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Andere Gedanken zur Weihnachtszeit

Hauau. In den Sonntagsgedanken des Hanauer Anzeigers heißt es zum Weihnachtsfest vom Diözesanseelsorger für Trauernde im Bistum Fulda, Werner Gutheil:Fest der Familie? Sicher! Und doch: Wer denkt am Weihnachtsfest an die Eltern, die ihr Kind verloren haben, weil es während der Schwangerschaft oder in der Geburt verstorben ist? Wer denkt an die Eltern, die ein Kind durch einen Verkehrsunfall oder durch Krankheit verloren haben? Generationenfolgen sind auf den Kopf gestellt, wenn alte Eltern am Grab ihrer Kinder stehen, ist dann das Fest der Familie wirklich ein solcher Festtag? Wenn Frauen ohne ihren Mann oder Männer ohne ihre Frauen auf die Tage der Heiligen Familie zugehen, ist Weihnachten wirklich noch der Tag von Maria und Josef?

Stille Nacht! Heil’ge Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb’ aus deinem göttlichen Mund. Da uns schlägt die rettende Stund’. Jesus in deiner Geburt!

Vielleicht sind es die schwersten Tage über Weihnachten für all diese Menschen, die ein solches Schicksal teilen. Aber es zugleich auch die Hoffnung, dass dieses Kind gerade für sie in die Welt gekommen ist. Er ist dem Kreuz und dem Leid nicht ausgewichen, sondern den gleichen Weg gegangen wie diese vom Schicksal geschlagenen Menschen. Maria und Josef, haben ihr Kind verloren, standen am Grab. Josef ist der Legende nach vor Maria gestorben, sie stand also als Alleinerziehende und Witwe mitten im Leben Jesu selbst ist gestorben, vor seiner Mutter, mitten in der Blüte des Lebens, deshalb hat er im Sterben seinen besten Freund gebeten, sich um seine Mutter zu kümmern.

Weihnachten also nicht als Idylle einer Heiligen Familie, sondern als Tag einer ganz normalen Familie, mit Höhen und Tiefen, mit Schicksalsschlägen und Trauer. Gottes Sohn – so der Glaube seit mehr als 2000 Jahren – kam in die Welt, um das Schicksal der Menschen zu teilen. Auch mit den Eltern, die um ihr Kind trauern, mit den Kindern, die ihre Eltern nicht unversorgt zurücklassen wollen, mit den Frauen und Männern, die um ihre Partner und Partnerinnen trauern.

Deshalb sind wir alle aufgerufen diese Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren und zu vertrösten mit dem „Christkind“, das schöne und gute Gaben verschenkt, das wir seit gut 500 Jahren als Ersatz für den Heiligen Nikolaus haben, der wiederum die Not der Menschen zu überwinden hilft. Vielleicht ist Weihnachten das Fest, wieder stärker daran zu glauben, dass der Himmel uns nicht das Leid nimmt, sondern im Leid hilft, nicht vor dem Schicksal bewahrt sondern im Schicksal begleitet, nicht vor dem Schweren des Lebens beschützt, sondern trotz des Schweren hilft zu leben.

Wir sind alle eingeladen, Weihnachten diese Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren, sondern im Blick zu behalten.

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