Fulda. Ernste, aber auch launige Facetten der Historie Fuldas hat Dr. Wolfgang Hamberger dem interessierten Publikum bei einer Lesung im Mehrgenerationenhaus (MGH) Josefsgarten nahe gebracht: Der Vorsitzende des hiesigen Geschichtsvereins und ehemalige Oberbürgermeister trug einige Abschnitte aus dem zweiten Band der Fuldaer Stadtgeschichte vor. Er ist Motor und Mitautor dieses 752 Seiten starken Werkes, das in Parzellers Buchverlag erschienen ist und insgesamt 31 Autoren hat.
Gut lesbarer Stoff
„Unserem Geschichtsverein als Herausgeber lag daran, eine Stadtgeschichte mit wissenschaftlichem Apparat zu veröffentlichen, die sich freilich in erster Linie an die Bürger wendet und für sie gut lesbar sein soll“, erläuterte Hamberger. Dies sei gelungen, wozu auch die Aufteilung des Gesamtstoffes in chronologische Passagen, spezielle Themen und auflockernde Schlaglichter beitrage. Gerade die Letztgenannten unterstrichen, „dass Geschichte immer eine Geschichte von Menschen ist“. Der frühere OB machte den Besuchern der Lesung, darunter Stadtrat a. D. Dr. Horst Weidemann, zum Beispiel deutlich, wie sehr die katholischen deutschen Bischöfe in der Nazizeit um eine angemessene kirchliche Haltung zum NS-Staat gerungen hätten. Das sei an den Formulierungen der Bischofskonferenz in der „Fuldaer Erklärung“ klar abzulesen.
„Es ging damals vor allem auch um die Frage, ob Gläubige in die NSDAP eintreten und trotzdem gute Christen bleiben konnten“, sagte Hamberger. Das Bemühen des Episkopats, in dieser Erklärung einerseits an der Verurteilung der NS-Ideologie festzuhalten, andererseits der Regierung quasi notgedrungen eine gewisse Loyalität zu bekunden, habe zu einem „kaum zu meisternden Spagat“ geführt, gab der Geschichtsvereinsvorsitzende zu bedenken. Er wandte sich auch dem Neubeginn in Fulda nach dem Zweiten Weltkrieg zu, beginnend mit dem Einmarsch der amerikanischen Armee am 2. April 1945.
Markante Persönlichkeiten
Breiten Raum nahm im Mehrgenerationenhaus die Erinnerung an zwei besonders markante Persönlichkeiten der jüngeren Fuldaer Historie ein: Dr. Cuno Raabe und Dr. Alfred Dregger. Hamberger würdigte Statur und Leistungen dieser ehemaligen Oberbürgermeister. In einem Schlaglicht des Stadtgeschichtsbandes schildert Dr. Christian Schwarz-Schilling, wie unnachahmlich ihn der charismatische Alfred Dregger 1967 davon abgebracht hat, wie er für den CDU-Landesvorsitz zu kandidieren. Hamberger brachte auch ein launiges Schlaglicht aus eigener Feder über die fuldischen Dreharbeiten zum Film „Königliche Hoheit“ zu Gehör.
Markus Otto, Quartiersmanager im Josefsgarten, dankte dem Geschichtsvereinsvorsitzenden auch mit Präsenten für die Möglichkeit, „intensiv in Fuldas Historie einzutauchen“.