Berlin/Fulda. „Bei der anstehenden Reform der Pflegeversicherung hätte es – zumindest für die stationäre Pflege – auch viel schlimmer kommen können“, so fasste Mediana-Geschäftsführer Dr. Stefan Arend seine Ausführungen zur Gesetzesnovellierung, die zum 1.7.2008 in Kraft treten soll, zusammen. Zusammen mit Vertretern aus dem Bundesgesundheitsministerium, aus Verbänden, von Seiten der Kostenträger und der Wirtschaft diskutierte er beim diesjährigen Hartmann Medical Gespräch in Berlin die möglichen Auswirkungen der Pflegeversicherungsreform unter verschiedensten Aspekten.
Insgesamt überwog die Zufriedenheit über das, was die Bundesregierung nunmehr in Sachen Pflegeversicherung auf dem Weg bringen will, auch wenn man sich vielleicht das eine oder andere, anders gewünscht hätte. So war man sich auch einig darüber, dass die Reform eine deutliche Leistungsverbesserung für viele Pflegebedürftige bringen wird.„Ursprünglich waren zum Teil drastische Leistungskürzungen in der stationären Pflege, in den Heimen, geplant. Die sind nun zum Wohle der Bewohnerinnen und Bewohner – Gott sei dank – vom Tisch“, freute sich Dr. Arend.
Ambulant vor stationär
Dr. Matthias von Schwanenpflügel, der im Bundesgesundheitsministerium für die Pflegeversicherung verantwortlich ist und den neuen Gesetzestext maßgeblich gestaltet hat, unterstrich, dass die Bundesregierung den Grundsatz ambulant vor stationär in den Fokus der Reform gestellt habe. Er wies in diesem Zusammenhang auf die steigenden Leistungen in diesem Sektor hin. So wird es für die ambulante Pflege, aber auch zum Bespiel für die Tagespflege mehr Leistungen geben.
Ebenso stellte er die verbesserten Leistungen für Demenzerkrankte hin. Dr. von Schwanenflügel präsentierte zudem die Konzepte zu den geplanten Pflegestützpunkten, die regelhaft für jeweils 20.000 Einwohner einer Stadt oder einer Kommune künftig besondere Beratungsleistungen für Pflegebedürftige anbieten sollen.
Diese vermeintlich besondere Neuerung für die Pflege kritisierte Herbert Maul, Geschäftsführer des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa). Er sieht in diesen Pflegestützpunkten mit ihren dort angesiedelten Pflegeberatern eine unnötige, teure Doppelstruktur. Denn jeder Pflegedienst würde ohnehin seine potenziellen Kunden beraten und zudem gäbe es ja auch gute kommunale Beratungsstellen.
Verbesserung der Ergebnisqualität
Paul-Jürgen Schiffer vom Verband der Angestellten Krankenkassen in Siegburg (VdAK) machte deutlich, dass die so genannten Expertenstandards durch die Pflegeversicherungsreform nunmehr bindenden Charakter erhielten und man so auch zu einer Verbesserung der Ergebnisqualität beitragen könne.
Mediana-Geschäftsführer Dr. Stefan Arend, der aus der Sicht der Leistungsanbieter sprach, lobte die Pflegeversicherungsreform im Ganzen, machte jedoch auf einige Schwachstellen aufmerksam, die sich schon jetzt, noch vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes abzeichnen würden. So seien zwar die Leistungserweiterungen im Bereich der ambulanten Pflege und für Demenzerkrankte sehr zu begrüßen, die erheblichen Anstrengungen und Fortschritte in der stationären Pflege, zum Bespiel durch die modernen Wohngruppenmodelle und durch Hausgemeinschaften würden leider in keiner Weise gewürdigt.
„Die deutlichen Unterschiede in Sachen konzeptioneller Qualität in der stationären Pflege werden nicht erkannt, sondern alle Heime werden einfach über einen Kamm geschoren“, kritisierte Arend. Zudem habe man sich im Gesetzentwurf noch nicht auf eine Definition von Pflege und Pflegebedürftigkeit einigen können.
 Zum Abschluss der Tagung sprach der bekannte Fernsehjournalist Peter Hahne und lobte das Engagement der in der Pflege Tätigen. Die „Servicewüste Deutschland“ würde es nach seinem ganz persönlichen Empfinden in der Pflege so nicht geben. Von daher wäre es auch sehr schade, dass die Medien oftmals nur ein paar negative Bespiele bei der Berichterstattung herauspicken und all das Gute darüber vergessen machen.
Zum Foto: Zufriedene Gesichter bei zwei Referenten nach intensiven Gesprächen zur Pflegeversicherungsreform in Berlin: Mediana-Geschäftsführer Dr. Stefan Arend und der bekannte Fernsehjournalist Peter Hahne (re.).