Fulda. Vom zukunftsweisenden Entsorgungskonzept, das der Landkreis Fulda in der Abfallwirtschaft eingeschlagen hat, konnten sich die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt und Landwirtschaft bei der Besichtigung von zwei Entsorgungseinrichtungen der Firma Umweltdienste Bohn im nordhessischen Meissner-Weidenhausen und Witzenhausen überzeugen. An der Exkursion nahmen auch der Kreisausschuss, die Vorsitzenden der im Kreistag vertretenen Parteien beziehungsweise deren Vertreter sowie Bürgermeister aus dem Vorstand des Zweckverbandes Abfallsammlung für den Landkreis Fulda teil.
Seit dem 1. Juni 2009 entsorgt die Firma Umweltdienste Bohn, die ihren Stammsitz im benachbarten Vogelsbergkreis hat, den Hausmüll sowie hausmüllähnliche Gewerbeabfälle aus dem Landkreis Fulda. Auch weitere nordhessische Landkreise arbeiten mit der Firma Bohn bei der Entsorgung ihrer Siedlungsabfälle zusammen. Diese werden in einer mechanischen Aufbereitungsanlage in Meissner-Weidenhausen zu Sekundärbrennstoff verarbeitet und anschließend in einem Kraftwerk auf dem Gelände der Papierfabrik in Witzenhausen energetisch verwertet. Das Kraftwerk beliefert die Papierfabrik mit Strom und Wärme.
Kein Mülltourismus: Der zwischen dem Landkreis Fulda und der Firma Umweltdienste Bohn geschlossene Vertrag hat eine Laufzeit von acht Jahren und kann um zwei Jahre verlängert werden, so dass die Entsorgung bis zum Jahr 2019 gesichert ist. Bei der Umwandlung von Abfällen in Energie handelt es sich sowohl um ein ökologisch sinnvolles als auch unter Kostengesichtspunkten interessantes Verfahren. So können erhebliche Mengen fossiler Brennstoffe eingespart und auf diese Weise ein wichtiger Beitrag zur Sicherung der Energieversorgung unabhängig von ausländischen Rohöl- und Gasvorkommen und deren Preisentwicklung geleistet werden.
Einen weiteren Vorteil der Zusammenarbeit mit dem mittelständischen Unternehmen sieht Erster Kreisbeigeordneter Dr. Heiko Wingenfeld darin, dass die Wertschöpfung in der Region bleibe. Es finde kein Mülltourismus statt, die Entfernungen, über die die Abfälle aus dem Landkreis Fulda transportiert würden, seien akzeptabel. Dies gelte auch für die täglich fünf bis sieben Fahrten nach Weidenhausen. Ebenso wie Dr. Wingenfeld zeigten sich die übrigen Exkursionsteilnehmer beeindruckt vom im Vergleich zu herkömmlichen Müllheizkraftwerken hohen Wirkungsgrad der Anlage und Witzenhausen und den dadurch möglichen günstigen Entsorgungskonditionen.
Der Entsorgungsvertrag mit der Firma Bohn sieht vor, dass der Landkreis vom Standort Kalbach aus jährlich zwischen 35.000 und 40.000 Tonnen Siedlungsabfälle zur Aufbereitungsanlage liefert, die auf 140.000 Jahrestonnen ausgelegt ist. In Weidenhausen werden die Abfälle geschreddert, gesiebt und von bestimmten Inhaltsstoffen wie Metallen befreit. Das mit dem Ersatzbrennstoff betriebene Kraftwerk in Witzenhausen hat eine Jahreskapazität von 265.000 Tonnen. Es versorgt die angrenzende Papierfabrik insbesondere mit Prozesswärme und Elektrizität. Die beim Produktionsprozess nicht benötigte elektrische Energie wird in das örtliche Stromnetz eingespeist.