Gersfeld. Es will private Hausbesitzer, etwa bei der Sanierung ihrer Häuser, beraten; landwirtschaftliche Energienetzwerke unterstützen; die Bildung für nachhaltige Entwicklung fördern und kleinen und mittelständischen Unternehmen in der Frage einer Energie effizienten Einsparung helfen: das Klimaschutzprojekt für den hessischen Teil des Biosphärenreservats Rhön wurde jetzt gestartet. Das Forschungs- und Entwicklungsprogramm „Biosphärenreservate als Modellregionen für Klimaschutz und Klimaanpassung“ wurde vom Bundesamt für Naturschutz ausgelobt und wird aus Mitteln des Bundesumweltministeriums finanziert.
Insgesamt werden zehn verschiedene Projekte in den 15 deutschen Biosphärenreservaten gefördert. Im Biosphärenreservat Rhön wurde neben dem hessischen auch der bayerische Teil mit einem Förderprojekt berücksichtigt.
„Das Konzept für unser Klimaschutzprojekt hatten wir bereits im März 2008 geschrieben. Die Bewilligung traf jedoch erst im Herbst 2009 ein. Jetzt haben wir mit der Realisierung begonnen, und wir werden an den Inhalten bis Mitte 2011 arbeiten“, sagt Astrid Schäfer aus Hofbieber, die als freiberufliche Controllerin Unternehmen der Region berät und Projektkoordinatorin für das Klimaschutzprojekt im hessischen Teil der Rhön ist. Das Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, erklärt sie, sei in vier Bereiche aufgeteilt.
Zum einen werden private Hausbesitzer beraten, wie sie mit einer Sanierung ihrer Eigenheime zum Klimaschutz beitragen können – wenn es beispielsweise um den Einsatz neuer Fenster oder um eine neue Heizung geht. „Hierzu werden wir Bürgersprechstunden und Vorträge anbieten“, erklärt Martin Kremer, Sachgebietsleiter Biosphärenreservat beim Landkreis Fulda. Das erste Teilprojekt sei darüber hinaus mit einem Wettbewerb gekoppelt, bei dem es für die besten Vorhaben Prämiierungen gebe. Eine Förderung bei der Beratung, erklärt der Leiter der hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön, Otto Evers, sei hingegen nicht möglich, da in diesem Bereich andere Förderprogramme greifen und eine Kopplung unzulässig ist.
Im zweiten Teilbereich des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens geht es um den Aufbau landwirtschaftlicher Energienetzwerke und hierbei besonders um genossenschaftliche Energieprojekte. „Dabei streben wir eine enge Kooperation mit der Agrokraft GmbH in Bad Neustadt und der Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen Energie eG in Bad Neustadt an, weil es in Franken auf diesem Sektor bereits genügend und sehr vielfältige Erfahrungen gibt“, sagt Kremer. Insbesondere gehe es dabei um den Aufbau funktionierender Nahwärmeversorgungsanlagen und den Bereich Hackschnitzel. „Wir verfolgen dabei nicht nur das Ziel, die einheimische Landwirtschaft zu stärken, sondern wir wollen für solche Vorhaben Akzeptanz in den Orten schaffen und damit die Geldströme in der Region behalten.“ Hierzu werde es Informationsveranstaltungen, Seminare und ein Coaching für drei interessierte Gruppen geben, die sich mit dem Gedanken tragen, eine solche Genossenschaft zu gründen.
„Wir setzen den Schwerpunkt bei uns in Hessen nicht auf neue Biogasanlagen, denn bei uns gibt es im Vergleich zu Franken einfach mehr Grünland und weniger Ackerland. Deshalb sehen wir es nicht als nutzbringend an, unsere knappen Ackerflächen mit Photovoltaikanlagen zu bestücken oder als Monokultur Mais anzubauen. Vielmehr wollen wir für den Bereich der Photovoltaik geeignete Dachflächen in den Kommunen nutzen“, betont Otto Evers.
Der dritte Teilbereich des Projektes dient der Bildung und Wissensvermittlung in Sachen Klimaschutz. So sollen in einer Ausstellung verschiedene Klimaaktivitäten im Biosphärenreservat Rhön vorgestellt werden, darunter auch das Projekt der „digitalen Mitfahrzentrale“ für den ländlichen Raum. Neben der Ausstellung soll es über den Projektzeitraum verteilt Vorträge bedeutender Klimaschutzexperten Deutschlands geben.
Der vierte Teilbereich des Klimaschutzprojekts betrifft die Beratung kleiner und mittelständischer Unternehmen. Diesbezüglich, kündigt Astrid Schäfer an, wird es Informationsveranstaltungen gemeinsam mit den Innungen der Metzger, Bäcker, Schreiner und den Gastronomen geben, um bei deren Mitgliederversammlungen Fachreferate anzubieten, wie man in den Unternehmen effizient Energie einsparen kann.