Fulda (cp). Auch 15 Jahre nach dem Abzug der US-Streitkräfte aus Fulda hat die Stadt den Bezug zu den Amerikanern nicht verloren. So pflegt Fulda einen engen Kontakt zur Partnerstadt Wilmington, die sich auch in der Namensgebung einer Sporthalle widerspiegelt. „Die Amerikaner bleiben in festem Gedächtnis“, bekräftigt Oberbürgermeister Gerhard Möller, der Ehrenmitglied des zuletzt in Fulda stationierten US-Regiments „Black Horse“ ist. Denn deren Aufenthalt in Fulda ging weit über die reine militärische Präsenz hinaus. So gab es bis zu ihrem Abzug 1994 viele Begegnungen der hiesigen Bevölkerung mit den etwa 7.000 bis 8.000 US-Soldaten und deren Familien. Diese prägende Zeit wird derzeit in der Ausstellung „Amerikaner in Hessen“ im Vonderau Museum dargestellt, die die gemeinsame Geschichte der Hessen und Amerikaner von 1945 bis zur Auflösung der letzten Garnisonsstandorte 2008 umfasst.
Die Ausstellung
Die Stadt Hanau hatte die Idee einer solchen Ausstellung bereits zwei Jahre vor Abzug der Amerikaner in ihrer Stadt. Aufgrund seiner strategisch wichtigen Bedeutung durfte der Standort Fulda dabei nicht fehlen. Deshalb wurden Museen sowie Archive der Region auch im Hinblick auf Fuldaer Stücke durchforstet und Zeitzeugen gesucht, um alle relevanten und interessanten Informationen zusammen zu tragen. Nach einem Jahr Recherche und einem weiteren Jahr Umsetzung war die umfassende Ausstellung fertig. Viele der etwa 1000 Exponate – etwa 50 sind aus Fulda – waren zuvor noch nie öffentlich gezeigt worden, so sind beispielsweise 2/3 der 300 Fotos aus Privatbesitz. Die Ausstellung umfasst fast nur Originale, so dass nur Plakate und Fotos reproduziert wurden. „Gerade auch im Hinblick auf die Obama-Begeisterung ist die Ausstellung besonders für Schüler eine schöne Möglichkeit, um zu erfahren, was die Amerikaner in ihrer Heimat gemacht haben“, erklärt Kuratorin Dr. Gundula Bavendamm. Auch Deutsche, die für die US-Armee gearbeitet haben, können laut der Historikerin „ein Stück der eigenen Biographie wiederentdecken“. In Hanau lockte die Ausstellung ca. 10.000 Besucher an.
Chronologischer Aufbau
Die Ausstellung ist chronologisch in sieben Abschnitte aufgeteilt. Als erstes können sich die Besucher über die Situation nach Kriegsende und beim Einmarsch der US-Soldaten informieren. Die wirtschaftliche Gesundung Deutschlands unter den Amerikanern und deren kultureller Einfluss werden im Kapitel „Neuanfang und Wiederaufbau“ beleuchtet. Die „Zeitreise“ setzt sich mit dem Aufbau der Militärgemeinde und den so genannten Housing Areas für die Familien fort. Der vierte Abschnitt, der unter dem Titel „Hessen und der American Way of Life“ läuft, zeigt den Einfluss der Amerikaner auf die Region sehr deutlich. „Einige Besucher werden sich sicher wieder in die Rock´n Roll-Zeit zurückversetzt fühlen“, gibt Dr. Bavendamm schmunzelnd zu. So findet man dort unter anderem auch eine echte Jukebox und einen einarmigen Banditen. Während sich das geänderte Verhältnis zu den Amerikanern in den 60ern im Bereich „Unter dem Eindruck von Vietnam“ zeigt, findet man militärstrategische Planungen und die Friedensbewegung unter dem Stichwort „Fulda Gap“. Der letzte Ausstellungsteil heißt „Abschied und Kontinuität“ und behandelt die Zeit nach 1989. Dabei wird durch Stücke des „Black Horse Museums“, das von Winfried Jäger betrieben wird, besonders auf das Fuldaregiment eingegangen.
Besuch aus Wilmington
Kulturdezernent Möller betont die besonders herzliche Zusammenarbeit, die sich in Fulda zwischen Amerikanern und Bürgern in den fast 50 Jahren amerikanischer Präsenz entwickeln konnte: „Hier sind Freundschaften entstanden, die auch 15 Jahre nach Abzug der Amerikaner noch gepflegt werden.“ Dr. Wolfgang Hamberger, ehemaliger Oberbürgermeister von Fulda, stellte beispielsweise eine Militärbibel, die er nach dem Krieg von einem GI als Weihnachtsgeschenk bekommen hatte, für die aktuelle Ausstellung als Leihgabe zur Verfügung. Passenderweise besuchen Vertreter der US-Stadt vom 24.-26. Juni diesen Jahres Fulda, die dann sicherlich die Gelegenheit nutzen werden, um sich in der noch bis 28. Juni geöffneten Ausstellung über die „Amerikaner in Hessen“ zu informieren.