Fulda. Flexible Kinderbetreuung, Frühstückstreffs für Familien, Kurse für Senioren, ein offenes Ohr für jedermann: Die Bildungs- und Begegnungsstätte Mütterzentrum Fulda e.V., besser bekannt als „MÜTZE“, ist seit Jahren eine beliebte Anlaufstelle. Mütter und Väter, Alleinerziehende, Kinder, Senioren, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund sind dort immer herzlich willkommen. Am Sonntag, 14. März, feierte das Mütterzentrum Fulda, das sich aus kleinen Anfängen stetig weiterentwickelt hat, seinen 22. Geburtstag.
Fotos (5): Max Colin Heydenreich
Aus dem feministisch geprägten Frauen-Verein, der 1988 gegründet wurde und zuerst in einer Zwei-Raum-Wohnung in der Magdeburger Straße, später in einem Reihenhaus in Fulda Neuenberg sein Domizil hatte, ist unterdessen ein soziales Unternehmen geworden. An die alten Zeiten erinnern nur noch die Fotografien, die aufgeklebt auf bunten Plakaten, den Flur des inzwischen nicht mehr ganz so neuen Zuhauses schmücken. Denn bereits im Jahr 2003 ist die MÜTZE in das ehemalige Kreiswehrersatzamt, Gallasiniring 8, umgezogen. Seitdem ist das Erdgeschoss mit seinen knapp 380 Quadratmetern ein Treffpunkt der Generationen und Kulturen, vor allem aber ein Ort der Begegnung und Verständigung.
„Wir sind stolz darauf, dass wir als selbstständiger Verein das Familienleben vor Ort prägen. Wir leben Familie und das ist möglich, weil die Mütter und Väter mit großem Einsatz und viel ehrenamtlichem Engagement dabei sind“, erzählt Anette Witzel, die in der Mütze für die Verwaltung zuständig ist und zu den wenigen fest angestellten Mitarbeiterinnen gehört.
Dass die MÜTZE Familie lebt, verspricht nicht nur der Slogan des gemeinnützigen Vereins – auch die „Unternehmens-Bilanz“ spricht eine deutliche Sprache: 190 Mitgliedsfamilien, 45 ehrenamtlich Aktive, über 8400 Erwachsene und Kinder, die im vergangenen Jahr das breitgefächerte Angebot der MÜTZE nutzten. Auch Erster Kreisbeigeordneter und Familiendezernent Dr. Heiko Wingenfeld unterstreicht: „Das Mütterzentrum Fulda ist eine wichtige Stütze für die Familien und hat aufgrund seines vielfältigen Programmangebots eine überaus wichtige soziale Funktion.“
Das Programm reicht von offenen Gruppen und Treffs über Kinderbetreuung, Bildungsangebote für Erwachsene und Senioren bis hin zu Kursen für Eltern und/oder Kinder. „Die offenen Gruppen sind das Herzstück der MÜTZE. Sie sind hier in Fulda und Umgebung einmalig“, weiß Anette Witzel. Zu den offenen Gruppen kann jeder kommen, ob mit oder ohne Kinder, ob Frau oder Mann, egal welchen Alters – ohne Anmeldung, ohne weitere Verpflichtungen.
Warum gerade die offenen, unverbindlichen Treffs so wichtig sind, erklärt die ehrenamtlich tätige Sozialpädagogin Doris Rapp: „Erfahrene oder neue Mütter und Väter, Omas oder Opas treffen sich hier auf gleicher Augenhöhe. Sie kommen miteinander ins Gespräch, können Erfahrungen austauschen, bei Alltagsproblemen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Bei Erziehungs- oder Partnerschaftsproblemen können unsere ausgebildeten Fachkräfte Frustration auffangen und dabei helfen, Probleme zu lösen, bevor es richtig knallt.“
Darüber hinaus findet man in der MÜTZE auch eine Plattform, um sich selbst auszuprobieren und Talente zu entdecken oder weiterzuentwickeln. Denn jeder kann seine Ideen einbringen, aktiv mitwirken, kleinere oder größere Aufgaben übernehmen und dabei Bestärkung, Ermutigung und Anerkennung erfahren.
Für seine kreative, ideenreiche und praktische Arbeit ist das Mütterzentrum Fulda bereits zwei Mal vom Mütterzentren Bundesverband mit dem Stiftungspreis „Praktissima“ ausgezeichnet worden. In 2008 und 2009 heimste die MÜTZE den mit 3000 Euro dotierten 2. Preis ein. In 2008 für das soziale Unternehmen Mütterzentrum, 2009 für die hervorragende Öffentlichkeitsarbeit.
„Im vergangenen Jahr“, erzählt Anette Witzel, „hat uns das Preisgeld das Leben gerettet.“ Denn um die finanzielle Situation des Vereins, der sich aus Mitgliedsbeiträgen (5 Euro monatlich pro Familie), Kursgebühren und Fördermitteln des Landes, der Stadt und des Landkreises finanziert, ist es nicht so gut bestellt. „Die Nebenkosten sind so gestiegen, dass wir ernsthaft darüber nachdenken müssen, die Mitgliedsbeiträge zu erhöhen und das Angebot zu reduzieren“, sagt Witzel. Zum Geburtstag haben die Vereinsmitglieder deshalb nur einen Wunsch: Viele Spenden, um die Existenz der MÜTZE zu sichern. (Dorit Heydenreich)
Weiterführende Informationen gibt es unter www.muetze-fulda.de