung. Neben dem Dokumentationsbogen, der Dent-Doc-Card, des Ablaufschemas und der Handlungsempfehlungen finden sich hier ebenfalls Kurzinformationen zum Hintergrund der Notwendigkeit einer zahnärztlichen Dokumentation von gewaltbedingten Verletzungen sowohl für Mediziner als auch für Betroffene. Die Informationen für Betroffene stehen in Kürze in mehreren Sprachen zur Verfügung.