Müs. Ein rauschendes Fest, spannende Vorträge und ein tolles Rahmenprogramm – so könnte als Kurzversion das Fazit zum Festakt anlässlich des 120-jährigen Jubiläums bei den Zement- und Kalkwerken Otterbein lauten. Über 500 Gäste waren gekommen, um gemeinsam mit der Familie den großen Geburtstag zu feiern. Passend zum Anlass hatten Seniorchefin Rosa Müller und Sohn Winfried Müller mit Ehefrau Marie-Theresia und den Kindern Christian, Katharina und Marie-Luise in ein festlich geschmücktes Zelt auf dem Werksgelände geladen. Die Gegenwart zu genießen, einen Blick in die Zukunft zu wagen und gleichzeitig die Vergangenheit Revue passieren zu lassen, dazu forderte Winfried Müller die Gäste in seiner Ansprache auf.
120-jähriges Bestehen: „Zukunft braucht Herkunft“
Den Slogan „Zukunft braucht Herkunft“ habe die Unternehmensleitung seit jeher verinnerlicht, verdeutlichte Müller, der die Firmengeschicke seit 1982 in Händen hält. Nach einem Abriss der Unternehmensgeschichte richtete der Müser Unternehmer einen besonderen Dank an die Mitarbeiter, ohne deren großen Einsatz über Jahrzehnte hinweg diese Entwicklung bis hin zum heutigen respektablen, soliden mittelständischen Unternehmen, das mittlerweile in vierter Generation als Familienunternehmen geleitet werde, nicht möglich gewesen wäre.
Stellvertretend nannte er den langjährigen Betriebsleiter Anton Hasenau, der von 1949 bis 1987 bei Otterbein war und selbstverständlich mit vielen weiteren „Ehemaligen“ zu den Gästen des Festaktes zählte. Dass das Unternehmen Otterbein auch weiterhin ein Familienunternehmen bleibe, diesen Wunsch verband Müller mit der Vorstellung seines Sohnes Christian, der gemeinsam mit dem Vater die Moderation der Veranstaltung übernommen hatte. „Wer auf die Natur setzt, kann auf uns bauen“ mit dieser Kernaussage verwies Müller auf die Verantwortung des Unternehmens für Natur und Umwelt. Einen Appell richtete er an die Politik und forderte die Entscheidungsträger dazu auf, es den Familienunternehmen gleich zu tun und mehr Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen und nicht weiterhin Schulden zu Lasten der nachfolgenden Generationen aufzuhäufen.
Ideal anknüpfen konnte an diese Ausführungen Professor Dr. Peter May mit seinem Vortrag „Die Rückkehr der Dinosaurier – warum Familienunternehmen besser sind“. Nach seinem Kompliment, es sei schön „zu Gast bei einem Champion“ zu sein, verdeutlichte der Jurist und Unternehmensberater, welche Chancen aus seiner Sicht im Generationen übergreifenden Denken einer Unternehmerfamilie liegen: „Werte“ zu haben anstatt nur „Wert“ zu sehen. Kurzweilig, amüsant und aufschlussreich war der Vortrag von Dr. Michael Spitzbart, der humorvoll und ohne den erhobenen Zeigefinger ganz nach dem Motto „Power your life“ den anwesenden Gästen Tipps zu einer geistig und körperlich gesunden Lebensführung gab.
Viele Gratulaten
Zum großen Geburtstag gratulierten neben Unternehmensbeirat Prof. Dr. Albrecht Wolter auch Landrat Bernd Woide sowie Großenlüders Bürgermeister Werner Dietrich und Stefan Schunck als Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda. Einen besonders persönlichen Gruß der Mitarbeiter übermittelte Betriebsrat Rudolf Koßlitz. Er wünschte Winfried Müller und dessen Familie alles Gute und sagte weiterhin loyale Mitarbeit zu. Mit einem Blumenstrauß gratulierte er Seniorchefin Rosa Müller für 70 Jahre Mitarbeit im Betrieb. 1939 war die heute 87-Jährige in das Unternehmen ihres Vaters eingetreten und ist bis heute noch aktiv engagiert.
Überwältigt waren Mitarbeiter und Unternehmensleitung von der großen Resonanz auf den „Tag der offenen Tür“, zu dem die Bevölkerung einen Tag nach dem offiziellen Festakt geladen war. Rund 2 000 Besucher tummelten sich einen Tag lang auf dem Werksgelände und nutzten die Gelegenheit, Arbeitsweise und Einsatzbereiche der vielfältigen Produkte kennenzulernen. Das Team um Geschäftsführer Winfried Müller hatte sich ein buntes Programm einfallen lassen, um einerseits den Gästen die Firmengeschichte näher zu bringen und andererseits die 120 Jahre gebührend zu feiern. Bereits am Vormittag waren zahlreiche Mitarbeiter im Einsatz, um die Besuchergruppen unter dem Motto „Kalkstein – ein Geschenk der Natur“ durch das Werk und den Steinbruch mit Abbau und Sprengung zu führen. Besonders ansprechend gestaltet und stark frequentiert war ein separater Ausstellungsraum, in dem unter der Überschrift „Wir bringen Steine zum Leben“ traditionelle und innovative Anwendungen der Produkte Zement, Kalk und Mörtel gezeigt wurden.
Darüber hinaus hatten die Besucher die Möglichkeit, die Unternehmensgeschichte anhand einer historischen Fotoausstellung nachzuvollziehen und sich eine beeindruckende Sammlung von Fossilien- und Mineralienfunden aus dem Steinbruch anzuschauen. Ein umfangreiches Kinderprogramm für die jungen Gäste startete am Nachmittag: Eine Zauber- und Illusionsshow gestaltete Gerrit unter dem Titel „Kinderzauberland“. Richtig austoben konnten sich die Kleinsten auf der Hüpfburg „Spukschloss“. Daneben standen die Wirbelwindbox – „Fang das Glück“ und das Tresorspiel „Knack den Safe“ auf dem Programm. Viel genutzt wurde das Angebot der Fahrten mit der Citybahn durch das Werk, die Fahrten mit der Pferdekutsche und den Oldtimer-Schleppern und Kranfahrten in schwindelerregende Höhe von 62 Metern.