Marbach/Torgelow. Die Deutschen Reservistenmeisterschaften sind der Höhepunkt im Leistungsvergleich der Reservisten der Bundeswehr. In Torgelow, ganz im Nordosten Deutschlands in Mecklenburg-Vorpommern, traten die 35 besten deutschen Reservistenmannschaften zum Leistungsvergleich an.
Verdienter Sieg
In Teams von 5 Soldaten treten die Mannschaften an, um eine Vielzahl von Aufgaben aus dem aktuellen Einsatzszenario der Bundeswehr zu lösen. Das hier nur Top-Mannschaften am Start waren, zeigte sich u.a. auch darin, dass die Punktedifferenz von Platz 1 zu Platz 10 bei insgesamt 1315 erreichbaren Punkten bei nur 81 Punkten lag. Jeder einzelne Soldat im Team wird extrem gefordert. Jeder einzelne muss in der Lage sein, unter extremer körperlicher und psychischer Belastung, seine Spezialaufgaben zu lösen und gegebenenfalls die Aufgabe eines anderen Mannschaftsmitgliedes übernehmen zu können, ohne dabei den Überblick bzw. die Kontrolle über die Situation zu verlieren.
Die Mannschaft der RK Marbach 2 (Hessen 2) mit Johannes Diegelmann, Johannes Förster, Lukas Heil, Torsten Trabert und Florian Link den 1. Platz und holte zum ersten Mal die Meisterschaft nach Osthessen!
Das Team Marbach 1 (Hessen 1) mit Volker Auel, Reinhold Göbel, Christian Günther, Markus Jahn und Torsten Kiefer belegte den 10. Platz.
Den Einstieg in den Wettkampf bildete am Freitagabend ein Nachtorientierungslauf über ca. 10 km. Auf der unwegsamen Strecke, Sandboden, Wald, Erdlöcher, mussten anhand einer Karte 11, zu Teil sehr versteckte Postenschirme gefunden werden. Die Zeitvorgabe zum Lösen der Aufgabe lag bei 120 Minuten. Beide Marbacher Mannschaften konnten alle Postenschirme finden und die vorgegebene Zeit sogar noch unterbieten und so schon den Grundstein für den späteren Erfolg legen.
Nach sehr kurzer Nachtruhe bereiteten sich die Mannschaften ab 04:30 Uhr bereits wieder auf die Tages-Patrouille vor. Nach dem Waffenempfang, Frühstück und kurzem Antreten wurde auf die Stationen verlegt und der Wettkampf fortgeführt.
Die Mannschaften bewegten sich während des Wettkampfes auf einem Patrouillenweg, auf dem sie immer wieder auf verschiedene Stationen und Szenarien trafen. Bei der Personenkontrolle traf man auf 2 verdächtige Einheimische, die sich an einem Trafo-Häuschen zu schaffen gemacht hatten. Hier war konsequentes Auftreten und Umsetzung der ROE (Rules of Engagement) gefragt.
Realitätsnahe Szenarios
Direkt im Anschluss traf man auf ein Szenario, bei dem der Hubschrauber mit dem Verteidigungsminister direkt neben einem Minenfeld abgestürzt war. Rauch, Explosionen, Schreie von Verletzten und verwirrten Personen ließen den Adrenalinspiegel extrem ansteigen. Mit nur 5 Wettkämpfern musste eine Vielzahl von Verletzten versorgt aber auch die Situation unter Kontrolle gehalten werden. Hinzu kam noch, dass durch den Absturz zahlreiche Einheimische angelockt wurden, die versuchten, weitere Verwirrung unter den Wettkämpfern zu stiften. Beim anschließenden Verwundetentransport galt es eine der verletzten Personen so schnell wie möglich zum Verwundetennest zu transportieren.
Im weiteren Verlauf der Patrouille traf man auf ein teilweise eingestürztes Gebäude, aus dem 2 Personen geborgen werden mussten, allerdings erst, nachdem man den unter Bauschutt verborgenen Zugang zum Gebäude freigelegt hatte. Da hier, wie auch bei allen anderen Stationen, eine Zeitbegrenzung vorgegeben war, konnten nicht alle Mannschaften die verschütteten Personen bergen.
Nach kurzem Durchatmen traf man unmittelbar im Anschluss auf ein Szenario, bei dem nach einen Autounfall brennende, verwirrte und verletzte Personen geborgen und versorgt werden mussten. Auch hier waren wiederum die Teamarbeit und die Vielseitigkeit jedes einzelnen Wettkämpfers gefragt.
Als Vorauskommando hieß es bei der nächsten Station eine Straße zu erkunden, die als Checkpoint genutzt werden soll. Dort befanden sich unterschiedliche Kampfmittel wie Panzerabwehrminen und Mörsergeschosse, teilweise mit Drähten zu einer Sprengfalle umfunktioniert. Diese mussten erkannt, klassifiziert und richtig gemeldet werden. Kurz darauf traf man in einem Dorf auf einheimische Personen, die uns zwar freundliche gesinnt aber auch sehr fordernd und bestimmt auftraten. Mitten im Gespräch mit den lokalen Entscheidungsträgern unterbrach MG-Feuer das Szenario, was den sofortigen Schutz der Zivilisten und die Aufnahme des Feuerkampfes bedeutete. Hier konnten beide Marbacher Mannschaften gute Trefferergebnisse vorlegen.
Es ging rasant zur Sache
Auch bei der nächsten Station, dem doppelten Seilsteg konnte eine hervorragende Zeit vorgelegt werden. Kurz darauf traf man bei einem Temporären Checkpoint auf einen lokalen Gemüsehändler, dessen Fahrzeug überprüft werden musste. Zwar gab er an, nur mit Gemüse zu handeln und keine bösen Absichten zu haben, allerdings änderte sich die Lage rapide, nachdem eine Waffe im PKW gefunden wurde.
Nach einem weiteren Fußmarsch traf man bei einer der forderndsten Stationen, der Überwindung der Hindernisbahn, ein. Mit dem Nachtmarsch und dem Patrouillenweg in den Knochen keine leichte Aufgabe. Dennoch schaffte es die Mannschaft Marbach 2 die Bestzeit vorzulegen und verfehlte den Bahnrekord von 1 Minute und 28 Sekunden um nur 1 Sekunde!
Intensives Training, die Teilnahme an vielen nationalen und internationalen militärischen Vielseitigkeitswettkämpfen in den vergangenen 18 Monaten waren sicherlich eine Grundlage des Erfolgs. Junge Kameraden wurden in die Mannschaften integriert, gefordert und in die Verantwortung genommen, so das die RK Marbach, so wie auch bei den vergangenen Meisterschaften (übrigens einmalig in Deutschland) mit 2 Teams an den Start gehen konnte.
Zusammenfassend bildet der Erfolg bei den Deutschen Reservistenmeisterschaften 2009 die Krönung der Arbeit der RK Marbach der letzten Jahre.