Fulda. „Es ist keineswegs ein Werbefilm für den christlichen Glauben. Er kann wohl aber zum Nachdenken über den Glauben anregen“, hebt der Fuldaer Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez im Anschluß an eine Vorführung des Filmes „Lourdes“ von Jessica Hausner hervor. Der Film der österreichischen Filmemacherin, der am 1. April in die deutschen Kinos kommt, ist nach dem Urteil des Weihbischofs mit guten Hauptdarstellern besetzt und schlägt den Zuschauer so oder so in seinen Bann, indem er ihn in die Problemstellung eines Heilungswunders am südfranzösischen Marienerscheinungsort Lourdes hineinnimmt.
Die tiefe gläubige Grundhaltung, die der Weihbischof als Begleiter von Lourdes-Wallfahrten immer wieder eindrucksvoll an vielen Menschen erlebt, wird in Hausners Film nicht dargestellt. Auch erlebt er den großartigen Pflegeeinsatz der Mitglieder des Malteser-Ritter-Ordens ganz anders als in den Klischees des Films. Seiner Ansicht nach braucht der Film unbedingt eine Nachbereitung durch ein tieferes Glaubensgespräch, da die „Botschaft“ des Films für das gläubige Empfinden unbefriedigend bleibt.
Denn der Film wirft, gerade weil er mit der Perspektive des Agnostikers und Skeptikers arbeitet, brennende Fragen auf, zum Beispiel die Theodizeefrage (d. h. warum Gott das Böse zuläßt) sowie die der Werkgerechtigkeit, der Gnade Gottes, der Wunderheilung u. a., die nach einer Beantwortung im Gespräch über den Glauben verlangen. „In diesem Sinne provoziert der Film Gläubige wie Nichtgläubige, Skeptiker und Kritiker“, betont der Weihbischof. (bpf)