Rhön. 256 Seiten mit vielen einmaligen Farbabbildungen widmen sich ab sofort den „Orchideen in der Rhön“ – und zwar allen Arten, die in der bayerischen, hessischen und Thüringer Rhön vorkommen. Buchautor ist Marco Klüber aus Künzell-Dietershausen, der sich seit seiner Kindheit mit den „Edelsteinen unter den Blumen“ beschäftigt. Jetzt hat er seine Forschungsarbeit auf diesem Gebiet in einem wissenschaftlichen, aber allgemein sehr gut verständlichen Werk zusammengefasst.
Marco Klüber stellte sein Buch gemeinsam mit seinem Vater Alfred vor, der es in seinem eigens dafür gegründeten Verlag edition alpha herausgegeben hat. Zur öffentlichen Präsentation hatten sich zahlreiche Interessierte im Groenhoff-Haus auf der Wasserkuppe eingefunden. „Orchideen sind etwas Besonderes, denn sie sind Botschafter der Kulturlandschaft. Ohne die Bewirtschaftung durch die Rhöner hätten wir heute weniger Pflanzen aus dieser Familie“, sagte der Leiter der Hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön, Otto Evers.
Deshalb sei es wichtig, die Kulturlandschaft und damit traditionelle Bewirtschaftungsmethoden auch in Zukunft zu erhalten. „Orchideen gedeihen vorwiegend auf extensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen. Es wird aber schwieriger, gerade für diese die Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen“, nannte Evers ein Problem. Mit dem Buch „Orchideen in der Rhön“ stelle der Autor Marco Klüber das Wissen über diese Pflanzen einer breiten Öffentlichkeit bereit.
Der Leiter der Hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön sagte auch, dass das Buch von einzelnen Naturschützern sicher kritisch gesehen werde. Es gebe seit jeher einen Grat zwischen der Öffentlichkeitsarbeit für die heimischen Orchideen und der Geheimhaltung einzelner Standorte. Das Buch schaffe aus seiner Sicht diesen Spagat, denn nicht jeder Standort der behandelten Orchideen werde für Ohr und Auge des Lesers geöffnet.
In der Rhön gebe es Standorte, auf denen gewisse Orchideen in Massen gedeihen und nicht gefährdet sind; es gebe jedoch auch Einzelstandorte, die wahre Kleinode beherbergen. „Orchideen sind Sympathieträger für den Naturschutz, weil sie so schön sind. Es ist daher aus meiner Sicht ein großes Verdienst, diesen Pflanzen ein Buch zu widmen“, hob Otto Evers hervor.
Martin Kremer, Sachgebietsleiter Biosphärenreservat beim Landkreis Fulda, sagte, dass die Öffentlichkeitsarbeit für die einheimischen Orchideen in den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts begonnen habe. Den ersten öffentlichen Vortrag habe damals Marco Klüber gehalten. Erst vor wenigen Monaten sei die Informationsbroschüre über die Orchideen in der Rhön erschienen – auch diese habe Marco Klüber erstellt.
Nun liege mit dem Buch „Orchideen in der Rhön“ ein neues Meisterstück von ihm vor. „Ich bin sehr neugierig darauf, was als nächstes kommt“, meinte Kremer. Gleichzeitig richtete er seinen Dank an die vielen Ehrenamtlichen, die ihr Wissen in verschiedenen Bereichen in die Arbeit des Biosphärenreservats Rhön mit einbringen. „Ohne unsere Ehrenamtlichen würde das Biosphärenreservat nicht funktionieren“, hob Kremer hervor.
Uwe Barth vom „Netzwerk Rhönbotanik“ würdigte Marco Klübers Buch als „ein Werk aus der Praxis für die Praxis“, das in der Tat gut für Laien geeignet sei, die von dicken Fachbüchern eher abgeschreckt würden. Die Vertreter der Rindt Druck GmbH & Co. KG Fulda hoben die gute Zusammenarbeit zum Autor und zum Verlag hervor. Gleichzeitig ermunterten sie den Verlag, weitere Bücher in dieser Qualität aufzulegen.
„Auf die Exkursionen in die heimatliche Natur haben wir Marco schon als Kind mitgenommen“, sagte Vater und Verleger Alfred Klüber. Gemeinsam habe die Familie alle Orchideen fotografiert, die sie entdecken konnte. Leider habe sich nach Vorlage des Buches kein Verlag in der Umgebung dafür gefunden. „Also haben wir selbst den Verlag edition alpha gegründet“, meinte Klüber. Zunächst sei das Buch in einer Auflage von   2 500 Stück erschienen.
„Mein Buch ist nicht das Werk eines vergangenen Jahres, sondern das Ergebnis intensiver Arbeit seit 15 Jahren und länger“, sagte Fotograf, Autor und Lektor Marco Klüber, als er den Inhalt kurz vorstellte. Am Entstehen seien viele Partner, darunter das Netzwerk Rhönbotanik, das Biosphärenreservat Rhön sowie Fachleute auch außerhalb der Region beteiligt gewesen. Außerdem hätten viele Orchideenfreunde dazu beigetragen, indem sie ihm Fundstellen mitteilten. „Dieses Buch ist in der Natur entstanden; nicht am Schreibtisch oder am Computer“, unterstrich Marco Klüber.
Auf der Titelseite ist der Frauenschuh abgebildet, der nun auch als „Orchidee des Jahres 2010“ ausgewählt worden sei. Es folgen Informationen über die Rhön und über die Pflanzenfamilie der Orchideen im Allgemeinen. Rund zwei Drittel des Inhalts widmen sich den konkret in der Rhön vorkommenden Arten. Schließlich finden sich Informationen zur Orchideenkartierung und Tipps zur Orchideenfotografie; gepaart mit einigen Exkursionsvorschlägen.
„Es ist wichtig, seltene Arten zu schützen. Aber es ist auf der anderen Seite auch wichtig, sie den Menschen zu zeigen, um ihnen Zugang zur Natur zu verschaffen. Ich weiß, dass das eine Gratwanderung ist“, betonte Klüber. „Die Menschen müssen Verständnis für diese Pflanzen haben; dann werden sie auch schonend mit ihnen umgehen.“
Das Thema Orchideen beschäftige die Menschen der Rhön schon seit über 200 Jahren. Erste Aufzeichnungen seien aus dem Jahr 1784 bekannt. Momentan gibt es 43 verschiedene Arten in der Rhön. „Das ist global gesehen keine große Anzahl, aber auf unsere geografische Breite bezogen durchaus sehr stattlich“, schätzte Klüber ein. In der Rhön seien Arten der Mittelmeerregion gleichermaßen anzutreffen wie Arten, die bis an den Rand des ewigen Eises in Grönland reichen.
In der Rhön existieren einfache und extravagante Orchideen, darunter sehr seltene Arten. Einige gehen zurück; andere breiten sich aus. Beim Weißzüngel, nannte Klüber ein Beispiel, seien die Standorte aus den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts heute nahezu verschwunden. „Man könnte mehr für diese Art tun. Das Buch soll daher auch den Finger in die Wunde legen und kritisch sein“, sagte der Autor.
„Mein Wunsch ist es, dass das Buch die Menschen für die Natur der Rhön im Allgemeinen begeistert. Mir haben Orchideen die Tür zum Verstehen der Natur geöffnet.“ Das Buch wolle darüber hinaus nicht nur Fachinformationen weiter geben, sondern den Leser unterhalten. Es ist übrigens Christian, Marco Klübers kleinem Sohn, gewidmet. Der war bereits – genau wie der Vater früher – bei einigen Fotoaufnahmen in der Natur mit dabei.