Fulda. „Wir können auch anders – Wie Schulen gelingen“: Unter dieser Überschrift referierte Reinhard Kahl, renommierter Journalist und Filmautor, im Rahmen des Semestereröffnungsvortrags der vhs des Landkreises Fulda. Die mit 250 Besuchern erfreulich gut besetzte Aula der Eduard-Stieler-Schule war Schauplatz für die Darstellung Kahls pädagogischer Ideen für ein besseres Gelingen von institutionalisierter Bildungsarbeit.
Fotos (92): Max Colin Heydenreich
Michael Friedrich, Leiter der Volkshochschule des Landkreises Fulda, freute sich, die zahlreichen Besucher, die zum Teil aus ganz Hessen zur Veranstaltung angereist waren, zu begrüßen. Das große Interesse an dem Thema und dem Referenten, so Friedrich in seinem Grußwort, unterstreiche bereits im Vorfeld, welch hohe Bedeutung der pädagogischen Arbeit heute beigemessen und das Lernen als Herausforderung der Zukunft angesehen wird.
Zu Beginn seines Vortrages machte Kahl deutlich, welches Bild von Schule generell in der Bevölkerung vorherrsche. Mit Eintritt in die Schule beginne der „Ernst des Lebens“, viele Eltern hätten den Eindruck, ihren Kindern ein Stück Kindheit zu nehmen, wenn sie früher eingeschult würden. Dass diese in Deutschland gängige Meinung durchaus berechtigt sei und Kindertagesstätten oder Schulen Veränderungspotentiale hin zur Verbesserung des Lernens aufweisen, wurde ebenso erwähnt wie die Tatsache, dass es bereits erfolgreiche Modelle für eine andere Art von Wissensvermittlung gibt. In Sequenzen aus seinen Filmen präsentierte der Grimme-Preisträger gelungene Beispiele, wie aus Lehrern „Lernbegleiter“ und aus Schülern „Lernende“ werden. Das „Lernen“ an sich solle positiver besetzt sein, Schule dürfe auch Spaß machen.
In einem seiner Beispiele zeigte Kahl, wie eine Kindertagesstätte bereits Kinder unter zwei Jahren fördere und das wichtigste dabei: die Kinder fühlten sich wohl, respektiert und lernten angstfrei und nachhaltig. Die Zuhörer des über zweistündigen Mix aus Referat und passenden Filmausschnitten lernten preisgekrönte Schulen in Deutschland kennen, in denen bereits heute andere Unterrichtsmodelle umgesetzt und erfolgreich erprobt werden. Kinder, so Kahl, kämen als Lerngenies auf diese Welt. Die Hirnforschung zeige, dass das menschliche Gehirn ein Leben lang gar nicht anders könne, als zu lernen. Doch warum geschehe das Lernen in vielen Schulen nur noch lustlos, wo doch gerade die erste Klasse noch voller Freude besucht würde?
Kahl empfahl Pädagogen, sich bei der Gestaltung eines Unterrichtes, in dem der Lernende mit all seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt steht, nicht akribisch an alle Vorgaben zu halten und Gesetze oder Vorschriften als Argument für die Beibehaltung des „herkömmlichen“ Unterrichtes“ vorzuschieben. Man solle, so Kahl wörtlich „als Pädagoge nicht immer denken, man stünde mit einem Fuß im Gefängnis. Oder sind die Gefängnisse in Fulda voll mit Pädagogen, die für einen besseren Unterricht gegen Vorschriften verstoßen haben?“