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Verleihung von Anerkennungsurkunden des Landes Hessen für besonderes soziales Engagement

Wiesbaden. Als Zeichen der Anerkennung für Bürgerinnen und Bürger, die in besonderem Maße ehrenamtliche Leistungen erbringen, verleiht das Land Hessen Anerkennungsurkunden für besonderes ehrenamtliches, bürgerschaftliches und soziales Engagement. „In Hessen nimmt die Ehrenamtsförderung einen wichtigen Platz ein. Der außerordentliche Einsatz von Menschen für Menschen muss unterstützt und gewürdigt werden“, betonte Sozialministerin Silke Lautenschläger. Die Ehrung, die am heutigen Internationalen Tag des Ehrenamtes in Wiesbaden stattfand, wurde bereits zum sechsten Mal vorgenommen.
Menschen, die sich ehrenamtlich engagierten, übernähmen eine besondere Vorbildfunktion, auf die verstärkt der Blick gelenkt werden müsse, und leisteten einen Beitrag für das Gemeinwesen. Ehrenamtliches Engagement sei nicht nur eine zentrale Grundlage der demokratischen Gesellschaft und eine wichtige Bedingung für ein tolerantes und friedliches Zusammenleben, sondern auch ein entscheidender Faktor für die Lebensqualität.

Die besondere, eigene Qualität des bürgerschaftlichen, freiwilligen oder ehrenamtlichen Engagements gegenüber hauptamtlicher Arbeit bestehe vor allem darin, dass das Engagement unabhängig von formalisierten Arbeits- und Leistungsstrukturen eingebracht werden kann. „Darüber hinaus birgt Engagement die Chance, über Berufswissen und berufliche Fertigkeiten hinausgehende Fähigkeiten und Kenntnisse kreativ einzusetzen, aber auch zu erwerben“, erklärte die Ministerin. Dass ehrenamtliches Engagement eine eigene Qualität hat, die nicht in Euro und Cent auszudrücken ist, wissen viele Engagierte und es macht sie stolz.

Die Urkunde soll den Respekt der Landesregierung vor der Leistung des bürgerschaftlichen Engagements bekunden und als Ermutigung verstanden werden, sich weiter ehrenamtlich zum Wohle der Gesellschaft zu engagieren. Die Urkunden werden verliehen an Gruppen und Einzelpersonen, die sich in unterschiedlicher Weise besonders verdient gemacht haben um das Gemeinwohl in Hessen. Ausgezeichnet werden in diesem Jahr 9 Einzelpersonen und 9 Gruppen. Diese Vorschläge wurden von einer Jury nach den Richtlinien zur Vergabe der Anerkennungsurkunde aus rund  300 Vorschlägen ausgewählt.

Mit der Anerkennungsurkunde des Landes Hessen werden in diesem Jahr hessische Bürgerinnen und Bürger ausgezeichnet, die sich in einem von vier Bereichen besonders engagiert und innovative Ansätze beim ehrenamtlichen Engagement gezeigt haben.

Im Einzelnen sind dies:

Integrationsförderndes Engagement in unterschiedlicher Form

  1. Herr Klaus-Dieter Matschke (Rosbach v.d. Höhe) tritt mit seinem Schul-Integrationsprojekt „Judo ohne Grenzen“ gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit an. Ziel ist Abbau von Aggressionen und eine Stärkung des Selbstbewusstseins sowie eine verbesserte Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.
  2. Herr Recep Güzel (Viernheim) setzt sich für eine Verbesserung der interreligiösen  Begegnung in unterschiedlichen Bereichen, wie z.B. einem interkulturellen Seniorenaustausch, einer Begegnung von Hauptschülern und Migrantensenioren und einem Erzählcafe ein. Er ist Gründungsmitglied der Vorbereitungsgruppe des Christl.-Islam. Dialogs im Kreis Bergstraße und unterstützt christlich-muslimische Jugendbegegnungen.
  3. Frau Marianne Brodbeck (Kronberg) unterstützt mit dem Projekt Hausaufgabenhilfe die Integration von ausländischen Kindern und Kindern aus sozialschwachen Familien. Zu ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten gehört die Koordination von 32 Betreuerinnen sowie Eltern- und Lehrerkontakte. Erfolg: Klassenversetzungen. Frau Brodbeck trägt erhebliche Kosten für z. B. Honorarkräfte selbst. Sie hat dieses Jahr durch großen persönlichen u. finanziellen Einsatz erreicht, dass 14 ausländische Kinder aus sozialschwachen Familien an den Oberurseler Ferienspielen teilnehmen konnten. Sie hat sehr erfolgreich Geld für ein Projekt zur Unterstützung bedürftiger Kinder und deren Familien gesammelt.
  4. Herr Reinhard Große (Dieburg) setzt sich für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in Schule, Beruf und Gesellschaft ein. Er fördert die Entwicklung von Kindern aus bildungsfernen, benachteiligten Familien. Darüber hinaus engagiert er sich für Prävention, Beratung und Behandlung von Suchtkranken. Er ist seit 1988 Vorstandsvorsitzender des Vereins „Jugendberatung und Jugendhilfe e.V.“ und ebenso seit 1988 Vorstandsvorsitzender des „Internationalen Familienzentrums e.V“ in Frankfurt.
  5. Die Gruppe „Unbreakable Boys & Girls“ (Wiesbaden) wollen mit ihren Breakdanceaufführungen das Bild türkischer Kinder und Jugendlicher verbessern und setzen sich für ein kulturelles Miteinander ein. Die 10 Mädchen und Jungen zwischen 14 und 22 Jahren haben viel zum Erfolg des Integrations-Theaterprojekts „Zeit zu bleiben“ (ca. 1000 Zuschauer) beigetragen.

