Landkreis Fulda. „Eine Rekordstrecke beim Schwarzwild“. So bilanzierte Manfred Wiegel von der unteren Jagdbehörde des Landkreises Fulda nach Auswertung aller Reviermeldungen für das zu Ende gegangene Jagdjahr 2008/2009. Damit habe die hiesige Jägerschaft einen beachtlichen Beitrag zur Reduktion der Schwarzwildbestände geleistet. Dies sei auch weiterhin schon allein deshalb notwendig, um der Gefahr einer drohenden Schweinepest entgegenzuwirken.
Steigerung um 67%
Nach 2.134 Stück Schwarzwild im vergangenen Jahr konnten in diesem Jahr 3.556 Stück erlegt werden. Dies entspricht einer bemerkenswerten Steigerung um rund 67 Prozent. Im Gesamtergebnis enthalten sind 138 Stück Schwarzwild, das bei Verkehrsunfällen getötet wurde und nicht mehr verwertet werden konnte. Die Höhe des von den Jagdpächtern insgesamt geleisteten finanziellen Wildschadenersatzes, der ebenfalls ein deutliches Indiz für nach wie vor hohe Bestände ist, macht den Jägern wie auch den Jagdgenossenschaften große Sorgen. „Auch künftig ist gemeinsames Handeln angesagt“, heißt es in einer Pressemitteilung der Kreisverwaltung.
Erfreuliches gab es hinsichtlich der Abschusszahlen beim Rotwild. Die gemeldete Jagdstrecke im Rotwildgebiet „Gieseler Forst“ betrug 146 Stück. Damit wurde das von der Hegegemeinschaft beschlossene und von der unteren Jagdbehörde im Einvernehmen mit dem Jagdbeirat festgesetzte Soll einschließlich der eingeräumten Überschreitungsmöglichkeit fast punktgenau erfüllt. Die Bilanz beim Rehwild sah so aus, dass von 4732 zum Abschuss freigegebenen Stücken 4613 zur Strecke kamen. Dies bedeutet eine leichte Erhöhung des Vorjahresergebnisses. In dieser Zahl sind bedauerlicherweise knappe 900 Stück Fallwild enthalten. Beim Muffelwild wurden 15 Tiere erlegt und beim Damwild betrug die Jagdstrecke 14 Tiere.
Hohe Fallwildzahlen
Wie beim Schwarzwild gibt es auch bei den übrigen Wildtierarten keine Abschusspläne. Die wesentlichen Strecken beziffert die untere Jagdbehörde mit 716 Hasen, 3038 Füchsen, 103 Steinmarder, 234 Dachsen, 373 Waschbären, 332 Ringeltauben, 937 Stockenten, 1118 Rabenkrähen und 496 Elstern. Auch wurden im Rahmen des Jagdschutzes 114 wildernde Katzen, aber keine wildernden Hunde erlegt. Der Fallwildanteil ist auch hier teilweise sehr hoch. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr gibt es mit Ausnahme einer Erhöhung der Dachs- und Waschbärenstrecke um jeweils rund 70 Prozent keine nennenswerten Veränderungen.
Landrat Woide: „Auf Wildtiere achten“
Die Zahl der Wildunfälle mit teilweise beträchtlichen Sach- und Personenschäden machen Polizei, Jägern und Verkehrsbehörden Sorgen. Ein Arbeitskreis sucht seit mehreren Jahren nach Möglichkeiten zur Reduzierung der Wildunfälle. Dazu wurden unter Berücksichtigung verschiedener Komponenten 15 Wildunfallschwerpunkte im Landkreis Fulda mit Wildwechselzeichen und einer zusätzlichen Geschwindigkeitsbeschränkung zwischen 18 Uhr und 7 Uhr besonders „beschildert“. Da das Projekt nach Angaben von Landrat Bernd Woide für den Versuchszeitraum zumindest als Teilerfolg gewertet werden könne, bleibt die Beschilderung auch weiterhin bestehen.
Die Polizeistation Hünfeld hat jetzt einen weitergehenden Pilotversuch angestoßen. An drei ausgewählten Versuchsstrecken sollen große Hinweistafeln in Verbindung mit Geschwindigkeitsbeschränkungen und roten Dreibeinen auf die besondere Gefahr aufmerksam machen. Landrat Bernd Woide warnt, dass mit Beginn der Brunftzeit des Rehwildes Mitte Juli die Gefahr von Wildunfällen steige. „Vor allem in Waldgebieten und im ländlichen Bereich sollten die Kraftfahrer bis Mitte August auch tagsüber besondere Vorsicht walten lassen“, lautet Woides Appell. In der Gluthitze der „Hundstage“ von 23. Juli bis 23. August erreichen die Flitterwochen der Rehe meist ihren Höhepunkt.
Hunde in Jagdgebierten ableinen
Aufgrund der Klagen vieler Jagdausübungsberechtigter appelliert die untere Jagdbehörde an alle Hundebesitzer, zumindest in der Brut- und Setzzeit, die noch bis Juni andauert, ihre Vierbeiner anzuleinen. Nach geltendem Recht ist es aus Gründen des Jagdschutzes verboten, Hunde und Katzen in einem Jagdbezirk unbeaufsichtigt laufen zu lassen. Beunruhigtes Wild erschwert eine ordnungsgemäße Jagdausübung beziehungsweise macht sie teilweise unmöglich. Landrat Bernd Woide ist der Auffassung, dass sich durch ein zumindest vorübergehendes Anleinen Interessenkonflikte vermieden ließen.