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Besondere Partnerschaft für das Biosphärenreservat Rhön

Rhön. Gestern startete eine besondere Sponsoringaktion. Das Hochstiftliche Brauhaus Fulda und die Will Bräu Motten spenden an das Biosphärenreservat Rhön 20 Cent je verkaufter Kiste für die Erforschung und den Schutz der heimischen Quellen. Zur Präsentation hatten das Unternehmergeschwisterpaar Julia und Ulrich Klesper sowie Prokurist Steffen Leib in die Hochstift Brauerei „Felsenkeller“ eingeladen.

Ulrich Klesper machte in seiner Begrüßung deutlich, dass die beiden heimischen Brauereien in besonderer Weise vom guten Wasser der Rhön profitieren. Nun wolle man etwas zurückgeben und damit auch eine Partnerschaft mit dem Biosphärenreservat begründen. Steffen Leib sieht die beiden heimischen Brauereien regional verortet und damit auch in einer regionalen Verantwortung.

„Kohlendioxidausstoß, Klimawandel und zunehmende Wasserknappheit gehen uns alle an, aber die globalen Probleme können wir nicht lösen. Allerdings wollen wir Verantwortung für die Rhön übernehmen“, sagte Leib. Deshalb werden, befristet auf zunächst sechs Wochen, 20 Cent pro verkauftem Kasten Bier dem Biosphärenreservat gestiftet. Egal, ob Hochstift Pils, Schwarzer Hahn, Will Bräu Weizen, Will Pils de Luxe, Will Pilsener, Will hell oder Will Radler – jede verkaufte Kiste soll einen Beitrag zum Schutz der Heimat Rhön leisten.

Leib machte deutlich, dass die Brauereien ihre Kunden im Wesentlichen in einem Umkreis von 20 bis 30 Kilometern haben. Damit ist das nun geplante Quellenschutzprojekt deckungsgleich mit dem Vertriebsgebiet der Brauereien.

Fuldas Landrat Bernd Woide als Dienstherr des Biosphärenreservats dankte als bekennender Biertrinker den Brauereien für ihr Engagement. Für ihn ist es ein wesentliches Anliegen, dass das Biosphärenreservat in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens verankert ist. Auch begrüßte er, dass Will Bräu und Hochstift sich aktiv an der Verwirklichung der Dachmarke Rhön beteiligen und bereits das Qualitäts- und Herkunftssiegel Rhön nutzen. Beide Brauereien produzieren aus Sicht des Landrates unverfälschte Produkte, die eine gute Werbung für die Rhön und das Biosphärenreservat sind.

Im Rahmen der Veranstaltung stellte Martin Kremer, Sachgebietsleiter Biosphärenreservat beim Landkreis Fulda, in einem kurzen Vortrag die wichtigsten Anliegen des Biosphärenreservats Rhön vor. Als eines von inzwischen 531 weltweit ausgewiesenen Biosphärenreservaten dient es dem Schutz der biologischen Vielfalt, einer wirtschaftlich, ökologisch und sozial verträglichen Regionalentwicklung und der Bildung, Kommunikation und Forschung.

Kremer machte deutlich, dass es dabei im Wesentlichen um Freiwilligkeit und Überzeugungsarbeit geht, nicht aber um behördliche Anordnungen. Die Einmaligkeit der Rhön mit ihren Naturschätzen ermöglichte die Anerkennung als Biosphärenreservat. Im Bereich der Regionalentwicklung konnte die Rhön längst weit über die Grenzen hinaus Aufmerksamkeit erzielen. Ein Grund, warum von der UNESCO bei der Überprüfung 2004 die Rhön mit der Note 1 benotet wurde. Kremer dankte den Vertretern von Hochstift und Will Bräu für ihr Engagement. „Bier braucht Heimat“, war das Credo des Referenten, für den Heimatverbundenheit und der Genuss der heimischen Biervielfalt eine Einheit sind.

Stefan Zaenker, 1. Vorsitzender des Landesverbandes für Höhlen- und Karstforschung in Hessen, stellte vor, warum gerade der Schutz der heimischen Quellen so wichtig ist. Die Rhön ist inzwischen europaweit eines der am besten untersuchten Gebiete hinsichtlich der Quellen. Geschätzt wird, dass die Rhön über 10 000 Quellen hat. 1 173 sind inzwischen erfasst, dokumentiert und ausgewertet.

Die Ergebnisse sind spektakulär. Arten, die als ausgestorben galten, wurden wieder entdeckt. Relikte aus der letzten Eiszeit wie der Alpenstrudelwurm und die Rhönquellschnecke konnten mit guter Häufigkeit kartiert werden. Urzeitkrebse wurden im Grundwasser entdeckt, wie es sie, Versteinerungen belegen es, bereits seit 300 Millionen Jahren gab.

Zaenker appelliert eindringlich, Quellenfassungen und Dränagen, wo immer es möglich ist, zurückzubauen. „Für unser Trinkwasser sind diese Grundwassertiere lebenswichtig. Sie zersetzen Schadstoffe und halten mit ihrer Bewegung die Gesteinsschichten offen“, so Stefan Zaenker. Auch im Hinblick auf den anstehenden Klimawandel kommt dem Quellenschutz eine besondere Priorität zu.

Der Bürgermeister der Stadt Fulda, Dr. Dippel, Herr Vogel, Bürgermeister der Gemeinde Motten, und Herr Meysner, Bürgermeister der Stadt Tann, begrüßen unisono das Engagement der heimischen Brauereien für ihre Heimat. Alle hoffen auf viel Sonnenschein in den nächsten Wochen, damit bei entsprechendem Bierabsatz und Durst die gewünschte Sponsoringsumme realisiert werden kann.

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