Fulda. Der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt Fulda e.V. sowie der Caritasverband für Stadt und Landkreis Fulda e.V. werden mit Beginn des neuen Jahres ihr Angebot der offenen Schuldnerberatung ausweiten. Um der vorhandenen Nachfrage gerecht zu werden und längere Wartezeiten zu vermeiden, hat der Kreisausschuss beschlossen, zusätzliche Mittel zur Verfügung zu stellen.
Fotos (3): Landkreis Fulda
Entsprechende Zuwendungsverträge wurden am Freitag von Landrat Bernd Woide sowie den Geschäftsführern von AWO und Caritasverband, Edith Becker und Winfried Möller, in Anwesenheit von Bürgermeister Dr. Wolfgang Dippel unterzeichnet. Zudem hat der Landkreis Fulda seine Kooperation zur Betreuung von ALG II-Empfängern mit beiden Einrichtungen bis zum 31. Dezember 2010 verlängert. Künftig erhalten AWO und Caritasverband Fördermittel von jährlich 124.000 Euro.
Beratungsbedarf gestiegen
„Eine Analyse der Bedarfssituation hat ergeben, dass zur Abdeckung der vorhandenen Nachfrage das Angebot der offenen Schuldnerberatung ausgeweitet werden muss“, erklärte Landrat Bernd Woide. Insgesamt sei für die offene Sprechstunde künftig eine Vollzeitstelle notwendig. Laut Woide hatten im vergangenen Jahr allein 289 Menschen die kostenlose Schuldnerberatung der AWO in Anspruch genommen.
Caritas-Geschäftsführerin Möller bestätigte, dass der Beratungsbedarf enorm angestiegen sei. Auch AWO-Geschäftsführerin Becker zeigte sich im Interesse der Betroffenen dankbar für die Möglichkeit, das Beratungsangebot auszuweiten. „Die Menschen stehen mit dem Rücken zur Wand.“ Entscheidend sei, so ihre von Möller bestätigte Einschätzung, dass man sich selbst aus der Schuldenspirale befreien wolle.
Wartezeiten vermeiden
AWO und Caritasverband beraten Menschen, die überschuldet sind. Beide Einrichtungen bieten zudem ihre Unterstützung bei der Verhandlung mit Gläubigern sowie bei der Vorbereitung eines Verbraucherinsolvenzverfahrens an. Während beim Caritasverband bislang einmal wöchentlich eine offene Sprechstunde stattfand, wurden bei der AWO Termine nach telefonischer Vereinbarung vergeben.
Künftig gibt es feste Sprechzeiten: Die AWO berät montags bis donnerstags von 8.30 bis 12.30 Uhr und von 14.00 bis 15.00 Uhr. Zudem gibt es Notsprechstunden am Dienstag von 9.00 bis 10.00 Uhr und am Freitag von 11.00 bis 12.00 Uhr. Der Caritasverband berät mittwochs von 8.30 bis 12.00 Uhr und von 13.00 bis 16.30 Uhr sowie donnerstags von 13.00 bis 17.00 Uhr. Eine Notsprechstunde wird mittwochs von 9.00 bis 11.00 Uhr angeboten.
Gesamtgesellschaftliche Aufgabe
„Mit der Ausweitung des Angebotes hoffen wir, nicht nur die Nachfrage decken zu können, sondern künftig auch längere Wartezeiten zu vermeiden“, führte der Landrat aus. Die Bewältigung der zunehmenden Überschuldungsproblematik sei zu einer wichtigen gesamtgesellschaftliche Aufgabe geworden, die auch den Verantwortlichen in der Region einen verstärkten Einsatz abverlange.
In den vergangenen zwei Jahren hatten AWO und Caritasverband im Rahmen einer Kooperation mit dem Landkreis Fulda auch die Beratung von verschuldeten ALG II-Empfängern übernommen. „Die Kooperation hat sich bewährt, deshalb verlängern wir die Verträge zunächst bis zum 31. Dezember 2010“, so Woide. Seit 2006 seien allein 250 ALG II-Empfänger beraten worden.
Ganzheitliche Betreuung
Jürgen Stock, Leiter des Fachbereichs Arbeit und Soziales der Kreisverwaltung, betonte: „Schulden sind ein klassisches Vermittlungshemmnis. Und nicht selten gehen Schulden auch mit Problemen im gesundheitlichen Bereich oder in der Familie beziehungsweise Partnerschaft einher.“ Aufgabe der Optionskommune sei es, diese Einflussfaktoren bei der Vermittlung von Langzeitarbeitslosen zu berücksichtigen und eine ganzheitliche Betreuung sicherzustellen.
„Aus der Erfahrung der letzten drei Jahre wissen wir, dass Langzeitarbeitslose mit einer kompetenten Beratung oft den Weg aus finanziellen und persönlichen Krisen finden und neue Lebensperspektiven bekommen“, so Landrat Woide. Diese Hilfe zur Selbsthilfe müsse weiter ausgebaut werden. Deshalb habe die Stadt Fulda ihre freiwillige Unterstützungsleistungen auch in anderen Bereichen der freien Wohlfahrtspflege nicht gekürzt, ergänzte Bürgermeister Dr. Dippel.