Fulda. „Weg mit der grauen Mauer, wir sind alle besonders!“ So schallte es durch den Kulturraum der Rabanus-Maurus-Schule in Fulda. Anlässlich des Tages der Gleichstellung zeigten einige Schülerinnen und Schüler der Startbahn tags zuvor mit ihren Schulkollegen vom Domgymnasium am die Veränderung der Sichtweisen auf Behinderung. Besonders eindrucksvoll war dabei die Präsentation der Vision „inklusiven Gesellschaft“. Alle Besucher packten mit an, um aus den in langweiligen grau eingepackten Steinen, die bunten Exemplare zum Vorschein bringen zu lassen. „Letztlich sollte diese Aktion zeigen, dass Inklusion nur dann funktionieren kann, wenn sich das Selbstverständnis jedes Einzelnen und die Sichtweisen auf Behinderung ändern“, erklärte Lysann Elze, Schulleiterin der Startbahn.
Zuvor stellten die Schüler mit Hilfe der bunten und grauen Mauersteine die Sichtweisenänderungen des letzten Jahrhunderts da. Zu Beginn war von den bunten Steinen kaum was zu sehen. Sie spielten, so wie die Menschen, die eine Behinderung hatten, in der Gesellschaft kaum eine Rolle. Rainer Sippel, Geschäftsführer des Antoniusheims, erklärte dazu: „Vor 100 Jahren war Behinderung ein Fluch und eine Strafe Gottes.
Das war für die betroffenen Eltern damals sehr schlimm und die Kinder kamen in Anstalten und hatten keinerlei Chance auf Teilhabe in der Gesellschaft. Sie lebten also in einer Sonder- oder Parallelwelt. Die Integration, bunte Steine in Mitten der grauen, sei auch nicht ausreichend. „Zu sehr steht noch das Anderssein der Menschen, die eine Behinderung haben, sowie die Anstrengungen zur Akzeptanz im Vordergrund. Behinderung soll keine Beschreibung von Menschen sein. Ein Mensch ist nicht sehbehindert, sondern wird behindert zu lesen, weil beispielsweise die Schrift zu klein ist. Inklusion bedeutet, die Bedingungen so zu schaffen, dass es kein „anders“ mehr gibt. Ihr habt die Chance, das umzusetzen“, erklärte Elze den Schülern. Dr. Wolfgang Dippel, Behindertenbeauftragter der Stadt Fulda, warb dafür, im Alltag mehr Rücksicht zu nehmen. „Man kann nicht immer alles regeln und klären. Wir alle sind Teil der Gesellschaft und jeder Mensch ist wichtig. Wir müssen also die graue Mauer in den Köpfen entfernen“, sagte Dippel.
Anlässlich des Tags der Gleichstellung findet heute Abend (5. Mai) von 17.00 Uhr bis 20.30 Uhr eine Veranstaltung im Marmorsaal des Stadtschlosses Fulda statt. Unter dem Motto „Inklusion. Dabei sein!“ präsentieren sich einige Selbsthilfegruppen und Einrichtungen. Außerdem hält Dr. Peter Radtke, Vertreter der AG Behinderung, einen Vortrag mit dem Thema „Der Mensch mit Behinderung als Bereicherung der Gesellschaft.“ Alle interessierten Bürger sind zu dieser Veranstaltung eingeladen.