Fulda. 92 Jahre ist Josefine Rausch, doch wenn es um Kunst geht, dann fühlt sie sich um einige Jahrzehnte jünger. Die agile Seniorin ist Mitglied der Malgruppe im Caritas-Altenpflegeheim St. Josef, die sich unter Anleitung von Margarete Schönherr nun schon seit 1992 regelmäßig trifft. Die beeindruckenden Zeugnisse nicht nur dieses Schaffens sind nun für einen Monat in der Galerie vor den Spiegelsälen des Fuldaer Stadtschlosses als Teil der Ausstellung „Seniorenkunst 2008“ zu bewundern, die am späten Montagnachmittag von Oberbürgermeister Gerhard Möller eröffnet wurde.
Groß war der Andrang im Dalbergsaal des Stadtschlosses, wo OB Möller besonders Gisela Wehr-Tiemeier begrüßte, „die gute Seele unserer Seniorenarbeit“. Gekommen waren auch Stadtverordnetenvorsteherin Margarete Hartmann, Stadträtin Sibylle Herbert und der Vorsitzende des Sozialausschusses, Thomas Bach. Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage vom Ehepaar Herbert und Elfie Seidel, das mit volkstümlichen Weisen auf der steirischen Harmonika erfreute.
Frau Seidel ist auch mit einem Werk vertreten, und zwar mit „Mohnblumen“. Auch die anfangs erwähnte Josefine Rausch ließ es sich nicht nehmen, ein selbstverfasstes Gedicht vorzutragen, in dem sie zum einen ihrer großen Leidenschaft – dem Zeichnen (zu sehen sind ein Landschafts- und ein Blumenbild in Tempera) – huldigte, zum anderen Margarete Schönherr für ihre Geduld und inspirierenden Ideen dankte.
Die traditionsreiche Ausstellung, die alle zwei Jahre im Rahmen des Seniorenplans der Stadt Fulda durchgeführt wird, besticht einmal mehr durch ihre Vielfalt. Gezeigt werden insgesamt 135 Werke von 81 künstlerisch Tätigen, von denen 48 aus der Stadt und die übrigen aus dem Landkreis Fulda kommen. OB Möller würdigte die Schaffenskraft von kreativen Einzelkünstlern, lobte aber auch das hohe Engagement von Gruppen in St. Josef, Mediana und Bruder Konrad.
Viele der Seniorinnen und Senioren haben erst im Alter damit begonnen, sich mit Kunst auseinanderzusetzen, andere wiederum haben ihre Fertigkeiten perfektioniert. Einer Anregung folgend gab es diesmal übrigens kein fachlich fundiertes Referat, sondern Gisela Wehr-Tiemeier nannte vielmehr alle mit Namen, die in der Ausstellung vertreten sind und gab kurze Anmerkungen zu den einzelnen Werken (Bertram Lenz).