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Die AWO verleiht Zertifikate an 14 Absolventen der Ehrenamtsschulung

100212_AbsolventenFulda. Wenn ein Mensch krank wird oder einen Unfall erleidet, wenn sein Alter oder eine Behinderung ihn so sehr beeinträchtigen, dass er nicht mehr selbständig für sich sorgen kann, dann wird es Zeit für eine Betreuung. In vielen Fällen erklärt sich dazu ein Angehöriger des Betroffenen bereit. In anderen Fällen aber ist das unmöglich. Dann ist die Hilfe anderer Menschen gefragt, z.B. die von ehrenamtlichen Betreuern. Die Aufgaben eines ehrenamtlichen Betreuers sind vielfältig und komplex. Mögliche Aufgabenbereiche sind Vermögenssorge, Schuldenregulierung, Vertretung gegenüber Heim- und Klinikleitung sowie Behörden und Institutionen, Gesundheitssorge und Aufenthaltsbestimmung.

All dieses Wissen haben sich 14 Männer und Frauen in der Ehrenamtsschulung der Arbeiterwohlfahrt angeeignet. Nun, nachdem sie innerhalb eines halben Jahres die vorgeschriebenen 9 Module erfolgreich durchgenommen haben, bekamen sie alle ihr Zertifikat, Überreicht wurde es ihnen vom 1. Kreisbeigeordneten, Dr. Heiko Wingenfeld, der den Absolventen herzlich gratulierte und die Motivation lobte, die er unter den Absolventen spüre.

100212_LeiterinDiese Motivation lässt sich auch an der Tatsache ablesen, das sich von den 14 Teilnehmern 10 direkt für eine ehrenamtliche Betreuung zur Verfügung stellen. Das zeigt, dass während der Schulung nicht nur Theorie vermittelt, sondern auch das persönliche Engagement geweckt und geschürt wurde, wie auch der Vorsitzende des Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt, Werner Krah, hervorhob. Er wünsche den frisch gebackenen Betreuern viel Erfolg, und dass sie sich ihre Motivation auch über schwierige Wegstrecken erhalten. Wie die gerichtliche Bestellung einer Betreuung praktisch funktioniert, darüber referierte in einem letzten Schulungsbeitrag, kurz vor der Zertifikatsübergabe, die Leiterin der Betreuungsstelle des Landkreises, Regina Jehn-Nitsche.

Dabei wird zunächst versucht, sich ein möglichst umfassendes Bild der Person zu machen, die betreut werden soll. Dafür wird das Gutachten eines Sachverständigen eingeholt und der Betroffene – sofern dies möglich ist – persönlich angehört. Die Ergebnisse werden in einem Sozialbericht zusammengefasst, der dem zuständigen Gericht vorgelegt wird. Anschließend wird ein geeigneter Betreuer vorgeschlagen. Der kommt in der Mehrzahl der Fälle aus dem familiären Umfeld des Betreuten, kann aber auch ein hauptamtlicher, ehrenamtlicher oder ein behördlicher Betreuer sein.

Damit überhaupt genügend geeignete ehrenamtliche Betreuer zur Auswahl stehen, arbeitet das Amt eng mit den Verbänden wie z.B. dem Betreuungsverein der Arbeiterwohlfahrt zusammen. Um zu prüfen, ob jemand für diese anspruchsvolle Aufgabe geeignet ist und in welchen Fällen man ihn am besten einsetzen kann, wird der Bewerber vor seinem Ersteinsatz zum persönlichen Kennenlernen in eingeladen und anschließend ein Profil erstellt. Selbstverständlich müssen alle ehrenamtlichen Bewerber dabei nachweisen können eine Schulung durchlaufen zu haben. Letztlich liegt die Entscheidung aber beim Gericht, welcher Betreuer bestellt wird.

100212_Referentin„Die Chemie muss stimmen,“ so Regina Jehn-Nitsche, „notfalls muss ein Betreuer sonst ausgewechselt werden.“ Das kann auf Antrag des Betreuten oder auf Antrag des Betreuers geschehen.

Zu der Frage, in welchem Umfang Betreuung im Landkreis Fulda überhaupt nötig ist und praktiziert wird, hatte Frau Jehn-Nitsche genaue Zahlen parat. So gibt es momentan 3.607 Personen, die der Betreuung bedürfen. 65% dieser Menschen werden von ihren Angehörigen betreut, 15% durch Ehrenamtler, 13% durch selbständige Berufsbetreuer und 7% durch hauptamtliche Betreuer aus den Vereinen.

Das zeigt, wie wichtig die ehrenamtliche Betreuung ist und es entspricht dem Verhältnis auf Bundesebene. Auch die Tatsache, dass es immer mehr Menschen gibt, die betreut werden müssen, ist kein Trend, der auf Fulda beschränkt ist. Für den Landkreis lässt sich ein Anstieg von 11% der Fälle seit 2008 feststellen. Genug zu tun also für die mit drei Mitarbeiterinnen und 2 Sekretärinnen besetzte Stelle.

Genug zu tun auch für die 10 Absolventen, die jetzt auf ihren Einsatz warten. Sie sind aufgeregt und erwartungsvoll. Nicht alles, was an Aufgaben auf einen zukommt, wenn man einen anderen Menschen betreut, kann abschließend in einer Schulung geklärt werden. Die meisten Fragen ergeben sich erst im praktischen Handeln. Daher werden die neuen Betreuer auch weiter von der Arbeiterwohlfahrt begleitet.

Sie finden dort im Rahmen des Betreuungsvereins der AWO immer einen Ansprechpartner für ihre Fragen und Probleme und Unterstützung bei besonderen Herausforderungen, wobei die wirklich schweren Fälle nach wie vor den hauptamtlichen Betreuern zugewiesen werden. „Man darf Ehrenamtliche auch nicht überfordern“, so Edith Becker, die Geschäftsführerin der AWO Fulda, „wichtig ist, dass sie gut vorbereitet und dann nicht allein gelassen werden.

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