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Orgelmatinee im Fuldaer Dom mit David Franke am 5. Juni

100601_FrankeFulda. David Franke, Organist an der bedeutenden Hildebrandt-Orgel in Naumburg, Bach selbst führte hier die Abnahme durch, konzertiert am 5. Juni 2010, 12.05 Uhr, im Rahmen der Orgelmatineen. Sein spannendes Programm beginnt mit Johann Sebastian Bach: Übertragung eines Concerto von Vivaldi. Das hochvirtuose Finale aus der 6. Symphonie von Vierne steht im Mittelpunkt. Ein spannendes Programm. Der Kostenbeitrag für die Orgelmatineen beträgt 3,50 € (ermäßigt 2,50 €).

David Franke, geboren 1980 in Freiberg/Sachsen, studierte Kirchenmusik, Orgel und Orgelimprovisation in Stuttgart, Kopenhagen und Berlin, u. a. bei Ludger Lohmann, Jürgen Essl, Bine Katrine Bryndorf, Hans Fagius, Leo van Doeselaar und Wolfgang Seifen. Seine Studien schloss er 2009 an der Universität der Künste Berlin mit dem Konzertexamen Orgel „mit Auszeichnung“ und dem Konzertexamen Orgel-Improvisation „mit Auszeichnung“ ab.

2008 wurde David Franke zum Organisten der Hildebrandt-Orgel von 1746 an St. Wenzel/Naumburg berufen. Hier ist ihm eine der herausragenden europäischen Denkmalorgeln anvertraut, an deren Dispositionsgestaltung und Abnahme Johann Sebastian Bach maßgeblich beteiligt war und die heute in jährlich mehr als einhundert Konzerten erklingt sowie im Mittelpunkt zahlreicher Seminare und Orgelexkursionen steht. Neben dieser anspruchsvollen Aufgabe unterrichtet er seit 2009 als Lehrbeauftragter für Orgel und Orgelimprovisation an der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik Halle sowie an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.

David Franke war Preisträger mehrerer nationaler und internationaler Wettbewerbe. So wurde er im Jahr 2000 Bundespreisträger bei „Jugend musiziert“ in der Wertung Orgel, gewann 2003 den 2. Preis im „Wettbewerb für gottesdienstliche Orgelimprovisation“ in Heidelberg, 2008 den Publikumspreis beim Internationalen Orgelimprovisationswettbewerb Haarlem/Holland sowie 2008 – als erster deutscher Bewerber – den renommierten „Grand Prix d’Improvisation“ (1. Preis) beim Internationalen Orgelwettbewerb „Grand Prix de Chartres“/Frankreich.

David Franke konzertierte im In- und Ausland, unter anderem in den Kathedralen von Chartres, Orléans und Bourges (Frankreich), beim Internationalen Orgelfestival Bergamo (Italien), in den Domen zu Berlin, Bremen, Freiberg/Gottfried-Silbermann-Tage, Merseburg/Merseburger Orgeltage, in der Hedwigskathedrale Berlin, in der Philharmonie Essen sowie beim Bachfest 2007. Im Jahr 2007 war er Organist in Benjamin Brittens „War Requiem“ unter Leitung von Helmuth Rilling (Konzerte beim Europäischen Musikfest Stuttgart, Rheingau Musik Festival, in der Beethovenhalle Bonn, Basilika Weingarten u. a., CD- und Rundfunkaufnahmen). Sein Interesse gilt sowohl der gesamten Orgelliteratur als auch der Improvisation als unmittelbar lebendiger Kunstform sowie deren schöpferischer Verbindung.

Zu den Werken:

Johann Sebastian Bach Concerto a-Moll BWV 593

Die Transkription basiert auf einem von Antonio Vivaldi in der Sammlung L’estro armonico 1710/11 als op. 3,8 im Druck veröffentlichten Konzert für zwei Violinen. Der erste Satz zeichnet sich durch motivisch abgetrennte Soloepisoden aus, die im Rückpositiv gegenüber dem Tutti mit deutlich zeichnenden Stimmen zu registrieren sind. Missverständlich ist die in den Quellen überlieferte Anweisung >>Organo pleno<<, die im Kontext des Satzes als ein mit dem gewöhnlichen Tutti verbundener Wechsel zum Oberwerk interpretiert werden muss.

