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Orientalischer Gast bei Pfarrer Maleja – Pater Georges Aboud berichtete aus seiner Pfarrei in Damaskus

100205_PfarrerFlieden. Rund 40 Interessierte konnten sich am Donnerstag, 4. Februar, im Fliedener Pfarrheim aus erster Hand über die Situation der Christen im Nahen Osten informieren: denn Pater Georges Aboud BS aus der Pfarrei St. Cyrill in Damaskus (Syrien), der Stadt des hl. Paulus, war bei seinem Freund Pfarrer Thomas Maleja zu Gast.

Zuvor hatten die beiden in der Pfarrkirche St. Goar die heilige Messe im byzantinischen Ritus mit Gebeten zum Teil in arabischer Sprache gefeiert. Der aus dem Libanon stammende griechisch-katholische Priester, der dem Basilianer-Salvatorianer-Orden angehört, berichtete aus dem Gemeindeleben der größten Pfarrei der syrischen Hauptstadt, wo er mit zwei weiteren Patres rund 15.000 Gläubige betreut.

Woher er so gut Deutsch könne, wurde Pater Georges gefragt, worauf er zum Erstauen seiner Zuhörer antwortete: „aus meiner Studienzeit in Rom sowie von zwei Sprachkursen am Goethe-Institut in Deutschland her“. Pater Dr. Youssif Lajin BS, der mit Aboud in St. Cyrill tätig ist und seinerzeit in Rom dessen Regens war, legte sehr viel Wert darauf, daß die syrischen Priesteramtskandidaten Deutsch lernten.

Gemäß dem orientalischen Ritus werde kleinen Kindern bereits mit der Taufe auch die Firmung und die erste Kommunion gespendet, erläuterte Pater Georges sodann. „Wenn sie älter sind, wird dann eine feierliche Kommunion wie bei Ihnen die Erstkommunion begangen.“ Da es in Syrien keinen konfessionellen Religionsunterricht gibt, kommt der Katechese in seiner Pfarrei besondere Bedeutung zu. Frauen und Männer sind in der Gemeinde und im großen Pfarrzentrum ehrenamtlich sehr engagiert, auch wenn die Lage der Christen in dem mehrheitlich moslemisch geprägten Land nicht einfach ist, wie Aboud betont.

„Freitag ist in einem moslemischen Staat der Feiertag, aber Christen dürfen an diesem Tag ihre Geschäfte öffnen und statt dessen sonntags schließen, und Beamte und staatlich Angestellte bekommen am Sonntag, der ja ein Arbeitstag ist, eine gewisse Zeit freigestellt“, berichtet der Pater weiter. Private Schulen dürfe die Kirche nicht unterhalten, denn seit 1967 sind alle Schulen in dem sozialistisch geprägten Land staatlich.

Präsident Baschar al-Assad gewährt den rund zehn Prozent Christen in seinem Land große Freiheit. Noch in guter Erinnerung ist der Besuch Johannes Pauls II. im Jahr 2001, in dessen Verlauf der Papst auch das Grab Johannes des Täufers in der Omajadenmoschee von Damaskus besuchte. „Das Verhältnis zwischen den Religionen ist in Syrien recht gut, doch läßt sich manchmal von islamischer Seite ein gewisser Fundamentalismus spüren“, berichtet Pater Georges.

„Viel zu wenigen ist bekannt, daß es in unserer katholischen Kirche mehrere Riten gibt. Unseren westlichen nennt man den lateinischen Ritus, dem die große Mehrheit der römisch-katholischen Christen folgt. Die sogenannten unierten orientalischen und orthodoxen Kirchen folgen östlichen Riten, so z. B. dem byzantinischen“, erläutert Pfarrer Maleja, der Pater Aboud bei einem Besuch mit jungen Menschen in Syrien anläßlich des Paulusjahres 2009 kennengelernt hat.

Die Byzantiner feiern die Messe nach der Liturgie des hl. Johannes Chrysostomos. Patriarch der Melkiten ist Seine Seligkeit Gregorios III. Laham, der seinen Sitz in Damaskus (Syrien) und Raboué (Libanon) hat. Patriarch Gregorios ist im Bistum Fulda kein Unbekannter: im Sommer 2008 besuchte er den mit ihm befreundeten Pfarrer Michael Brüne in Treysa.

Stichwort: Griechisch-katholische Melkiten

Die Melkitische Griechisch-katholische Kirche hat sich im 18. Jahrhundert von der Griechisch-Orthodoxen Kirche in Antiochien gelöst und unter Papst Benedikt XIII. (1724-1730) die Einheit mit Rom erlangt. Seit 1848 ist der Sitz des Patriarchen in Damaskus (damals im Osmanischen Reich gelegen). Die melkitischen Katholiken pflegen gute Kontakte mit den orthodoxen Patriarchaten im Nahen Osten und engagieren sich für die Versöhnung zwischen Katholischer und Orthodoxer Kirche.

Die Gottesdienste der Melkiten werden in arabischer Sprache im byzantinischen Ritus gefeiert. Die Kirche hat rund 1,3 Millionen Mitglieder, vorwiegend in Syrien (250.000 Gläubige), Libanon und Israel sowie in den USA. In Deutschland ist sie kaum vertreten. Dagegen gibt es in Frankreich rund 30.000 griechisch-melkitische Katholiken, was auch daher rühren mag, daß Syrien und der Libanon nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches im 20. Jahrhundert zeitweise unter französische Verwaltung standen. (bpf)

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