Fulda. Es ist keine leichte Aufgabe, der sich Andreas Theilig seit elf Jahren stellt. Der Sozialarbeiter ist in sechs Gemeinden des Regionalforums Fulda Südwest als Jugendbetreuer unterwegs. „Für Jugendliche zwischen 14 und 20 gab es wenig offene Angebote. Das haben die Gemeinden Bad Salzschlirf, Eichenzell, Flieden, Großenlüder, Kalbach und Neuhof schon 1999 erkannt und sich darum bemüht, dies zu ändern“, erläutert Theilig. Seitdem ist der Jugendbetreuer in den sechs Gemeinden Ansprechpartner, Vorbild, Vermittler und, wie er selbst betont, Kämpfer für die Interessen der Jugendlichen. Insgesamt 30 offene Jugendräume, in denen sich die Jugendlichen treffen können, sind in den Gemeinden inzwischen geschaffen worden. Theilig ist bei Fragen und Problemen jederzeit ansprechbar. „Die Jugendlichen wissen, dass ihre Anliegen und Probleme von mir vertraulich behandelt werden.“ Und auch für die Eltern kann der Sozialarbeiter eine wichtige Anlaufstelle sein. „Die Hemmungen, auf mich zuzugehen, sind geringer als sich direkt an eine Behörde zu wenden. Ich kann nach einem Gespräch Hilfsangebote aufzeigen und entsprechende Kontakte vermitteln.“ Dass Theilig durch die Jugendförderung des Landkreises Fulda mit vielen weiteren Partnern vernetzt ist, erleichtert seine Arbeit.
Foto: Max Colin Heydenreich
Etwa 400 Jugendliche nutzen regelmäßig das Angebot der Jugendräume, doch der Sozialarbeiter ist auch in Kontakt mit Jugendgruppen, die sich an anderen Orten treffen. Der Jugendbetreuer versteht sich als „Lobbyist“ für die jungen Leute. „Ich agiere als Vermittler zwischen den Jugendlichen und der Gemeinde, den Bürgern“, umreißt Theilig seine Aufgabe und hebt hervor, dass es wichtig sei, die Jugendlichen als Interessensgruppe wahrzunehmen.
Der Sozialarbeiter ist sich bewusst, dass viele Jugendliche einen Teil ihrer Freizeit in Vereinen verbringen. „Vereine bieten die Möglichkeit, einem Hobby nachzugehen, darüber hinaus treffen sich Jugendliche in ihrer Peer Group.“ Sabine Haid, Mitarbeiterin der Jugendförderung des Landkreises, ergänzt, dass es wichtig sei, den Jugendlichen einen Raum zum Austausch und eine Orientierungshilfe zu bieten. Deshalb unterstütze der Landkreis die Arbeit des Jugendbetreuers. „Durch Andreas Theilig ist uns der Kontakt zu den Jugendlichen und in die Gemeinden selbst möglich“, erläutert Haid. Die Jugendlichen, die sich in den Jugendräumen treffen, seien erreichbar, so die Diplom-Sozialpädagogin. „An diesen jungen Menschen sind wir nah dran und können auf ihre Bedürfnisse eingehen und Angebote für sie und gemeinsam mit ihnen entwickeln.“
Theilig organisiert gemeinsam mit Kooperationspartnern auch unterschiedlichste Events für und mit den Jugendlichen. Fest etabliert hat sich inzwischen der deutsch-polnische Jugendaustausch. Hauptziel dieses Projektes ist es, Vorurteile abzubauen und zu sehen, wie Jugendliche in anderen Ländern leben. „Die Jugendlichen stellen Unterschiede, aber vor allem auch viele Gemeinsamkeiten fest. Das ist wichtig.“
Ebenfalls sehr beliebt sind die U16-Partys, die gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern durchgeführt werden. Auf diesen Veranstaltungen wird kein Alkohol ausgeschenkt, was, wie Theilig betont, für die Alkoholprävention sehr wichtig sei. „Wir leben unseren Jugendlichen oftmals vor, dass zu einem Fest Alkoholkonsum gehört. Sie übernehmen diese Verhaltensweisen dann von uns Erwachsenen. Beim Thema Alkohol sollte der Blick nicht nur kritisch auf die Jugendlichen gerichtet sein, sondern ein Umdenken in unserer Gesellschaft ist notwendig. Bei den U16-Partys erleben die Jugendlichen, dass man auch ohne Alkohol feiern kann.“
Auch die Jugendlichen selbst können aktiv werden und ihre eigenen Ideen und Projekte umsetzen. So hat eine Gruppe junger Leute ein Fußballturnier organisiert, es gab bereits mehrere Filmprojekte und in zwei Gemeinden konnte ein Jugendparlament beziehungsweise ein Jugendbeirat etabliert werden. Der Jugendbetreuer betont den hohen Stellenwert, den diese Mitsprachemöglichkeiten hätten: „Es ist wichtig, den Jugendlichen zu zeigen, dass sie dazugehören und ein Mitspracherecht haben. Sie sind Teil der Gemeinde.“ Durch Kommunikation und gegenseitigen Austausch könne Akzeptanz für die Bedürfnisse der jungen Erwachsenen geschaffen werden. „Es ist unerlässlich, miteinander in Kontakt zu kommen, auf alle jungen Leute zuzugehen und ihnen Respekt entgegenzubringen.“