Motorsport. Strahlender Sonnenschein, heiße Fights und einige Überraschungen zeichneten die 48. Sparkassen DMV Thüringen Rallye aus. Die große Show begann am Samstagabend, dem Stadtrundkurs durch Pößneck bei Nacht und Höhenfeuerwerk. Driftkünstler Niki Glisic aus Österreich heizte den Fans an beiden Renntagen mit seinem BMW M3 als Vorausfahrzeug mit seinen Drifteinlagen mächtig ein.
Text: Jenny Gäbler, Fotos (129): Marco Hellwig
Besonders in der Startkurve herrschte mit den auf Naturtribünen sitzenden Zuschauern fast Stadionatmosphäre. Erstaunlich dabei war, dass er trotz des Driftens auf 135 WP-km nur einen Satz Reifen verheizte, ständig mit dem Gedanken in Hinterkopf: Landet sein Privatfahrzeug neben der Strecke, kann das Team nicht zurück nach Österreich reisen. Letztendlich aber hatte das Auto keinen Kratzer, geschweige denn eine Delle abbekommen, stellte Glisic am Abend zufrieden fest. Er kann sich vorstellen im nächsten Jahr auch mit seinem original Rallyefahrzeug nach Thüringen zu reisen.
Die Bestzeit vor tausenden Zuschauern am Stadtrundkurs brannte Mark van Eldik mit seinem nagelneuen Subaru Impreza WRC S14 von Prodrive in den Asphalt. Titelfavorit Olaf Dobberkau mit seinem Porsche erreicht am ersten Tag der Rallye nur den 4. Platz, da für Ihn das Begeistern der Zuschauer im Vordergrund stand. Mit Reiner Hahn, Jeffrey Wiesner, Herbert von Kaufmann und dem Team Koske/Koske, starteten trotz Anmeldung zur Super Rallye, bereits 4 Fahrzeuge leider nicht zur 2. Etappe am Samstagmorgen.
Knackpunkt der Rallyeveranstaltung war für viele Teams die Königsprüfung der Thüringen Rallye, der über 26 km lange Rundkurs Bankschenke. Titelgewinner des vergangenen Jahres Olaf Dobberkau, konnte hier auf den langen Geraden der Prüfung, die Pferdestärken seines Porsches voll ausspielen und sich vor die World Rally Cars souverän auf den ersten Platz des Gesamtklassements setzen. Vorvorjahressieger Markus Moufang wollte es ihm gleichtun, steuerte seinen BMW M3 E30 jedoch leider böse neben die Strecke. Die Fahrer kamen mit einem blauen Auge davon, und die Zuschauer bedauerten einen Top-Favoriten weniger. Ähnlich erging es GeroWildgrube/Thomas Keller, ebenfalls im BMW. Bei Ihrem Ausscheiden aus dem Rennen hinterließen sie so eine große Ölspur auf der Strecke, dass die WP 3 abgebrochen werden musste.
Auch Marcus Moufang und der Engländer Graham Coffey erlitten Nachteile durch die Unfälle, da sie auf der Strecke anhielten, um den verunfallten Teams zu helfen. Anschließend auf WP 4 kam das große Aus für Porschefahrer Olaf Dobberkau. Beim Beschleunigen des fast 400 PS starken Heckantrieb-Boliden scherten die Antriebswellen ab und Dobberkau musste seinen Porsche frustriert als Führender der Rallye bis dato abstellen. Dies ist besonders zu bedauern, mit der Tatsache, dass das Team sich fest vorgenommen hatte die Antriebswellen nach der Thüringen Rallye unbedingt wechseln zu wollen. Leider musste nach Wertungsprüfung 4 auch der Trusetaler Raphael Ramonat seinen Porsche 911 GT3 abstellen. Auf den vorangegangen Prüfungen zeigte der die beste Leistung der laufenden Saison mit seinem neuen Fahrzeug, konnte jedoch auf Grund der fehlenden Bordkarte am Start einer Prüfung die Fahrt nicht fortsetzen.
Wenige Stunden später konnte die WP Bankschenke mit weiteren Top-Favoriten weniger zum zweiten Durchgang ordnungsgemäß gestartet werden, und erwies sich als rennentscheidende Wertungsprüfung für den Kampf ums Podium. Die zwei Top-Favoriten und ERC-Wettstreiter Dennis Kuipers und Mark van Eldik mit ihren World Rally Cars mussten auf der längsten Prüfung der Rallye einen Reifenschaden hinnehmen und auf der WP wechseln, was viele Minuten Zeit kostete. Somit rutschten sie von ihren Top-5 Platzierungen ins Mittelfeld der Starter.
