Fulda. „Der Name ist Programm: Perspektiva. Das, was auf den Tag genau vor zehn Jahren mit einer Baumschule, 15 Jugendlichen und viel Engagement begann, hat sich im Laufe zu einem Erfolgsprojekt auf stabiler und breiter Grundlage entwickelt. Sie eröffnen jungen Menschen mit besonderem Betreuungs- und Unterstützungsbedarf Lebensperspektiven“, so die Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Arbeit, Familie und Gesundheit, Petra Müller-Klepper anlässlich der Feier zum 10-jährigen Bestehen der Perspektiva gemeinnützigen GmbH in Fulda.
Fotos (273): Max Colin Heydenreich
Unterstützung
1999 hätten sich in Fulda Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger, sowie die beiden sozialen Einrichtzungen Antoniusheim Fulda und die Grümel gGmbH zu einem Netzwerk zusammengeschlossen: die Perspektiva gGmbH – Fördergemeinschaft Theresienhof für Arbeit und Leben. „Mittlerweile sind 60 Unternehmen – vor allem kleinere und mittlere Betriebe Gesellschafter bei Perspektiva, die den Jugendlichen reguläre Arbeitsstellen zur Verfügung stellen. Bereits in der Schule setzt Perspektiva auf Praktikumsangebote und bietet so eine frühe Brücke zwischen dem Anforderungsprofil des Arbeitgebers und den individuellen Stärken der Jugendlichen“, so die Staatssekretärin. Ein Kuratorium begleite und vernetze die Aktivitäten bei Perspektiva. Ihm gehörten die Repräsentantinnen und Repräsentanten der örtlichen Arbeitsverwaltung, der Industrie- und Handelskammer, der Kreishandwerkerschaft des Landkreises, der Stadt Fulda, der Liga der freien Wohlfahrtspflege und des staatlichen Schulamtes an. „Nicht nur Betriebe, auch Bürgerinnen und Bürger übernehmen in Selbstverpflichtung finanzielle Beiträge und schaffen damit ein System, das sich weitgehend selbst finanziert“, betonte Müller-Klepper. Daneben werde Perspektiva u.a. von der Agentur für Arbeit sowie dem Integrationsamt unterstützt. Derzeit fördere das Netzwerk Perspektiva 65 Jugendliche im Alter von 16 bis 27 Jahren. Das Land unterstütze Perspektiva in diesem Jahr mit ca. 43.000 Euro bei der Qualifizierung und Beschäftigung junger Menschen.
Gemeinsam mit den Unternehmen qualifiziere Perspektiva seit zehn Jahren solche Jugendlichen, die erheblichen Unterstützungsbedarf hätten und zum Teil eine Lernbehinderung oder eine geistige Behinderung aufwiesen, für eine dauerhafte Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. „Dabei geht es bei Weitem nicht nur um die Integration ins Erwerbsleben. Perspektiva hat sich zum Ziel gesetzt, dass die von ihr betreuten und begleiteten Jugendlichen auch darüber hinaus so selbstständig wie möglich leben. Daher werden die Jugendlichen auch über ihre berufliche Betreuung hinaus umfassend begleitet“, so Müller-Klepper.
Perspektiva-Gesellschaft
Perspektiva habe ein 3-Phasen-Modell entwickelt, wonach die Jugendlichen schrittweise nach ihren Fähigkeiten und Interessen gefördert würden. Dieses umfasse in der ersten Phase eine Orientierungsphase auf dem „Theresienhof“ von Perspektiva, in der Regel bis zu einem Jahr. Auf dem ehemaligen Bauernhof „Theresienhof“ erlernten die Jugendlichen in Vorbereitung auf die betriebliche Arbeit zunächst Grundfertigkeiten. In dieser Phase würden erste Kontakte zwischen den Jugendlichen und den der Perspektiva-Gesellschaft angehörigen Unternehmen hergestellt. In den Betrieben mache man die Jugendlichen in einer zweiten Phase dann mit den Tätigkeiten ihres Arbeitsplatzes vertraut, wobei die Stellenprofile die besonderen Stärken und Schwächen eines geeigneten Jugendlichen berücksichtigten. Nach einer Hospitation, die zeige, ob eine Integration möglich sei, folge die Einarbeitung und Qualifizierung, die bis zu zwei Jahren dauern könne. Nach einer erfolgreichen Einarbeitung und Qualifizierung übernähmen die Betriebe die Jugendlichen mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag.
„Perspektiva zeigt neben einem vorbildlichen Engagement für besonders benachteiligte Jugendliche, dass lokale und regionale Akteure erfolgreich Hand in Hand arbeiten und langfristige Entwicklungen im Auge haben. In Fulda zeigt sich, wie erfolgreich Qualifizierung und Beschäftigung sein können, wenn lokale und regionale Akteure unmittelbar vernetzt sind. Perspektiva ist ein gutes Beispiel dafür, dass hier der Mensch zum erfolgreichen Mittelpunkt gemeinsamen Handelns wurde“, so Müller-Klepper abschließend.