Fulda. „Gehören wir wirklich alle zusammen?“ – Franziskanische Anfragen an die aktuelle gesellschaftliche Situation – so war der Akademieabend im Fuldaer Bonifatiushaus überschrieben, Bruder Paulus Terwitte, Kapuziner aus Dieburg, referierte vor dem voll besetzten großen Saal im Bonifatiushaus, um aus franziskanischer Sicht die aktuelle gesellschaftliche Situation zu beschreiben.
Fotos (9): Max Colin Heydenreich
Dabei stellt er eine zunehmende Entsolidarisierung fest, Geld habe eine Zielfunktion bekommen, die zu einer „Verdrehung der Herzen“ geführt habe. Beziehungen würden zunehmend kapitalisiert nach dem Motto „Hast du was, bist du was“. Da aber Geld nicht arbeite sondern der Mensch, Geld insofern dumm sei, sei es wichtig, den Menschen wieder in die Mitte aller Überlegungen zu stellen. Wie bei Gott müsse auch in der Gesellschaft gelten: „Es zählt nicht, was du genommen hast, sondern was du gegeben hast.“ Es müsse eine neue Kultur und eine neue Motivation zum Geben entwickelt werden, das gelte für den einzelnen wie auch für die Institutionen.
Aus einer solchen Kultur heraus müsse es zu einer größeren Wertschätzung des Sozialen kommen, zu einer größeren Betonung der gemeinsamen Verantwortung für alle. Auf dieser Basis gebe es nicht nur ein Recht auf Arbeit sondern auch eine Pflicht zur Arbeit, gebe es nicht nur ein Recht auf einen gerechten Lohn, sondern auch eine Pflicht zum gerechten Lohn. Und wenn man die Wertschätzung des Sozialen ernst nehme, dann sei es zwangsläufig notwendig, keine sozialver- sicherungsfreie Beschäftigung zu praktizieren, nicht mehr soweit vermeidbar geringfügig zu beschäftigen. Nur so könne sich eine Solidarisierung im Guten entwickeln.
Dieser Akademieabendvortrag war gleichzeitig die Auftaktveranstaltung für die diesjährige Gesprächsreihe Kirche/Gewerkschaft. In drei weiteren Gesprächs- abenden geht es am 14. Januar, 17. Februar und am 05. März mit Blick auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt um die Folgen des demographischen Wandels für die Städte und Kommunen, um Armut und Reichtum in der Region Fulda wie auch um die aktuelle Arbeitsmarktsituation.