Written by 7:05 Alle Nachrichten, Politik & Wirtschaft

E.ON verkauft Thüga an Stadtwerkekonsortium: GWV wird Anteilseigner von Thüga

Fulda. E.ON hat heute bekannt gegeben, die Thüga AG an ein Stadtwerkekonsortium, zu dem auch die Gas- und Wasserversorgung Fulda GmbH (GWV) gehört, verkaufen zu wollen. Die Thüga AG hält an rund 90 kommunalen und regionalen deutschen Versorgungsunternehmen eine Minderheitsbeteili¬gung, darunter 25,1 Prozent an der GWV Fulda.

Die Thüga AG, eine 100 % Tochtergesellschaft der E.ON Ruhrgas AG, bildet über ihre Beteiligung an diesen Versorgungsunternehmen das größte Netzwerk kommunaler Energieversorger in Deutschland. Mehrheitseigentümer sind zumeist die jeweiligen Städte und Gemeinden. Inklusive aller Minderheitsbeteiligungen (Thüga-Anteil über 20 %) erzielte die Thüga-Gruppe in 2008 mit insgesamt rund 19.200 Mit¬arbeiterinnen und Mitarbeitern einen Umsatz von ca. 16,4 Milliarden Euro. Als Dienstleistungsplattform bietet die Thüga den beteiligten Unternehmen Unterstützung in den Bereichen Energieeinkauf, Vertrieb, Entwicklung neuer Produkte und technischer Projekte, zum Beispiel im Bereich erneuerbare Energien. Ziel dabei ist es, Synergien optimal zu nutzen und die Eigenständigkeit der beteiligten Unternehmen zu stärken.

Das kommunal geprägte Bieterkonsortium Integra / KOM9 hat sich mit E.ON über die wirtschaftlichen Grundzüge zum Kauf der Thüga bereits geeinigt. Der vereinbarte Kaufpreis für die Thüga beläuft sich auf insgesamt rund 2,9 Milliarden Euro. Der Kaufvertrag soll in den kommenden Wochen unterzeichnet werden. Der Vollzug der Trans¬aktion wird nach Freigabe durch das Bundeskartellamt und die zuständigen Gremien der beteiligten Unternehmen noch in diesem Jahr erwartet.

Jeweils knapp 21 Prozent sollen zunächst die drei Integra-Konsorten enercity (Stadtwerke Hannover AG), Mainova AG (Frankfurt), N-ERGIE AG (Nürnberg) über¬nehmen, der Anteil der KOM9-Gruppe beträgt anfangs rund 38 %.
Dem KOM9-Verbund gehören derzeit 46 Stadtwerke und regionale Versorger aus ganz Deutschland an. Diese mittleren und kleineren Thüga-Beteiligungsunternehmen hatten sich eigens zum Erwerb von Anteilen an der Thüga AG zu einer Gesellschaft („KOM9 GmbH & Co. KG”) zusammengeschlossen, deren Gründungsmitglied GWV Fulda ist. GWV wird sich innerhalb der KOM9-Gruppe mit insgesamt 10 Mio. Euro am Erwerb der Thüga AG beteiligen und somit demnächst indirekt Anteilseigner an ihrem Anteilseigner Thüga sein. Thüga ist bereits seit 2001 strategischer Partner der GWV.

Neue Kraft am deutschen Energie- und Wassermarkt entsteht
Mit der Herauslösung der Thüga aus dem E.ON-Konzern werden sich die Kräfteverhältnisse auf dem deutschen Energiemarkt verschieben. Neben E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall wird die Thüga zur neuen Kraft unter den Energie- und Wasserversorgern in Deutschland, die unabhängig von den großen Konzernen sein wird. Alle Anteilseigner dieser neuen deutschen Stadtwerke-Holding sind mehrheitlich in kommunaler Hand.

Die neuen Anteilseigner der Thüga planen, das bewährte Thüga-Modell einer Dienstleistungsplattform für diejenigen Versorgungsunternehmen, an denen Thüga beteiligt ist, weiter auszubauen. Auch der Erwerb weiterer Stadtwerkebeteiligungen würde für diese neue Thüga wieder möglich.

OB Möller: „Aus voller Überzeugung dabei
In seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der GWV begrüßt Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller die Beteiligung an der Thüga: „Durch den Übergang der Thüga in die Hand der Stadtwerke und regionalen Energieversorgungsunternehmen werden kommunale Strukturen der Energieversorgung gestärkt. Die beteiligten Kommunen können sich damit über ihre Stadtwerke auch langfristig Einflussmöglichkeit auf eine wettbewerbsfähige Energieversorgung innerhalb ihres Stadtgebietes sichern, ohne in die Abhängigkeit von großen deutschen, europäischen oder außereuropäischen Energie¬konzernen zu geraten. Damit entsteht ein auch energiepolitisch außerordentlich sinnvoller Stadtwerke-Verbund in kommunaler Hand“.

