Fulda. Der Landkreis Fulda als Träger des Rettungsdienstes und das „PalliativNetz Osthessen“ haben eine Vereinbarung zur Versorgung von Palliativpatientinnen und–patienten in der präklinischen Notfallmedizin im Rettungsdienstbereich Landkreis Fulda geschlossen. Die Vereinbarung regelt die Zusammenarbeit zwischen den in der Notfallmedizin tätigen Notärztinnen und Notärzten einerseits sowie dem ambulant arbeitendem Team des „PalliativNetz Osthessen“ andererseits.
Aktuelle Situation
Bei final erkrankten Notfallpatientinnen und –patienten stellt sich in der notärztlichen Versorgung häufig die Frage, welche Behandlung im konkreten Fall angemessen ist. Insbesondere Angehörige sind nicht selten verunsichert und rufen selbst bei absehbar versterbenden Patienten noch einen Notarzt, obwohl der eindeutige Wunsch besteht, nicht mehr in einer Klinik behandelt zu werden. Auch unter dem Gesichtspunkt einer schnellen Wiederverfügbarkeit für die primäre Notfallversorgung ist eine Sterbebegleitung durch Notärztinnen und Notärzte eher ungünstig.
In jedem Fall sollte vermieden werden, dass final erkrankte Patientinnen und Patienten aus Unsicherheit oder Hilflosigkeit noch transportiert und möglicherweise gegen ihren erklärten Willen in eine Klinik gebracht werden. Eine palliativmedizinische Versorgung in der gewohnten häuslichen Umgebung, die sowohl die Patientinnen und Patienten als auch die Angehörigen in dieser schwierigen Lebensphase entlastet, erscheint als die wesentlich sinnvollere Alternative und ist durch die Alarmierung eines „Palliativ Care Teams“ vergleichsweise einfach umsetzbar.
Konzept
Die Vereinbarung zwischen dem Landkreis Fulda und dem „PalliativNetz Osthessen“ sieht vor, dass der Bereitschaftsdienst des „PalliativNetz Osthessen“ vom Notarzt vor Ort alarmiert wird, wenn nach notärztlicher Einschätzung der Einsatz eines palliativmedizinischen Teams als erforderlich erachtet wird – sei es zur Sterbebegleitung, sei es um spezielle medizinische oder die allgemeine Versorgung betreffende Probleme zu behandeln. Ein solches ambulant arbeitendes Team ist zurzeit im Landkreis Fulda nur beim „PalliativNetz Osthessen“ angesiedelt.
Im direkten telefonischen Kontakt zwischen Notärztin beziehungsweise Notarzt und Palliativmediziner können dann die Situation und das weitere Vorgehen besprochen werden. Anschließend übernimmt das palliativmedizinische Team des „PalliativNetz Osthessen“ die weitere medizinische Versorgung. Sobald die Weiterversorgung des Patienten sichergestellt ist, meldet sich die Besatzung des Notarzt-Einsatzfahrzeugs beziehungsweise des Rettungshubschraubers bei der Leitfunkstelle Fulda und teilt die Wiederverfügbarkeit für die Notfallrettung mit.
Wachsende Bedeutung
Bei der Vertragsunterzeichnung wies der Gesundheitsdezernent des Landkreises Fulda, Erster Kreisbeigeordneter Dr. Heiko Wingenfeld, auf die wachsende Bedeutung der Palliativmedizin hin. Eine wichtige Rolle in der medizinischen Versorgungsstruktur der Region komme dem „PalliativNetz Osthessen“ zu. Als Träger des Rettungsdienstes nehme der Landkreis eine Steuerungsfunktion wahr. Dr. Wingenfeld dankte allen Beteiligten für ihr Engagement und erwähnte namentlich den stellvertretenden ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes, Roland Stepan.
Als Vertreter des „PalliativNetz Osthessen“ erklärte Dr. Axel Grimm, dass sich der aus fünf Ärzten und sechs Pflegekräften bestehende Zusammenschluss noch in der Aufbauphase befinde. Im vergangenen Jahr sei man bereits in rund 250 Fällen tätig geworden, wobei eine frühzeitigere Einbindung durch die Hausärzte hilfreich wäre. Mit der Vereinbarung solle eine Lücke in der palliativmedizinische Versorgung von Notfallpatienten geschlossen werden. Es handele sich um die bundesweit erste vertraglich fixierte Kooperation mit einem Rettungsdienstträger.