Written by 5:52 Alle Nachrichten, Kultur & Unterhaltung

Überlandwerk Rhön feiert 90jähriges Bestehen – Von der “Notgemeinschaft” zum modernen regionalen Versorger

100330_UewagRhön. Das Überlandwerk Rhön feiert runden Geburtstag: am 29. März vor genau 90 Jahren wurde der Grundstein für die grenzüberschreitende Energieversorgung der Rhöner Bevölkerung gelegt. Eine Notgemeinschaft von 85 Rhön-Gemeinden hatte sich damals zusammengefunden, um den Anschluss an das im Aufbau befindliche Stromnetz zu sichern. Bis heute ist das Überlandwerk Rhön eine zu 100% kommunale Gesellschaft geblieben, die damals wie heute den rund 100.000 Bürgerinnen und Bürgern des Versorgungsgebiets in Rhön-Grabfeld, Südthüringen und Osthessen gehört.

Rhön ausgeschlossen

„Es ist zu befürchten, dass die Rhönbevölkerung diese Anlagen nicht nutzen und sie auf Jahre hinaus brach liegen lassen würden“, so beantwortete zu Beginn des 20. Jahrhunderts der preußische Minister für Handel und Gewerbe eine Anfrage des Kreises Gersfeld hinsichtlich der Elektrifizierung der Rhöngemeinden. Nicht anders fiel die Antwort auf bayerischer und thüringischer Seite aus. Man glaubte, dass die Rhöner nicht in der Lage seien, den Strom abzunehmen.

Eigener Versorger

Eine solche Einschätzung waren die Rhöner nicht gewillt zu akzeptieren. Im Rathaus von Fladungen gründeten sie am 29. März 1920 die Überlandwerk Rhön GmbH. 85 Gemeinden und Städte traten im Lauf des Jahres bei, viele weitere folgten. Mit tatkräftiger Unterstützung der Firmen Siemens-Schuckert, AEG und BBC baute man zügig das Versorgungsnetz auf.

Für den weiteren sachkundigen Netzbau und den Unterhalt der Anlagen sorgte fachkundiges Personal, das man aus diesen Firmen rekrutiert hatte. Schon damals legte man die bis heute gültige Verteilerspannung auf der Mittelspannungsebene mit 20 kV fest. Für die damalige Zeit keine selbstverständliche Entscheidung, denn im übrigen Bayern, Hessen und Thüringen hatte man Spannungswerte mit 6, 10 oder 15 kV eingeführt. So blieben dem Überlandwerk Rhön später hohe Umstellungskosten erspart.

Schwere Zeiten

Den Strom bezog das Überlandwerk Rhön bis zum Höhepunkt des Kalten Krieges im Jahr 1952 sehr zuverlässig aus dem Kraftwerk Breitungen/Thüringen. Auf Grund des politischen Auseinanderdriftens von Ost und West stoppte man die Strombelieferung aus Thüringen für das Überlandwerk. Die in das bayerische und hessische Netzgebiet laufenden Stromleitungen wurden auf thüringischer Seite gekappt. In kürzester Zeit mussten neue Versorgungsleitungen aus Hessen und Bayern gebaut werden.

100330_Strom 100330_Mast

In einer einmaligen Leistung wurde in wenigen Wochen eine 30.000 Volt-Leitung mit mehr als 20 Kilometern Länge von Bad Kissingen in das Umspannwerk nach Bad Neustadt gebaut. In den Jahren danach baute die Überlandwerk Rhön GmbH das Netzwerk in der strukturschwachen und weitläufigen Rhön kontinuierlich aus. Erst im Zuge der Wiedervereinigung konnten auch die damals von der Überlandwerk-Versorgung abgetrennten Gemeinden der Landkreise Schmalkalden-Meiningen und Wartburgkreis im Jahr 1993 nach zähen Verhandlungen wieder an das Überlandwerk Rhön angegliedert werden.

Top-Service

100330_VersorgungsgebietSitz des Überlandwerks war bei Gründung die Stadt Fladungen. Doch noch im gleichen Jahr zog die Überlandwerk Rhön GmbH nach Mellrichstadt, wo sie zunächst in der Hauptstraße untergebracht war. Das heutige Firmengebäude in der Sondheimer Straße 5 wurde im Jahr 1988 bezogen. 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 20 Auszubildende, bieten Kunden neben der sicheren Stromversorgung rund um die Uhr eine Vielzahl von Leistungen der Stromversorgung und -anwendung von der Energieberatung über die Elektroinstallation bis hin zum Elektrofachgeschäft.

Die dezentrale Struktur mit über das Netzgebiet verteilten Bezirksstellen garantiert den Kunden kurze Wege. Durch das rund 3.200 km lange Leitungsnetz fließen jährlich über 400 Millionen Kilowattstunden Strom bei einer Höchstlast von ca. 72 Megawatt. Dies ist etwa ein Tausendstel des deutschen Strombedarfs. Mit großem Verantwortungsbewusstsein beteiligt sich das Überlandwerk Rhön auch an der Erzeugung regenerativer Energien, z.B. mit dem Betrieb von Photovoltaik-, Hackschnitzel-, Biogas- und Biomethananlagen.

Bürgernahe Ausrichtung

Auch in der heutigen Zeit, in der auf dem Strommarkt ein heftiger Verdrängungswettbewerb herrscht, behauptet sich das ÜW als solider, starker, vertrauenswürdiger Partner. Durch den hohen technischen Standard und die motivierten und qualifizierten Mitarbeiter gelingt es dem Überlandwerk Rhön nach wie vor, trotz massiver Aktivitäten von Mitbewerbern, auf dem heiß umkämpften Energiemarkt absolut wettbewerbsfähige Preise zu bieten.

Durch die hundertprozentige kommunale und damit bürgernahe Ausrichtung kommt das Überlandwerk Rhön vorwiegend der Aufgabe der Energieversorgung nach. Erzielte Gewinne werden wieder in die Stromversorgung investiert. „Unsere Kunden schätzen nach wie vor unsere attraktiven Preise, den Topservice der sieben Betriebsstellen und die leichte Erreichbarkeit durch die Nähe vor Ort“, so Geschäftsführer Helmut Grosser.

Tag der Offenen Tür

Wer sich vor Ort ein Bild von seinem kommunalen Energieversorger machen möchte, sollte sich den 26. September vormerken. Im Rahmen des Jubiläums „90 Jahre Überlandwerk Rhön GmbH“ wird es am Firmensitz in Mellrichstadt einen „energiegeladenen“ Tag der Offenen Tür mit Führungen, Vorführungen und buntem Unterhaltungsprogramm für die ganze Familie geben. Weitere Informationen: Überlandwerk Rhön GmbH, Tel. 09776/61-0, www.uew-rhoen.de.

Visited 1 times, 1 visit(s) today
Close