Ehrungen für Initiativen im Bereich Jugend und Familie

  1. Die Gruppe der Gründer und Organisatoren des Frankfurter Boxcamps der Sportjugend Frankfurt (SJF), Frankfurt/Main, setzt auf das Motto “Sport gegen Gewalt”. Hiermit werden Jugendliche angesprochen, die mit anderen Angeboten der Jugendhilfe nicht mehr erreicht werden. Die Gruppe bietet das pädagogische Angebot der Boxtherapie, eine Gewaltprävention für bereits straffällig gewordene Jugendliche. Das Projekt zeigt eine hohe Erfolgsquote bei der Resozialisierung straffälliger Jugendlicher.
  2. Die Gruppe der Gründungsmitglieder der “Mühle Regenbogen” (Ober-Ramstadt) hat auch nach vielen Jahren (seit 1992) in ihrem Engagement nicht nachgelassen. Sie ist nach wie vor dabei, Begegnung und Veranstaltungen von und für Jugendliche zu organisieren. Auch die Renovierung der Begegnungsstätte beschäftigt die Mitglieder immer wieder. Die Gründungsmitglieder, die mittlerweile zwischen 24 und 28 Jahren alt sind, engagieren sich u.a. für die Durchführung von Schulprojekttagen und Studententreffen in ihrem Begegnungshaus.
  3. Die Gruppe des „Bildungsforums Mengerskirchen“ engagiert sich für ein ganzheitliches Bildungs- und Erziehungskonzept in ihrer Gemeinde. Sie hat drei Schwerpunktziele: die Stärkung der Elternkompetenz, die Vernetzung der Kompetenzzentren und die Religiositäts- und Werteerziehung. Das Forum hat sich für die Erprobung des hessischen Bildungs- und Erziehungsplan beworben und wurde ausgewählt. Beispiele einiger Aktionen der Gruppe sind die Einrichtung einer Servicestellte Tagespflege, eines Eltern-Kind-Spielkreises, einer Mittagsverpflegung und Nachmittagsbetreuung sowie Fortbildungsangebote für Eltern.
  4. Die Gruppe der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Aktion Moses (Frankfurt/Main) hat sich zum Ziel gesetzt, dass Kindesaussetzungen und Kindestötungen vermieden werden und bietet deshalb Hilfe für Schwangere in existentiellen Krisen an. Die Ehrenamtlichen beraten und begleiten vor, während und nach der Schwangerschaft. Das Notruftelefon ist 18 Stunden täglich besetzt.
  5. Die Gruppe „Caritas-Konferenz St. Johannes Baptist der Katholischen Kirchengemeinde Bad Arolsen“ engagiert sich mit dem Projekt “Familien helfen Familien” für die Unterstützung von Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder. Angeboten wird u.a. die Vermittlung von Sprachpaten für ausländische Eltern und Kinder, Sprachcamps für Grundschüler sowie die Vermittlung von Babysittern. Mit der Vermittlung von Vereinsmitgliedschaften soll eine Integration in das Gemeindeleben erleichtert werden.
  6. Frau Ursula Weßling (Darmstadt) engagiert sich seit vielen Jahren in unterschiedlichen Gremien u. a. für Frauen, Familien, Kinder- und Jugendarbeit, Seniorinnen und Senioren, Umwelt- und Verbraucherschutz. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie liegt ihr besonders am Herzen. Ein Leitziel von Frau Weßling ist die Anerkennung von Hausarbeit als konstruktive und produktive Arbeit.