Dr. Szepanek: Gestärkt in die Zukunft
GWV-Geschäftsführer Dr. Peter Szepanek, der von der ersten Stunde an aktiv in den KOM9-Prozess eingebunden war, sieht in der zukünftigen Beteiligung eine bedeutende Chance für die strategische Ausrichtung der GWV. Übergeordnetes Ziel sei es, die Selbstständigkeit des Unternehmens zu festigen, die Wertschöpfung und Arbeitsplätze vor Ort zu sichern und gleichzeitig Teil einer zukunftssicheren, schlagkräftigen Stadtwerke-Holding zu sein.

„Die bereits in der Vergangenheit erfolgreiche strategische Partnerschaft zwischen GWV und Thüga wird mit den neuen Eigentümern nochmals ausgebaut. Das stärkt GWV als Garant für eine zugleich sichere und preiswerte Energieversorgung in der Region“, begründete Dr. Szepanek diese 10 Mio. Euro Investition.

„Im Verbund können wir regionalen Versorger und Stadtwerke unsere Interessen nachhaltiger vertreten. Das ist vor dem Hintergrund der sich wandelnden Bedingungen und des immer schärferen Wettbewerbs auf den Energiemärkten von großer Bedeutung. Durch die Bündelung von Know-how und Ressourcen lassen sich zukünftig auch größere Projekte – zum Beispiel im Bereich der regenerativen Energien – umsetzen und technologische Entwicklungen vorantreiben. Davon profitieren dann auch wir hier vor Ort – und damit unsere Kunden und Mitarbeiter.“

Strategisch und kaufmännisch kluge Investition
Den Einstieg bei der neuen Thüga bewerten Geschäftsführung und Aufsichtsrat der GWV sowie die zuständigen Gremien der Stadt Fulda als eine strategische Investition, die zudem eine wirtschaftlich attraktive Rendite erwarten lässt. Bereits im Juni hatten Magistrat, Haupt- und Finanzausschuss und die Stadtverordneten diesem Vorhaben einstimmig grünes Licht gegeben, wenn der Kaufpreis für die Thüga AG wirtschaftlich vertretbar ist. Nach der Einigung mit der E.ON sieht der Aufsichtsrat der GWV diese Bedingung als sehr gut erfüllt an.

Wissenswertes zur KOM9
Die KOM9 ist ein Verbund von Stadtwerken und regionalen Energie¬versorgern aus ganz Deutschland, von Villingen-Schwenningen bis Sylt, von Germersheim bis Pirna. Der Verbund wurde 2008 von anfänglich neun Energieversorgungsunternehmen gegründet und ist innerhalb weniger Monate auf eine Gruppe von inzwischen 46 Mit¬gliedern angewachsen. Etliche weitere Unternehmen in mehrheitlich kommunaler Trägerschaft streben eine Aufnahme an.

Die Gas- und Wasserversorgung Fulda GmbH (GWV) gehört zum Kreis der Gründungsmitglieder der KOM9 und ist in wichtigen Ausschüssen vertreten.
Die KOM9-Gesellschafter haben drei Gemeinsamkeiten:
– Sie sind als Energie- und Wasserversorger tätig.
– Jedes Unternehmen ist mehrheitlich in kommunaler Hand.
– An jedem Unternehmen hält die Thüga AG Anteile.

Die tief greifenden Veränderungen in der Energiewirtschaft erfordern die Gründung strategischer Partnerschaften. Ein starker Verbund hat in diesem komplexen Umfeld größere Zukunftschancen.
Als Gruppe erzielten die Mitgliedsunternehmen der KOM9 im Jahr 2008 Umsatzerlöse in Höhe von 6,53 Mrd. Euro. Damit gehört die KOM9 (7.215 Mitarbeiter) zu den großen Akteuren auf dem deutschen Energiemarkt.
Jeder KOM9-Gesellschafter ist in seinem Umfeld ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und erbringt eine erhebliche Wertschöpfung (Arbeits- und Ausbildungsplätze, örtliche Investitionen in Millionenhöhe, Gewerbesteuer, Konzessionsabgaben usw.). Kommunale Energieversorger treten vor Ort zudem als Sponsoren und Kultur¬förderer auf und leisten damit einen aktiven Beitrag zur Lebensqualität in ihrer Region. KOM9 will dazu beitragen, dass dies auch in Zukunft so bleibt.

Kurzfassung:
Die KOM9 ist ein Zusammenschluss lokaler und regionaler Energieversorgungsunternehmen unter kommunaler Führung. Die Partner verbindet das gemeinsame Ziel, nachhaltige Lösungen für die energiepolitischen Herausforderungen der Zukunft zu finden und vor Ort umzusetzen. So sollen dezentrale Strukturen gestärkt und die Netzwerke der kommunalen Energieversorger zukunftsweisend und kundennah ausgebaut werden.

Visited 1 times, 1 visit(s) today
Close