Dem rein manualiter auszuführenden langsamen zweiten Satz liegt über weite Strecken ein diatonisch absteigender Quartgang zugrunde, der auch über den Einsatz der Oberstimmen hinaus fortgeführt wird. Die Stimmen der beiden Violinen sind dabei wiederum im Rückpositiv zu spielen. Erst in den letzten vier Takten kehrt der Satz in das verhaltene Unisono des Anfangs zurück. Das abschließende Allegro zeichnet sich schon bei Vivaldi durch eine abwechslungsreiche Satztechnik aus und gewinnt in der Bearbeitung durch die unterschiedliche Koppelung und Alternation von Oberwerk, Rückpositiv und Pedal noch mehr Farbigkeit.

Dies gilt nicht nur für die akkordischen Einwürfe, sondern noch weit mehr für die Episode: Wird in der Transkription bei einem Solo der Bass üblicherweise von der linken Hand übernommen, so fächert Bach hier das Klangspektrum durch die Einführung einer zweiten Pedalstimme auf. Gelegentlich wurden die unbequemen Achtelrepetitionen als >>unökonomisch<< bezeichnet; sie sind aber in dieser Weise für die satztechnische Struktur und den klanglichen Reitz der Passage unbedingt notwendig.

Louis Vierne 6. Symphonie in h-Moll, V. Finale

Das Manuskript der 6. Symphonie datiert die Komposition des Werkes zwischen den 15. Juli und den 15. September 1930. Das Autograph befand sich im Besitz seines damaligen Meisterschüler und Vertreters an Notre-Dame (1929-1931), Maurice Duruflé, der am 3. Juni 1935 (nicht 1934) in der Pariser Kathedrale die Uraufführung spielte. Die Komposition der bei manchen als unbeschwert geltenden, letzten Symphonie Viernes wird zuweilen mit dessen Sommeraufenthalt in Menton am Mittelmeer in Verbindung gebracht.

Final: Zwei ganz neue Elemente: 1. ein erstens, rhythmisch markantes, vom Pedal gespieltes, durch einen Posauneneffekt unterstütztes und von außerordentlicher Kraft bestimmtes Element. 2. ein Element in Es-Dur, zuerst im Pedal, dann im Sopran vorgestellt, das ein wenig dem Wesen eines Chorals ähnelt. Es exponiert und entwickelt sich in einer wunderbaren Erhabenheit und hat eine beruhigende Wirkung, wie ein Lichtstrahl, der auf eine bedrängte Seele fällt. Die Episode endet mit der Rückkehr der Pauken: Zunächst noch verschleiert, gewinnen sie allmählich an Kraft.

Endlich die Reprise: das rhythmische Motiv erscheint in H-Dur, immer begleitet von beeindruckenden Paukenschlägen, und wir kommen zur wunderbaren Krönung der Sinfonie. In der Oberstimme die Choralmelodie von vorhin; im Pedal eine letzte rhythmische Transformation des ersten zyklischen Themas, dazwischen entfaltet ein aus Sechzehntelnoten entstehender Rhythmus seine harmonischen Reichtümer. Eine absolute Kohärenz einer kontrapunktischen Schreibweise von erstrangiger Pracht.

Der Choral klagt; und die Tonart H-Dur mit ihrem etwas spröden Glanz, ihrer Wärme, verleiht diesem Schluss eine ganz besondere gefühlsmäßige Erregung, die noch lange nach dem Verklingen dieses großen Meisterwerkes in uns nachhallt.

Programm:

  • J. S. Bach (1685 – 1750): Concerto a-Moll BWV 593 nach Antonio Vivaldi I. Allegro, II. Adagio, III. Allegro
  • Louis Vierne (1873 – 1937): aus Symphonie No. 6 h-Moll Op. 59 V. Final
  • David Franke (*1980): Tryptique symphonique “sur des  themes de la Fête-Dieu” (Improvisation über Themen zum Fronleichnamsfest): I. Allegro (Scherzo), II. Adagio, III. Allegro (Final)

An der Domorgel: David Franke, Naumburg

Weitere Informationen zu den Orgelkonzerten im Fuldaer Dom finden Sie unter www.orgelmusik.bistum-fulda.de

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