Written by 2:41 Alle Nachrichten, Umwelt & Tourismus

Vom Spiel am Touchscreen bis zur Orchidee auf dem Trockenrasen

100601_SpielZella / Glattbach. Den „Tag der Biodiversität“ – der Leiter der Thüringer Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön Karl-Friedrich Abe übersetzte ihn mit „Tag der Artenvielfalt“ – bot für alle Anwesenden rund um die Propstei Zella interessante Einblicke in das, was jeder Einzelne gegen den Artenschwund tun kann. Wie Artenvielfalt in der Praxis aussieht, konnten dann Teilnehmer einer Wanderung erfahren, die von Glattbach aus zu einem Trockenrasen und weiter zum Naturschutzgebiet Ibengarten führte.

„Mit dem Tag der Biodiversität wollen wir den Bewohnern der Rhön die Artenvielfalt etwas näher bringen, und wir wollen ihnen zeigen, welche Schätze wir eigentlich jeden Tag um uns haben“, meinte Karl-Friedrich Abe, als er die Gäste in der Propstei Zella, dem Sitz der Thüringer Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön, begrüßte. Mit dieser Artenvielfalt sei eine Lebensqualität verbunden. „Und wir müssen uns darüber im Klaren sein, wie wir mit dieser Artenvielfalt umgehen müssen, denn wir brauchen sie jetzt und auch für die Generation, die uns einmal beerbt“, hob Abe hervor.

Genau pünktlich zum „Tag der Artenvielfalt“ war ein neues Spiel für Kinder und Erwachsene fertig geworden, das mittels Touchscreen-Bildschirm bedient werden kann. Reinhard Braun, Mitarbeiter der Thüringer Verwaltungsstelle, hat es programmiert. Unterstützt wurde er dabei von seinem Kollegen Jürgen Holzhausen und seiner Kollegin Beatrice Döll. Die Fotos stammen vorwiegend von Roland Werner. „Das Quiz ist sehr flexibel aufgebaut und mit einer Datenbank verbunden, so dass es jederzeit inhaltlich gepflegt werden kann“, erläuterte Braun. Momentan lege es seinen Schwerpunkt auf die Artenvielfalt im Biosphärenreservat Rhön.

100601_Kinder 100601_Wandern

Zur Auswahl stehen zurzeit jeweils sechs bis acht Fragen in drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Dabei müssen die Benutzer beispielsweise eingeben, welche Tier- oder Pflanzenart ihrer Meinung nach zu einem gewissen Lebensraum oder welches Blatt zu welcher Baumart gehört. „Wir können dieses Spiel jederzeit erweitern, entweder mit Fragen zum Kloster Zella oder zu anderen beliebigen Themen, die das Biosphärenreservat Rhön betreffen. Das wird auch kommen“, kündigte Braun an.

Im Anschluss an die Vorstellung des Spiels konnten die Anwesenden weitere Projekte betrachten, die dem Schutz der Artenvielfalt dienen. So gibt es beispielsweise am Eingang zum Klostergarten in Zella seit kurzem eine Nistkastenwand, an der Nistkästen hängen, die sich für verschiedene Tiere, beispielsweise Blaumeise, Hausrotschwanz, Fledermaus oder Haselmaus, eignen. Peter Sauer, Mitarbeiter der Verwaltungsstelle, hat sie angefertigt.

In Kürze werden hier auch die genauen Bauanleitungen ausgestellt, damit die Kästen nachgebaut werden können. „Es gibt schon einige Ortschaften, in denen kaum noch Sperlinge vorkommen. Alle Häuser, die frisch renoviert sind, bieten heute kaum noch die Möglichkeit zum Brüten für unsere Vögel“, nannte Jürgen Holzhausen ein Problem. Dennoch könne man mit einfachen Mitteln vielen Arten helfen, wie die Nistkastenwand beweise.

Seit einiger Zeit kümmern sich Martin Schramm und seine Frau um den Klostergarten in Zella. Hier bauen sie – mit Unterstützung von Freunden aus dem Förderverein Propstei Zella und tatkräftigen Helfern aus dem Ort und der Umgebung – vor allem Kräuter an. Später sollen hier einmal gezielt Führungen für Kräuterkundige angeboten werden. „Für uns ist es wichtig, dass der alte Klostergarten in seiner ursprünglichen Bestimmung erhalten bleibt“, sagt Schramm.

100601_Insektenhotel 100601_Klostergarden

Direkt im Klostergarten befindet sich das Insektenhotel der Propstei Zella. Es besteht aus einer Lehmwand, aus angebohrten Holzstämmen, aus Ziegelsteinen und aus Schilf. „Obwohl wir dieses Insektenhotel erst seit einer Woche aufgestellt haben, wird es bereits rege angenommen“, schätzte Jürgen Holzhausen ein. Demnächst soll noch eine Informationstafel über die einzelnen Insektenarten informieren, die dort ihr Zuhause haben.

Aus Anlass des „Tags der Artenvielfalt“ fand bundesweit ein Wandertag statt, der in verschiedene Regionen führte. Im Biosphärenreservat Rhön führte die Route von Glattbach zu einem Trockenrasen und von dort in das älteste Naturschutzgebiet der Thüringer Rhön, den Ibengarten. „Wir können sehr froh sein, dass wir in der Rhön noch solch einen hohen Artenreichtum haben“, sagte Karl-Friedrich Abe, als er die Wanderer am Rhönpaulus-Denkmal in Glattbach begrüßte.

Immerhin gebe es in der Rhön 218 verschiedene Vogelarten, davon 135, die auch hier brüten. Hinzu kämen 76 Säugetierarten, darunter alleine 17 Fledermäuse. Auch seien in der Rhön rund 500 verschiedene Moosarten beheimatet. „Wir haben in der Rhön eine vom Menschen geschaffene Landschaft, und gemeinsam mit diesen Menschen wollen wir etwas tun für die Region; das ist unser Anliegen als Biosphärenreservat“, meinte Abe.

Auf dem Trockenrasen entlang des Weges zum Ibengarten gedeihen verschiedene Orchideenarten; beispielsweise das Mannsknabenkraut. Auch viele Schlüsselblumen finden sich hier. In der thüringischen Rhön, sagte Abe, gebe es 35 verschiedene Orchideenarten und zwei Unterarten.

Über die forstlichen Maßnahmen im Naturschutzgebiet Ibengarten informierten der Leiter der Forstamts Kaltennordheim, Matthias Marbach, und Revierleiter Ralf Lemke. Oberstes Schutzziel sei hier die Sicherung und Erhaltung des natürlichen Eibenvorkommens und des orchideenreichen Buchenwaldes mit einer artenreichen Baum-, Strauch- und Krautschicht, betonten beide.

Volker Trauboth informierte die Wanderer über die langjährige Pflege und die interessanten Forschungsergebnisse im Ibengarten. Dabei stellte er auch die Besonderheiten im Wachstum der Eibe vor. Insgesamt wachsen in der Pflegezone Ibengarten auf etwa 57 Hektar fast 400 Eiben. Die ältesten Bäume haben ein Alter bis zu 600 Jahren.

Visited 2 times, 1 visit(s) today
Close