Fulda. Wenn wir nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommen und unter der Dusche den „ganzen Dreck des vergangenen Tages“ abwaschen und gleichzeitig entspannen, denken wir kaum daran, dass dies nicht selbstverständlich ist; sauberes Wasser aus der Leitung genauso wenig wie eine hygienische Ableitung des Schmutzwassers und Rückführung des gereinigten Wassers in den Naturkreislauf.
Jährlich sterben weltweit 2 Millionen Menschen, die meisten davon Kinder, an Krankheiten, die durch unsauberes Wasser übertragen werden. Auch bei uns ist es noch gar nicht so lange her, dass es etwas Besonderes war, ein eigenes Bad oder eine eigene Toilette nutzen zu können. Das Patent des Wasserklosetts gibt es erst seit dem Jahr 1775. Krankheiten wie Diarrhö, Ruhr, Typhus, Hepatitis, Polio, Bindehautentzündungen und Wurminfektionen waren lange Zeit auch in Europa verbreitete Seuchen.
Verbesserungen traten erst zu Beginn des 20. Jahrhundert ein, als insbesondere in den Städten begonnen wurde, die Siedlungsentwässerung auszubauen. So wird auch im Stadtgebiet Fulda seit 1905 eine geordnete Abwasserbeseitigung betrieben. Bei einer Zahl von 17.300 Einwohnern wurde seinerzeit ein Entwässerungsnetz für einen Zuwachs bis auf 27.000 Einwohner gebaut. Am Breiten Weg unterhalb des Weimarer Tunnels wurde eine mechanische Kläranlage errichtet. Auch wenn hier in 60 sogenannten Klärbrunnen lediglich die groben und absetzbaren Bestandteile aus dem Abwasser entfernt wurden, während die gelösten Schmutzstoffen weiterhin die Fulda belasteten, war dies damals ein großer Fortschritt.
Das Kanalnetz und die Abwasserreinigungskapazitäten sowie die eingesetzten Technologien wurden seither stetig ausgebaut und verbessert. Heute betreibt der Abwasserverband Fulda, welcher für die Abwasserentsorgung von Fulda, Künzell und Petersberg zuständig ist, ein Kanalnetz von knapp 700 km mit über 150 Sonderbauwerken sowie das Hauptklärwerk in Gläserzell, wo die Schmutzfracht von über 200.000 Einwohnerwerten mit großem Aufwand nach hohen technischen Standards gereinigt wird.
Sauberes kontrolliertes Trinkwasser und eine effektive Kanalisation und Abwasseraufbereitung sind heute besonders in den Städten der Entwicklungs- und Schwellenländer für Millionen von Menschen nicht gewährleistet. Die 58. Generalversammlung der Vereinten Nationen hat deshalb das Jahrzehnt 2005 bis 2015 zur Aktionsdekade „Wasser für das Leben“ erklärt. Als Handlungsziel soll bis zum Jahr 2015 die Anzahl der Menschen (heute 2,6 Mrd. das ist knapp ein Drittel der Weltbevölkerung) halbiert werden, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu einer sanitären Grundversorgung haben.
Aktuell gelangen noch 200 Millionen Tonnen menschlicher Abfälle ungesammelt und ungeklärt in die weltweiten Wasserkreisläufe. Das Jahr 2008 ist deshalb zum „Internationalen Jahr für die Verbesserung der sanitären Verhältnisse“ ausgerufen. Neben Gesundheit und Wohlergehen der Menschen geht es aber auch um intakte Lebensräume in Flüssen und Seen. Jeder kann mit seinem eigenen Verhalten dazu beitragen, dass sauberes Wasser kein Luxusgut wird.
In den 60er Jahren war es in den ländlichen Gegenden Deutschlands noch üblich, die häuslichen Abwässer direkt in Bäche und Flüsse einzuleiten. Faktisch tote Gewässer waren häufig die Folge. Dass wir heute in diesen Gewässern wieder eine weitgehend intakte Tier- und Pflanzenwelt vorfinden, verdanken wir unseren modernen Abwasserreinigungstechniken aber auch dem Umstand, dass Gewässerreinhaltung und Abwasserentsorgung in Deutschland wichtige hoheitliche Aufgaben der Daseinsfürsorge sind, die von den Städten und Gemeinden verantwortlich wahrgenommen werden.
Anlässlich des jährlich wiederkehrenden „Weltwassertags“ am 22. März lädt das Umweltzentrum Fulda, unterstützt durch den Abwasserverband Fulda und die GWV Schulklassen, Jugendgruppen und Einzelpersonen ein, Arbeiten und Projekte zum nachhaltigen Umgang mit dem „Lebens-Element“ Wasser oder zum Schutz von Gewässern im Rahmen eines Umweltwettbewerbs darzustellen. Nähere Informationen sind beim Umweltzentrum Fulda Tel. 0661 – 970 97 90 oder per email: umweltzentrum-fulda@gmx.de erhältlich.