Ehrungen für Initiativen im Seniorenbereich

  1. Die Gruppe „Die Mandolinos“ (Herr Martin Geffert und Herr Ewald Rettig aus Heppenheim) gestaltet seit 18 Jahren mit Gitarre, Mandoline und Gesang einen Nachmittag im Seniorenzentrum „Haus Johannes“, Heppenheim. Die 87jährigen Herren treffen aufgrund eigener Hochaltrigkeit den Musikgeschmack der Bewohnerinnen und Bewohner. Das führt zu hohen Besuchszahlen, da es schöne Erinnerungen weckt.
  2. Herr Ralf Bramesfeld (Wetzlar) engagiert sich seit vielen Jahren in der Landesseniorenvertretung Hessen e.V. Als Internetbeauftragter hat er die Initiativen „Senioren ans Netz“ und „Senioren auf Draht“ mit aufgebaut und begleitet. Seit 2002 hat er Multiplikatorschulungen und Einweisungen von Redakteuren und Redakteurinnen durchgeführt.
  3. Frau Irmtraud Zander (Petersberg) engagiert sich in vielfältiger Weise für ältere Menschen. Durch den Aufbau von Seniorentanzgruppen hilft sie Vereinsamung vorzubeugen und eine Verbesserung der körperlichen und mentalen Beweglichkeit zu erreichen. Darüber hinaus wirkt sie mit beim Aufbau eines Netzwerkes Seniorenarbeit im Stadtteil.

Ehrung für Engagement zur Entwicklung lokaler Unterstützungsstrukturen für Menschen in schwierigen Lebenslagen

  1. Frau Ilse Kownatzki (Stadtallendorf) engagiert sich seit 20 Jahren 10 bis 15 Stunden pro Woche in der Kleiderstube der evangelischen Kirchengemeinde Stadtallendorf. Sie leitet ein Team von 6 Personen. Jährlich konnte der Reinerlös für diakonische Zwecke beziehungsweise für ein Projekt in Afrika zur Verfügung gestellt werden.
  2. Frau Gundula Augustin (Niedernhausen-Engenhahn) ist seit Jahrzehnten vielfältig im sozialen Bereich engagiert. Sie ist Mitglied im Hospizverein Idstein und hat z.B die älteste Bürgerin bis zum Tod mit 102 Jahren begleitet. Sie ist Mitgründerin und Vorstandsmitglied der Christlichen Aktion Mensch-Umwelt e.V. , ein Verein, der eine Kinderkrebsklinik in der Ukraine unterstützt. Darüber hinaus ist sie Mitgründerin und Vorstandsmitglied des Förderkreises für regenerative Energien im Taunus e.V. (organisiert Vorträge, Ausstellungen). Frau Augustin war auch bei der Gründung der ersten Elektrizitätswerke in Bürgerhand, den Elektrizitätswerken Schönau (EWS) initiativ.
  3. Die Gruppe „Medizinische Versorgung Wohnungsloser“ (Wiesbaden) engagiert sich für wohnungslose und sozial ausgegrenzte Menschen. Einmal pro Woche findet eine ärztliche und eine zahnärztliche Sprechstunde in der Teestube (Diakonisches Werk) statt. Diese Beratungsstelle bietet auch die Möglichkeit des Tagesaufenthalts für Besucher (tägl. 100-120 Besucher). Die insgesamt 5 Ärzte arbeiten ehrenamtlich bei den Patienten, die nicht krankenversichert sind. Zum Team gehört aber auch eine ehrenamtlich tätige Krankenschwester u.a. Helfer.
  4. Die Gruppe „Dehrner Krebsnothilfe e.V. (Runkel-Dehrn) engagiert sich für krebskranke Menschen. Sie bietet Hilfestellung bei Fragen zur Erkrankung, bei Behördengängen, beim Kontakt mit Krankenkassen u.v.m. Darüber hinaus kümmern sich die Mitglieder um Betreuung und psychologischer Beistand für alleinlebende Erkrankte. Jährlich wenden sich ca. 400 Menschen an den Verein.
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