Kleinsassen. „Schmücke-Dein-Heim“ ist ein Ausstellungskonzept von 6 Künstlerinnen und Künstlern aus Thüringen, Bayern und Hessen, die alle in der Rhön, der Grenzregion der drei Bundesländer, leben und arbeiten. Sie haben sich eigens für dieses Ausstellungsprojekt zusammengefunden und sich – jeder auf seine Weise – mit dem selbst gewählten Ausstellungstitel auseinandergesetzt.
Das Bedürfnis sein Nest zu gestalten, es sich gemütlich zu machen, Schönes in seiner Umgebung zu haben, ist ein Bedürfnis, von dem Künstler im allgemeinen profitieren. Doch ist das heute wirklich noch so? Die Kunst zählte zwar von jeher zu den „schönen Dingen“, doch gibt es viele Menschen, die Kunst inzwischen eher mit „Irritation“ oder „Provokation“ gleichsetzen und als „schön“ eher Dinge definieren, die der Sphäre der Werbung, der Andenken-Produktion, der Hochglanz-Magazine, der Schönheitschirurgie und des Films entstammen.
Das oberflächlich Glatte, das Symmetrische, das Harmonische, das Süßliche und Unproblematische wird von ihnen als „schön“ empfunden. Was das heute noch mit Kunst zu tun hat und wie die Kunst mit diesen Phänomenen umgehen kann ohne selbst banal, glatt und oberflächlich zu werden, diese Fragen haben die Künstler dieser Ausstellung zu ganz unterschiedlichen Reaktionen und künstlerischen Herangehensweisen inspiriert, deren Bandbreite von Sarksmus bis Anteilnahme reicht.
Während Gudrun Dittmar aus Aschenhausen/Thüringen z.B. in ihrer 3-teiligen Serie von Acrylbildern mit dem Titel „La Donna di Casa“ das Hausfrauen-Klischee der 50er Jahre ironisch wieder aufleben lässt, macht Uwe Harreck aus Weimarschmieden/Bayern die „Drecksarbeit“ gleich selbst, wie er sagt. Das Ornament, das Florale, das Dekorative führt in seinen Bildern ein Eigenleben, so dass es über den Zweck des Schmucks hinausgeht.
Anders Mia Hochrein aus Münnerstadt/Bayern. Sie schürft in den Tiefen der Erinnerung an eine so genannte „heile Welt“ nach so etwas wie Idylle. Was sie dabei zutage fördert, sind die visuellen Vehikel, die Menschen bei dieser Erinnerung helfen. Für Jan Polacek hat das geschmückte Heim „die Banalität einer Gartenlaube und die Realität eines Gefängnisses“. Seine Skulpturen versuchen diesen Gegensatz zu überbrücken, indem sie den „Schmuck“ der eigenen vier Wände neu interpretieren. Mit ihrer Hilfe baut er eine „herrliche Gartenlaubenillusion“ nach.
Gänzlich unironisch, dafür mit ehrlicher Leidenschaft blickt die Malerin Jana Schwarz aus Langenbieber/ Hessen auf das Phänomen. In ihren Bildern, die an Traumsequenzen erinnern, kommt die große Sehnsucht nach einem Zu Hause, nach Geborgenheit, Sicherheit und Wärme zu Wort. Im Gegensatz dazu stehen bei Stephan Winkler aus Fladungen/Bayern seltsame Dinge und dekorative Versatzstücke in angedeuteten Räumen; ohne Logik platziert, manche sogar schwebend. Das Heim wird so bei ihm zu einer unsicheren Basis, einem doppeldeutigen und einem doppelbödigen Raum.
Wie auch immer die Künstler mit dem Thema umgehen: Die Ausstellung „Schmücke Dein Heim“ in der Kunststation Kleinsassen ist gerade in Zeiten der intensiven und oft inszenierten Weihnachtsmarkt-Glückseligkeit eine spannende Alternative.
Die Ausstellung wird am Sonntag, den 1. November 2009, 15 Uhr in der Kunststation eröffnet und dauert bis zum 17. Januar 2010.
Text: Joachim Schüler