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Bischof Algermissen besucht Volkswagenwerk Kassel – “Menschen stehen bei der Produktion im Vordergrund”

Kassel (bpf). „Man spürt, es geht hier um die Menschen, ohne die die Fabrikhallen und technischen Geräte nur totes Material wären.“ Dies hob der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen am Ende eines Besuchs im Volkswagenwerk Kassel hervor. Vermittelt von Ortspfarrer Paul Schupp, der ihn auch begleitete, hatte der Oberhirte am Donnerstag, 30. Juli, in Baunatal den größten Arbeitgeber in der Region Nordhessen besucht und sich vor Ort nicht nur über technische Innovationen wie den neuen DQ200-Golf, sondern vor allem auch über die Arbeitsbedingungen der rund 13.000 Mitarbeiter informiert.

Werkleiter Prof. Dr. Hans-Helmut Becker, der den Bischof bei der Führung selbst begleitete, erhielt aus den Händen Algermissens als Präsent das die globale wirtschaftliche Entwicklung kritisch bewertende „Kompendium der katholischen Soziallehre“. „Die Einbeziehung der Menschen in die Verbesserung von Arbeitsprozessen unter Beteiligung des Betriebsrats erhöht bei uns Motivation und Produktivität“, zeigte sich Prof. Becker überzeugt, der zudem betonte, daß die Automatisierung der Produktion nicht erhöht werde. Im Gespräch mit Führungskräften erfuhr der Bischof auch, daß in dem Werk, das Fahrzeugkomponenten herstellt, nahezu alle Auszubildenden in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen werden und der Sonntag, wie eine Nachfrage von Pfarrer Schupp in dem Gespräch offenbarte, in der Regel ein arbeitsfreier Tag ist.

Elf Prozent der Belegschaft des seit 1958 bestehenden VW-Werkes in Baunatal sind Katholiken – das entspricht durchaus dem Prozentsatz in der nordhessischen Diaspora. 32 Prozent der bei VW Beschäftigten stammen aus dem Schwalm-Eder-Kreis, 26 Prozent aus dem Landkreis Kassel, 17 Prozent aus Kassel Stadt und 16 Prozent aus Baunatal. Von den 13.000 Mitarbeitern sind allein rund 4.300 im Getriebebau tätig. Von dem nordhessischen Werk aus werden Autoteile in alle Welt geliefert, wie Werksleiter Prof. Becker in einer Präsentation deutlich machte. „Beschäftigungssicherung und Wirtschaftlichkeit sind bei uns gleichrangige Unternehmensziele“, erläuterte der Ingenieur und Betriebsrat Christian Wetekam dem hohen Besuch aus Fulda. Die Beteiligung der Menschen als „intelligente Mitarbeiter“ an den Innovationen des Betriebs sichere auch langfristig deren Arbeitsplätze. Und das ist in Nordhessen auch überaus wichtig, denn insgesamt sind rund 64.000 Menschen, eingeschlossen Familienangehörige, Rentner und im Handel Tätige, wirtschaftlich von VW Kassel abhängig. Das sind etwa sechs Prozent der Bevölkerung.

Von dem im VW-Werk angewandten Prinzip der Kooperation und Teamarbeit könnten auch die Kirchen lernen, unterstrich Bischof Algermissen. „Man muß mit dem Herzen bei der Arbeit sein.“ Über die Produktionsabläufe selbst informierte sich der Bischof unter Führung der Bereichsleiter Uwe Thesling und Thomas Goßmann. So konnte er sich ein Bild von der Herstellung des Direktschaltgetriebes (DSG) machen, eines neuartigen Doppelkupplungsgetriebes von VW, das auf dem Prinzip der Trockenkupplung beruht und als DQ200 beispielsweise im Golf VI Verwendung findet.

„Durch eine intelligente Vorschaltung erreicht man mit diesem Automatikgetriebe eine sanftere Schaltung bei rund zehn Prozent weniger Kraftstoffverbrauch“, erläuterte Ingenieur Jens Dembowski. Bischof Algermissen erwies sich bei dem Besuch als treuer Volkswagen-Freund: sein privater Passat sei bereits sein 14. VW, seit er 1970 mit einem 1600 sein erstes Auto besessen hatte. So ist es nicht verwunderlich, daß der Oberhirte sehr gerne selbst einmal den Golf mit dem neuen Getriebe in einer Testfahrt ausprobierte. Zusammen mit seinem Fahrer Karsten Witzel testete Algermissen am Ende auch den Oberklassewagen Phaeton. Werkleiter Becker und seine Kollegen hörten mit Interesse, daß der alte VW-Käfer von Algermissens Vor-Vorgänger Bischof Eduard Schick nach wie vor fahrtüchtig und in Betrieb ist.

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