Vogelsbergkreis. Der Vogelsberger Landrat Rudolf Marx freut sich über “einen ersten Etappensieg” der beiden kooperierenden Regionen Gießener Land und Vulkan Vogelsberg im Bundeswettbewerb Bioenergie. 210 Bewerber gab es – jetzt sind “aufgrund der herausragenden Fachkompetenz der regionalen Experten” nur noch 50 in der engeren Wahl. “Wenn wir die zweite Runde auch schaffen, kann die Region in den kommenden drei Jahren über ein Budget von 400.000 Euro verfügen.”
Konzept “offenkundig plausibel”
Das Geld soll zur Entwicklung und Umsetzung von Konzepten im Bereich Bioenergie verwendet werden. Landrat Marx dankt der Vogelsberg Consult GmbH und den Fachleuten in seinem Amt für den ländlichen Raum mit Bioregio-Geschäftsführer Lorenz Kock an der Spitze sowie allen weiteren regionalen Experten für die Mithilfe bei der Erstellung des – “offenkundig plausiblen” – Konzepts.
Vor Kurzem gab die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Berlin die 50 Siegerregionen bekannt, die sich aus insgesamt 210 Bewerbern für die zweite Bewerbungsstufe qualifizieren konnten. Darunter war auch die Konzeptskizze mit dem Titel “Bioenergiecluster Mittelhessen – mit regionalen Partnern dauerhaft Potenziale erschließen – Natur- und Kulturlandschaft pflegen und erhalten”, die auf Initiative der Klimaschutz- und Energieagentur Mittelhessen (KEM) in Kooperationspartnerschaft mit den LEADER-Regionen GießenerLand und Vulkan Vogelsberg vorbereitet wurde.
“Der Erfolg unserer Initiative erklärt sich vor allem aus der intensiven fachlichen Mitarbeit regionaler Experten”, betonte der Geschäftsführer der Klimaschutzagentur Mittelhessen, Peter Momper im Gespräch mit Lorenz Kock, Energieexperte im Amt für den Ländlichen Raum des Vogelsbergkreises. Unterstützung bei der Entwicklung der Antragsskizze habe die KEM vor allem von den Regionalmanagern der kooperierenden Regionen, vom Amt für den ländlichen Raum des Vogelsbergkreises, von der Vogelsberg Consult GmbH, von der Stabsstelle Wirtschaftsförderung des Landkreises Gießen sowie vom Institut für ländliche Strukturforschung in Frankfurt erhalten.
Potenzial bei 135 Millionen Litern
Die in der Antragsskizze beschriebene “Bioenergieregion Mittelhessen” umfasse das gesamte Gebiet der Landkreise Gießen und Vogelsberg. Es handele sich hierbei um eine Region, “mit noch erheblichen Mengen an unerschlossenem Biomassepotenzial”, so Momper. Nach einer Studie des Landes Hessen liege das Ausgangspotenzial in dieser Region in einer Größenordnung von etwa 135 Millionen Litern Heizöläquivalenten pro Jahr. Nur ein Teil dieser Menge werde bisher energetisch genutzt. “Unsere Initiative bietet hier vielfältige Chancen und Anknüpfungspunkte zur Entwicklung neuer regionaler Aktivitäten”, unterstrich Momper das Ziel des Vorhabens. Der Geschäftsführer weiter: “Es geht jetzt zentral darum, den Fokus auf den praktischen Ausbau von Technik zur Biomassenutzung zu legen. Denn nur dies bedeutet neue und intensive Wertschöpfung für die beteiligten mittelhessischen Regionen.”
Weitere, in der regionalen Antragsskizze definierte, Handlungsschwerpunkte sind der Ausbau von Vernetzungsstrukturen sowie die Förderung des Technologie- und Wissenstransfers. Hier gelte es, das große Potential an Wissensträgern und Akteuren aus den Bereichen der Justus-Liebig-Universität, der Fachhochschule Gießen-Friedberg sowie der heimischen Unternehmen einzubinden und zu nutzen. Das Image der Bioenergie soll über intensive Öffentlichkeitsarbeit positiv gestärkt werden. In diesem Kontext sei es besonders wichtig, “integrierte Strategien” zum Erhalt der mittelhessischen Natur- und Kulturlandschaft zu etablieren und auch dadurch wirksame Beiträge zum Klimaschutz zu leisten.
Mit der Anerkennung des Wettbewerbsbeitrages durch die Jury des Bundeslandwirtschaftsministeriums ist die regionale Kooperations-Initiative jetzt aufgefordert, bis Mitte Dezember ein ausführliches Regionalentwicklungskonzept im Bioenergiebereich vorzulegen. Gelingt es auch diesem Konzept, das Berliner Ministerium zu überzeugen, stehen ab nächstem Frühjahr für die praktische Umsetzung Fördergelder von bis zu 400.000 Euro zur Verfügung. Diese Mittel können dann innerhalb der nächsten drei Jahre abgerufen werden.