Nach dem die Zeit von Marcus Hesse auf Grund des Stillstandes auf WP 3 von den Sportkommissaren korrigiert wurde, fand er sich überraschend auf dem zweiten Platz im Gesamten wieder, den er bis zur Zieleinfahrt nicht wieder abgeben wollte. Somit füllt Marcus Hesse sein Punktekonto in der Wertung zur Euro Rally Challgenge weiter auf. Eine weitere Überraschung für viele Zuschauer war das Zwickauer Team Maik Stölzel mit Co-Pilot Thomas Windisch, mit seinem neuen Porsche 911 GT3. Die Thüringen Rallye war für Ihn die erste richtige große Veranstaltung an der sie in Wertung teilnahmen, und prompt landeten sie durch ein perfekt abgestimmtes Auto, ein gut organisiertes Team und natürlich der guten Fahrzeugbeherrschung des Fahrers auf einem beeindruckenden 3. Gesamtplatz, den sie bis an das Ende der Veranstaltung halten konnten.
Perfekt klappte an diesem Wochenende alles für ERC-Gründer und Träger der Startnummer 1, Erik Wevers im Ford Focus WRC 06 aus den Niederlanden. Nach dem Ausfall von Olaf Dobberkau übernahm er die Führung und behielt sie bis zum Rallyeschluss. Im Ziel bedauert er das zu schnelle Ende des spannenden Zweikampfes: „Olaf ist ein sehr guter Fahrer, wäre er nicht ausgefallen, hätten wir sicherlich bis ins Ziel einen sehr spannenden und engen Zweikampf gehabt. Die Veranstaltung generell hat ihm auf Grund des guten Wetters und der perfekten Organisation sehr gut gefallen. Nur vielleicht sind die Prüfungen etwas zu schnell.“, sagt Wevers respektvoll in Anbetracht der selektiven High-Speed Strecken durch den Saale-Orla-Kreis.
Die zwei Gaststarter aus Großbritannien mit ihren Subaru Impreza WRCs fahren mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück auf die Insel: David Turnbull aus Leeds erreichte einen zufrieden stellenden 4. Rang im Gesamtklassement. Sein Landsmann Graham Coffey musste seinen Wagen am Start der letzten Wertungsprüfung wegen seines überhitzenden Motors abstellen.
Auf der letzten WP 9 brannte WRC-Fahrer Dennis Kuipers eine so beeindruckende Bestzeit in den Asphalt, dass er trotz seines Reifenschadens noch den 5. Platz im Gesamtergebnis erreichte, und den Hesse Norbert Moufang/Anke Rezac im Opel Kadett C Coupe auf den 6. Platz verwies. Als glückliche Sieger der Gruppe N, kamen die dänischen Meister Michael und Mie Pedersen ins Ziel. Mit ihrem Mitsubishi Lancer EVO 9 fuhren sie konstant und schnell alle Wertungsprüfungen. Auch die Zuschauerlieblinge Bernd Michel/Bernd Hartbauer im Opel Astra enttäuschten ihre Anhänger nicht erkämpften sich, trotz eines hochwertigen Starterfeldes einen guten 9. Gesamtplatz.
Auch die Stuttgarter Sandro Wallenwein und Pauli Zeitlhofer, in Thüringen mit ihrem Flüssiggas-angetriebenen Subaru Impreza unterwegs, zeigten welche Leistung aus alternativen Antrieben mit einem Top-Fahrer aus der deutschen Rallyeszene herausgeholt werden kann.
Mark van Eldik fand sich nach seinem Reifenschaden am Ende der Rallye auf einem enttäuschenden 16. Platz im Gesamten wieder. In der seriennahen Klasse N3 bis 2,0 Liter Hubraum kam das Team Abendroth/Oschmann auf Platz 1, vor dem DRS-Führenden Krause/Fleischhauer (beide Honda Civic Typ R) und Mark Muschiol/Claudia Harloff (Renault Clio Ragnotti) ins Ziel. Bester Pilot des Gastgebers MSC Pößneck e.V. wurde Mike Czekalla im Opel Astra GSI 16V. Die Gruppe G gewann Thüringen Rallye-Stammgast Holger Voigtmann im Mitsubishi EVO Lancer. Von den 5 an den Start gegangen Renn-Trabanten erreichte am Ende der Rallye Ralf Eckl (Weida) vor Karsten Liebetrau (Wartburgkreis) das Ziel.
Am Ende von drei anstrengenden aber sehr erfolgreichen Tagen Rallyesport zeigt sich Rallyeleiter Harald Neumann mehr als zufrieden: „Es war die beste Veranstaltung in der Geschichte der Thüringen Rallye. Es hat allen Teams gefallen und viele Starter haben ihr Kommen bereits für die Zukunft angemeldet. Ein großes Lob und Dank allen Sponsoren und Unterstützern, insbesondere der Stadt Pößneck. Wir haben den richtigen Weg eingeschlagen und werden versuchen, diesen in den kommenden Jahren weiter fortzuführen.“